Neue Wege in der Talentförderung

Max-Planck-Präsident Stratmann unterstreicht, wie wichtig eine effektive Nachwuchsförderung für die eigene Forschungsorganisation und das deutsche Wissenschaftssystem ist

Um international die besten Talente zu gewinnen, brauche man attraktive Angebote und eine starke Sichtbarkeit, sagte Max-Planck-Präsident Martin Stratmann bei der Festversammlung zum Abschluss der 68. Jahresversammlung im Erfurter Kaisersaal. Ein zentraler Beitrag seien hier die neuen Max Planck Schools, die in Kooperation mit der Hochschulrektorenkonferenz und weiteren Partnern entstehen. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, bekräftigte in seiner Ansprache, dass das BMBF die Förderung bereitstellen will. Bereits im Frühjahr kommenden Jahres sollen sich die ersten Promovierenden bewerben können.

Angesichts des wachsenden Wettbewerbs um die besten Talente setzt Max-Planck-Präsident Martin Stratmann vor allem auf Initiativen zur Verbesserung der Nachwuchsförderung. „Wir haben 2015 bereits 50 Millionen Euro pro Jahr in die Hand genommen, um Doktoranden und Postdoktoranden mit attraktiven Verträgen auszustatten. Zudem sorgen wir mit neuen Richtlinien für vernünftige Betreuungsverhältnisse und stellen sicher, dass neben der wissenschaftlichen Arbeit weitere Qualifizierungen erreicht werden können“, sagte Stratmann bei seiner Ansprache. Da eben nur ein kleiner Teil der knapp 9.000 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in der MPG tatsächlich dauerhaft in der Forschung bleibe, komme Kursangeboten zur Beratung über alternative Karrierewege große Bedeutung zu. „Es gilt also nicht nur: Talente fördern für die Wissenschaft, sondern genauso wichtig ist: Wissenschaft fördert Talente – und zwar in allen Bereichen“, unterstrich Stratmann.

Da es in Deutschland keine Zentren mit der internationalen Strahlkraft von Harvard, dem MIT oder Oxford gebe, habe das deutsche Wissenschaftssystem aber Nachteile bei der Gewinnung internationaler Spitzenstudenten für die Promotion. Genau das sollen die Max Planck Schools ändern helfen. Konzipiert als überregionale Forschungs- und Ausbildungsnetzwerke sollen bundesweit herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf zukunftsweisenden Themenfeldern der Geistes-, Sozial-, Natur- und Lebenswissenschaften zusammenkommen. „In diesen Schools wollen wir die verteilte Exzellenz Deutschlands bündeln und auch international sichtbar machen“, erklärte Stratmann. Genau diese Sichtbarkeit sei im Wettbewerb entscheidend. Ihn freue besonders, dass „es gelungen ist, dieses Projekt gemeinsam mit führenden deutschen Hochschulen und anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen anzugehen“. Zunächst sind drei Max Planck Schools für eine Pilotphase von fünf Jahren geplant, die Auswahlentscheidung soll noch im Juli fallen. Stratmann stellt dabei heraus, dass die Schools eine Initiative aus der Wissenschaft für alle Akteure in der Wissenschaft seien. Es gehe bei der überregionalen Vernetzung nicht um Institutionen, sondern um die besten Köpfe aus Universitäten, der MPG und anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Podiumsgespräch zu Karrierefragen

Die Karrierebedingungen im Forschungsbetrieb waren bei der Festversammlung auch Thema bei einer Podiumsdiskussion. Reinhard Jahn, Göttinger Max-Planck-Direktor und Vorsitzender der Präsidentenkommission zur Nachwuchsförderung in der MPG, diskutierte dabei mit Florian Meinel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der juristischen Fakultät der Humboldt-Universität und früherer Sprecher der Jungen Akademie, sowie Henrike Müller-Werkmeister, die als Postdoktorandin an einem Hamburger Max-Planck-Institut forscht. Die Moderation übernahm der freie Publizist und Journalist Florian Felix Weyh.

Das 68. Jahrestreffen hatte am Vortag mit der Verleihung des Wissenschaftspreises des Stifterverbandes in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität in Jena begonnen. Geehrt mit dem mit 50.000 Euro dotierten Preis wurde Peter H. Seeberger für seine Pionierleistungen zur automatisierten Zuckersynthese, die die Entwicklung neuartiger Impfstoffe ermöglicht und bereits zu mehreren Firmenausgründungen geführt hat. Den Preis überreichte der Präsident des Stifterverbandes, Andreas Barner, gemeinsam mit Max-Planck-Präsident Martin Stratmann. Die Laudatio hielt der Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, Ferdi Schüth. Krönung des Abends war eines Podiumsgesprächs, bei dem der Preisträger seine Forschung im Detail erläuterte. Im Anschluss fand auf Einladung des Thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow ein Empfang im heute als Veranstaltungssaal genutzten Volksbad Jena statt. Zu der Tagung waren insgesamt rund 600 Teilnehmer erwartet worden, zu weiteren hochrangigen Gästen gehörten Thüringens Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee, der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium Georg Schütte, der Präsident der Friedrich-Schiller Universität Walter Rosenthal sowie mehrere Max-Planck-Nobelpreisträger.

Joachim Gauck als Senator gewählt

Im Rahmen der Jahresversammlung wurden am Mittwoch auch herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgezeichnet, darunter die 30 diesjährigen Preisträger der Otto-Hahn-Medaillen. Zudem tagten die Gremien der Max-Planck-Gesellschaft. Neben Senat und Verwaltungsrat sind dies die Sektionen, die unter anderem über die Berufung neuer Wissenschaftlicher Mitglieder beraten. Die Mitgliederversammlung wählte zehn neue Senatoren, darunter der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck (Die Mitglieder des Senats). Zudem verabschiedete das Gremium den aktuellen Jahresbericht 2016. Dieser enthält neben den zentralen Daten und Fakten auch drei Berichte über Forschungsprojekte aus den drei Sektionen: Johannes Krause, Direktor am Jenaer Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, schreibt über die Revolution der genetischen Forschung und die daraus resultierenden Erkenntnisse zur Evolution des Menschen, Volker Mailänder und Katharina Landfester thematisieren die  Potenziale von Nanomaterialien als Wirkstofftransporter in der Medizin und Matthias Mann beschäftigt sich mit der Proteomik in ihrem Wandel von der Grundlagentechnologie zum universellen Diagnose-Tool.

Mit drei Instituten in Thüringen präsent

Die Max-Planck-Gesellschaft forscht in Thüringen an drei Instituten, alle am Standort Jena, mit zusammen etwa 750  Mitarbeitern: Die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie, des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie sowie des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte sind zusätzlich zu ihrer starken internationalen Orientierung auch eng in die Forschungsstrukturen der Region eingebunden. Neben Honorarprofessoren an der Friedrich-Schiller-Universität Jena gehören dazu auch Forschungsprojekte wie das Jena-Experiment, eines der weltweit größten und am längsten währenden Biodiversitätsexperimente, welches von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie mitgegründet wurde und an dem heute zudem Forscher mehrerer Universitäten sowie des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) beteiligt sind. Zur weiteren Vernetzung mit der Universität Jena tragen die zwei von örtlichen Max-Planck-Instituten betriebenen International Max Planck Researchs Schools (IMPRS) zur Doktorandenausbildung bei. Dazu zählt neben der IMPRS des MPI für Biogeochemie die IMPRS des MPI für chemische Ökologie, die ein Partner der bei der Exzellenzinitiative ausgezeichneten Jenaer Graduiertenschule für Mikrobielle Kommunikation (JSMC) ist.


Über die Max-Planck-Gesellschaft

In den derzeit 84 Max-Planck-Instituten und Einrichtungen wird Grundlagenforschung in den Natur-, Lebens- und Geisteswissenschaften betrieben. Seit Gründung der Max-Planck-Gesellschaft 1948 sind 18 Nobelpreisträger aus ihren Reihen hervorgegangen. Die Max-Planck-Gesellschaft ist das internationale Aushängeschild für die deutsche Wissenschaft – neben fünf Auslandsinstituten betreibt sie 16 Max Planck Center mit Partnern wie der amerikanischen Universität Princeton, der Pariser Universität Sciences Po in Frankreich, dem University College London oder der Universität Tokio in Japan. Je zur Hälfte finanziert von Bund und Ländern, verfügte die Max-Planck-Gesellschaft 2016 über eine Grundfinanzierung von rund 1,69 Milliarden Euro.

JE

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