Den europäischen Forschungsraum mitgestalten
Max-Planck-Präsident Martin Stratmann spricht zum Abschluss der 70. Jahresversammlung über die Zukunft des europäischen Forschungsraums
„Der Europäische Forschungsraum ist ein Zukunftsversprechen“, sagte Max-Planck-Präsident Martin Stratmann in seiner Festrede in der Altonaer Fischauktionshalle anlässlich der 70. Jahresversammlung in Hamburg. Diese Verantwortungsgemeinschaft aktiv mitzugestalten, sei zentrale Aufgabe der Max-Planck-Gesellschaft. In seinem Vortrag ging der wenige Stunden zuvor in seinem Amt bestätigte Max-Planck-Präsident auf Risiken ein, die die Entwicklung des Europäischen Forschungsraums vor Herausforderungen stellt.
Neben der Komplexität, die zu langsameren Entscheidungen im Vergleich zu Wettbewerben wie China oder den USA und wissenschaftsfeindlichen Vorgaben führen könne, warnte Stratmann vor allem vor einem Leistungsgefälle in der Wissenschaft: „Der Europäische Forschungsraum stimuliert Mobilität, die innerhalb Europas zu einem brain drain statt einer brain circulation führen kann.“ Dies ließe Unterschiede zwischen Mitgliedstaaten größer werden – mit gravierenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Daher Stratmanns Appell: „Wir brauchen eine Stärkung des Forschungsraumes in allen Regionen durch Konsens und den Willen, auf Herausforderungen rasch und flexibel zu reagieren.“ So setze sich der Max-Planck-Präsident beispielswiese für die sogenannte ELLIS-Initiative ein wie auch Dioscuri. Das neu aufgelegte Programm zielt darauf ab wissenschaftliche Leuchttürme in Mittel-, Ost- und Südosteuropa zu etablieren.
Auf Eigeninitiative setzen
Eine weitergefasste Perspektive nahm Kiran Klaus Patel von der Universität Maastricht in seinem Festvortrag ein: Der deutsch-britische Historiker sprach zum Thema „Europe in turmoil: Lessons from the History of European Integration“. Um die Zukunft Europas drehte sich auch die anschließende Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Protagonisten der europäischen Wissenschaft: Venki Ramakrishnan, Präsident der Royal Society, und Maciej Żylicz, Präsident der Stiftung für die polnische Wissenschaft. Eröffnet hatte die Festversammlung der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Peter Tschentscher: „Für Hamburg, den größten Standort für Wissenschaft und Forschung in Norddeutschland, sind die Max-Planck-Institute eine große Bereicherung. Ich freue mich, dass sich die Max-Planck-Gesellschaft für ihr 70. Jahrestreffen in Hamburg versammelt.“
Stifterverbandspreis für Wolfgang Baumeister
Den Auftakt zur 70. Jahresversammlung mit rund 800 Teilnehmern hatte die Verleihung des Stifterverbandspreises gemacht: Wolfgang Baumeister erhält den Preis für seine Spitzenleistungen auf dem Gebiet der Kryo-Elektronentomographie. Damit hat der Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie eine Methode entwickelt, die der Strukturforschung ganz neue Möglichkeiten und zahlreiche Anwendungsfelder eröffnet. Die Jury begründet die Auszeichnung mit der hohen wirtschaftlichen Relevanz der Methode, die sich in wichtigen Gebieten der Hochtechnologie, wie der Elektronik, der Materialtechnik und der Pharmazie, zeigt. Mithilfe der Kryo-Methode können größere räumliche Strukturen von Zellen bis hin zu elektronischen Bauelementen tomographisch erfasst und mit höchster Auflösung analysiert werden. Den Preis überreichte der Vizepräsident des Stifterverbandes, Kurt Bock, gemeinsam mit Max-Planck-Präsident Martin Stratmann. Die Laudatio hielt Andrei Lupas, Direktor am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie. Anschließend erläuterte Wolfgang Baumeister seine Forschung in einem Vortrag.
