Genuss von Wildtierfleisch sinkt während Ebola-Epidemie

Haushaltseinkommen und das Wissen um Gesundheitsrisiken wirkten sich auf den Buschfleischkonsum in Westafrika aus

Neu ausgewertete Umfragedaten aus Liberia zeigen, dass die Menschen während der Ebola-Krise weniger Buschfleisch konsumierten und generell weniger aßen. Wohlhabendere Haushalte reduzierten ihren Buschfleischkonsum dabei weniger stark als ärmere Haushalte. Außerdem aßen Menschen, die besser über die Risiken des Buschfleischkonsums Bescheid wussten, wesentlich weniger davon.

Das Fleisch von Wildtieren (Buschfleisch) ist einerseits eine wichtige Protein- und Einkommensquelle für Menschen im tropischen Afrika, andererseits bedroht die Buschfleischjagd die Artenvielfalt. Möglicherweise erhöht der Verzehr von Buschfleisch aber auch das Risiko, an Infektionen wie Ebola zu erkranken, die von Wildtieren auf den Menschen übertragen werden.

Weniger Verzehr von Wildfleisch

Ein internationales Forscherteam vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat jetzt erforscht, ob sich der Buschfleischkonsum während der Ebola-Krise verändert hat. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich die Anzahl der Mahlzeiten generell verringert hatte, der Buschfleischkonsum in wohlhabenderen Haushalten aber weniger gesunken war als in ärmeren Haushalten. „Ärmere Haushalte konnten sich Buschfleisch wahrscheinlich nicht mehr leisten, da die Preise während der Krise stiegen“,  sagt Isabel Ordaz Németh, Erstautorin der Studie. „Es ist auch möglich, dass Jäger das Fleisch lieber verkauften, als es selbst zu verzehren, um das Haushalteinkommen während der Krise zu sichern. Oder sie gingen seltener auf die Jagd, aus Angst, sich mit dem Virus zu infizieren.“

Die allgemeine Schulbildung hatte zwar keinen Effekt auf den Buschfleischkonsum, aber Menschen, die um die Gesundheitsrisiken des Buschfleischverzehrs wussten, hatten davon weniger gegessen. Dies zeigt, dass sich Allgemeinbildung und spezifisches Wissen unterschiedlich auf menschliche Verhaltensmuster auswirken können.

Mit mehr als 28.000 Krankheitsfällen, darunter 11.300 Todesfällen, in Guinea, Liberia und Sierra Leone war die Ebola-Epidemie von 2014/15 die bislang größte. Diese tödliche Krankheit kann von infizierten Wildtieren wie Flughunden, Waldantilopen und nichtmenschlichen Primaten auf den Menschen übertragen werden. Der Umgang mit Buschfleisch und sein Verzehr kann also das Risiko eines Menschen erhöhen, an Ebola zu erkranken.

Die Forscher analysierten Daten aus zwei landesweiten Umfragen, die in Liberia vor (2010-2012) und während (2015) der Ebola-Krise durchgeführt worden waren. „Für die Umfrage mit dem Motorrad durchs Land zu reisen war eine echte Herausforderung. Manchmal wollten die Dorfbewohner uns nicht bei sich übernachten lassen, weil sie befürchteten, wir könnten mit dem Virus infiziert sein”, sagt Menladi Lormie, die die Datenaufnahme vor Ort leitete.

Trotz des Risikos ist der Konsum von Buschfleisch im tropischen Afrika weit verbreitet. Das Fleisch von Wildtieren ist eine wichtige Protein- und Einkommensquelle für Jäger, vor allem in ländlichen Gebieten. In Städten und anderen Regionen, die über eine bessere Infrastruktur verfügen, haben Konsumenten besseren Zugang zu alternativen Quellen tierischer Proteine wie Fisch oder Huhn.

Nachfrage könnte nach der Epidemie wieder steigen

Diese wurden während der Krise häufiger verspeist, obwohl die Preise wegen der höheren Nachfrage gestiegen waren. Dennoch änderten die Menschen ihre Vorliebe für bestimmte Buschfleischarten nicht dauerhaft. „Der Rückgang des Buschfleischkonsums während der Krise bedeutet nicht, dass die Menschen Buschfleisch nun nicht mehr mögen“, sagt Jessica Junker, Koordinatorin der Studie. „Geschmacksvorlieben und Traditionen spielen eine wichtige Rolle bei der Nahrungsmittelwahl. Wahrscheinlich wird der Buschfleischkonsum nach der Krise wieder steigen.“

„Um ähnliche Krisen zu verhindern, müssen unsere Bemühungen vielmehr darauf abzielen, die Jagd auf Wildtiere zu reduzieren", sagt Ordaz Németh. "Das schaffen wir aber nur, wenn sich die Existenzgrundlage und Ernährungssicherheit der Menschen in diesen Ländern bessert. So könnten Kampagnen die Menschen über die Gefahren des Buschfleischkonsums aufklären. Unser multidisziplinärer Ansatz, die Folgen der Ebola-Krise zu untersuchen, hilft besser einzuschätzen, wie sich Katastrophen auf sozio-ökologische Systeme auswirken und wie wir mit künftigen Krisen besser umgehen können.“

SJ/HR

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht