Patrick Cramer übernimmt als Max-Planck-Präsident

Auf der Festversammlung der Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen am 22. Juni 2023 übergab Martin Stratmann mit der Amtskette auch symbolisch die Aufgabe an seinen Nachfolger Patrick Cramer. Dieser würdigte die Verdienste Stratmanns und skizzierte in seiner Antrittsrede, welche drei großen Handlungsfelder er für eine zukunftsfähige Max-Planck-Gesellschaft sieht.

75 Jahre Max-Planck-Gesellschaft und ein Präsidentenwechsel – wie gut, dass in weiser Voraussicht Göttingen als Ort der Jahresversammlung 2023 gewählt wurde. Zum einen wurde die Max-Planck-Gesellschaft in ihrer heutigen Form in Göttingen gegründet. Zum anderen war Göttingen, genauer gesagt das Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaft, bisher die Wirkungsstätte von Patrick Cramer, dem neunten Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft.

In seiner Antrittsrede gab Patrick Cramer Antwort auf die Frage, wie es nach 75 Jahren erfolgreich mit der Max-Planck-Gesellschaft weitergehen soll. Der neue Präsident benannte drei für ihn zentrale Handlungsfelder: Menschen gewinnen und fördern, Prozesse und Strategien erneuern, gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen.

Menschen gewinnen und fördern

Exzellente Forschung braucht Freiraum für Kreativität- und zwar auf allen Karrierestufen. Cramer liegen insbesondere die jungen Forschenden am Herzen. „Um Talente zu gewinnen, müssen wir uns noch mehr anstrengen. Zusätzlich zu den Promotions-Programmen schlage ich daher ein interdisziplinäres Postdoc-Programm vor. So gewinnen wir die Besten, eröffnen früh Karrierewege und fördern Synergien zwischen Instituten.“ Mit Blick auf die Diskussionen um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz sagte er: „Wir brauchen einen gesetzlichen Rahmen, der Flexibilität schafft und Wissenschaftskarrieren ermöglicht.“ Mit Menschen fördern, meint Cramer auch, sie in ihrer Vielfalt wahrzunehmen, anzuerkennen: „Mir ist wichtig, zu sagen: ALLE sind willkommen, die unsere Werte teilen.“

In diesem YouTube-Video spricht Patrick Cramer über die Handlungsfelder seiner Amtszeit.

Patrick Cramer skizziert seine Ziele

In diesem YouTube-Video spricht Patrick Cramer über die Handlungsfelder seiner Amtszeit.
https://www.youtube.com/watch?v=2UFVX-9vzp8

Prozesse und Strategien erneuern

Im Fokus steht hier die Weiterentwicklung der internationalen Strategie der Max-Planck-Gesellschaft unter erschwerten Bedingungen, etwa den Folgen des Brexits, eingeschränkter Wissenschaftsfreiheit in Teilen Osteuropas, oder ideologischen Strömungen in den USA und China. Es gilt, neue Partner in Asien, Afrika und Lateinamerika zu gewinnen und diesen auf Augenhöhe zu begegnen, ohne eurozentrischen Blick, so Cramer. Damit Max-Planck im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleibt, sind aber auch Entwicklungsstrategien für Standorte, Verwaltungen und Zentren erforderlich. „Wir sollten größere Einheiten im wissenschafts-unterstützenden Bereich schaffen. Das fördert die Attraktivität, wissenschaftliche Autonomie und thematische Entwicklung unserer Institute“, betont der Neue.

Gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen

Cramer sieht hier zum einen hohe ethische Maßstäbe für die Forschung, die dabei auch möglichst umweltverträglich erfolgen sollte. Zum anderen geht es darum erzielte Ergebnisse frei zugänglich zu publizieren und Chancen und Risiken, die sich aus der Forschung ergeben, zu benennen. Darüber hinaus möchte er ein Nachhaltigkeitskonzept erarbeiten, um die MPG bis spätestens 2035 klimaneutral zu machen. Und er möchte die Stimme der Wissenschaft hörbar in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen sowie den Transfer von Wissen und Technologien erleichtern.

Übergabe in turbulenten Zeiten

Cramer übernimmt das Amt in turbulenten Zeiten von Martin Stratmann, der die renommierte Forschungsorganisation in den vergangenen neun Jahre geleitet hat. Auf den Brexit und zwei Pandemie-Jahre folgte der noch immer andauernde russische Angriffskrieg in Osteuropa, der die Energiepreise explodieren ließ und zum Abbruch wichtiger wissenschaftlicher Projekte geführt hat. „Gemeinsam mit der Generalverwaltung und den Instituten hast Du uns bis hierher gut durch Pandemie und Energiekrise geleitet“, bedankte sich Patrick Cramer bei seinem Vorgänger.

Sechs Nobelpreise in neun Jahren

Wissenschaftlich gesehen, waren es jedoch besonders erfolgreiche Jahre für die MPG: In Stratmanns Amtszeit gingen alleine sechs Nobelpreise an Max-Planck-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – davon fünf in den letzten drei aufeinander folgenden Jahren. „Es sind natürlich die Erfolge der einzelnen Preisträgerinnen und Preisträger“, so der scheidende Präsident, „die ich aber zumindest fördern konnte.“ Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs mit einem einheitlichen Fördervertrag und verbindlichen Leitlinien, war Stratmann ein zentrales Anliegen. 50 Millionen Euro hat die MPG dafür in die Hand genommen.

Exzellenzkerne für Mittel- und Osteuropa

Eine weitere Herzensangelegenheit war für ihn die Vernetzung – auf nationaler und internationaler Ebene. Mit Dioscuri hob Stratmann ein Programm aus der Taufe, um die Wissenschaft in Ost- und Mitteleuropa zu stärken. Er etablierte ein Vernetzungsprogramm mit Afrika gemeinsam mit der Alexander-von-Humboldt Stiftung. Und mit dem Cyber Valley schuf er ein europaweit sichtbares Zentrum für die KI-Forschung und einen Ausgangspunkt für die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft. Mit der Gründung des MPI für Sicherheit und Privatsphäre half er, das Forschungsgebiet der Computer Sciences in der Max-Planck-Gesellschaft weiter auszubauen.

Attraktoren für den internationalen Nachwuchs

Mit den Max Planck Schools entwickelte Stratmann ein Pilotprojekt, um die „verteilte Exzellenz“, wie er es nannte, in Deutschland zu bündeln und sichtbar zu machen. Damit entstanden auch neue innovative Ansätze wie die Lab Rotations, die es jungen Nachwuchsforschenden ermöglichen, verschiedene Stationen auszutesten, bevor sie sich final für ein Dissertationsprojekt entscheiden.

Die Agentur für Sprunginnovationen ging ebenfalls auf einen Vorschlag Stratmanns zurück, der mit MAX Entrepreneur auch eine neue Startup-Kultur in der Max-Planck-Gesellschaft fördern möchte. Zugleich gelang es ihm mit klaren Vorgaben für mehr Geschlechtergerechtigkeit, die Max-Planck-Gesellschaft wenigstens etwas weiblicher zu machen. Das Ziel, dass es an jedem Max-Planck-Institut mindestens eine Direktor*in geben muss, gilt auch über seine Amtszeit hinaus.

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