Max-Planck-Präsident Martin Stratmann im Amt bestätigt
Am Mittwoch und Donnerstag kamen die Gremien der Max-Planck-Gesellschaft im Emporio Tower Hamburg zusammen: Neben Senat und Verwaltungsrat sind dies die Sektionen, die unter anderem über die Berufung neuer Wissenschaftlicher Mitglieder beraten. In der Mitgliederversammlung wurden die Ergebnisse der Max-Planck-weiten Mitarbeiterumfrage zu Arbeitskultur und -atmosphäre erstmals vorgesellt sowie der aktuell erscheinende Jahresbericht 2018 verabschiedet. Der Senat der Max-Planck-Gesellschaft bestätigte den amtierenden Präsidenten Martin Stratmann für die im Juni 2020 beginnende neue Amtsperiode. So lautete eines der zentralen Ergebnisse Senatssitzung. Die unter der Leitung des nichtwissenschaftlichen Vizepräsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, Andreas Barner (Boehringer Ingelheim) einberufene Senatskommission hatte Martin Stratmann vor dem Hintergrund der positiven Rückmeldungen aus dem Kreis der Wissenschaftlichen Mitglieder eine zweite Amtszeit angetragen. „Das Amt des Präsidenten bietet eine großartige Chance, die Max-Planck-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit ihren Gremien zu gestalten. Und die kommenden Jahre werden besonders spannend“, so Stratmann nach seiner Wiederwahl. Aus persönlichen Gründen behält er sich jedoch vor, das Amt vorzeitig niederzulegen, ggf. mit Ablauf der Hauptversammlung 2023.
Ausgezeichneter wissenschaftlicher Nachwuchs
Auch 2019 nutzte die Max-Planck-Gesellschaft ihr Jahrestreffen für eine besondere Ehrung: 28 junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler erhielten dieses Jahr die Otto-Hahn-Medaille – für herausragende wissenschaftliche Leistungen, die sie in der Regel im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erbracht haben. Die feierlichen Verleihungen der Medaillen fanden im Rahmen der Sektionssitzungen statt. Dort wurden die jungen Talente den Direktorinnen und Direktoren ihrer jeweiligen Sektion vorgestellt und gewürdigt.
Drei Institute unterhält die Max-Planck-Gesellschaft in Hamburg: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht und des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Struktur der Materie sind trotz ihrer starken internationalen Orientierung auch eng in die Forschung der Region eingebunden: „An zwei der im Rahmen der Exzellenzstrategie bewilligten vier Cluster – ‚Climate, Climatic Change, and Society‘ sowie ‚Advanced Imaging of Matter‘ – sind wir mit Hamburger Max-Planck-Instituten maßgeblich beteiligt“, so Max-Planck-Präsident Martin Stratmann weiter. Dies zeuge von einem perfekten Zusammenspiel von universitärer und außeruniversitärer Forschung.
Über die Max-Planck-Gesellschaft
In den derzeit 86 Max-Planck-Instituten und Einrichtungen betreiben über 6.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, mehr als 3.400 Doktoranden sowie knapp 2.000 Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler Grundlagenforschung in den Natur-, Lebens- und Geisteswissenschaften. Seit Gründung der Max-Planck-Gesellschaft 1948 sind 18 Nobelpreisträger aus ihren Reihen hervorgegangen. Die Max-Planck-Gesellschaft ist das internationale Aushängeschild für die deutsche Wissenschaft – neben fünf Auslandsinstituten betreibt sie 20 Max-Planck-Center mit Partnern wie dem US-amerikanischen Princeton, Science Po in Frankreich, dem University College London/UK oder der Universität Tokio in Japan. Je zur Hälfte finanziert von Bund und Ländern, verfügte die Max-Planck-Gesellschaft 2018 über eine Grundfinanzierung von rund 1,8 Milliarden Euro.
(Personalzahlen mit Stichtag 31.12.2018)
PM
Hinweis: Diese Meldung wurde am 25., 26. , 27. und 28. Juni 2018 aktualisiert.