Einblicke in genetische Ursachen der Schizophrenie

Aufdeckung könnte künftig Diagnose durch Biomarker erleichtern

Für Schizophrenie gibt es kaum Biomarker oder Diagnosetests und auch Medikamente wirken bei vielen Patienten nur eingeschränkt. Das PGC-SZ (Psychiatric Genetic Consortium - Schizophrenia), darunter Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, hat jetzt über 100 genetische Bereiche identifiziert, die mit Schizophrenie im Zusammenhang stehen. Die Ergebnisse weisen auf Moleküle hin, die derzeit als vielversprechende Angriffspunkte für neue Medikamente gelten. Außerdem stützen sie aktuelle Theorien zur Entstehung der Schizophrenie. Die Erkenntnisse können nun als Grundlage für weitere Studien zur Entwicklung neuer Medikamente oder zur Aufklärung der molekularen Ursachen der Schizophrenie dienen.

Schizophrenie ist eine erbliche Krankheit, angeborene genetische Varianten sind also eine wichtige Ursache dieser Erkrankung. Da es kaum Biomarker oder diagnostische Tests gibt, beruht die Diagnose der Krankheit derzeit fast ausschließlich auf der Einschätzung des behandelnden Arztes. Auch medikamentöse Therapien zur Behandlung wirken bei vielen Patienten kaum.

Das PGC-SZ, darunter Bertram Müller-Myhsok, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, hat nun eine genomweite Assoziationsstudie durchgeführt und dabei über 100 Bereiche im Erbgut gefunden, die mit Schizophrenie in engem Zusammenhang stehen.

„Neben völlig neuen Molekülen haben wir in unserer Studie auch solche identifiziert, die derzeit als besonders vielversprechende Angriffspunkte für neue Medikamente gelten oder die aktuellen Theorien zur Entstehung der Schizophrenie stützen“, stellt Bertram Müller-Myhsok fest. „Unsere Erkenntnisse könnten nun als Grundlage für weitere Studien zur Entwicklung neuer Medikamente dienen.“ Vor allem könnten Genvarianten, die zu veränderten Aktivitäten von Synapsen, die den Botenstoff Glutamat nutzen, oder von Calciumkanälen führen, als Biomarker für die künftige Diagnose von Schizophrenie dienen oder ein besseres Verständnis der molekularen Ursachen ermöglichen.

Solche Assoziationen mit Genen, die im zentralen Nervensystem eine entscheidende Rolle spielen, sind besonders wichtig für die Entwicklung künftiger Behandlungsstrategien. In der neuen Studie konnte auch der bereits bekannte Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Gen für das Typ-2 dopaminerge Rezeptor-Protein (DRD2) bestätigt werden. „Alle derzeit vorhandenen anti-psychotischen Medikamente wirken vermutlich dadurch, dass sie DRD2 blockieren“, erklärt Bertram Müller-Myhsok. „Seitdem dieser Mechanismus vor über 60 Jahren entdeckt worden ist, sind keine weiteren wirksamen anti-psychotischen Medikamente mehr entwickelt worden, die auf andere Moleküle abzielen.“

Der Stillstand in der Medikamentenentwicklung beruht also größtenteils darauf, dass die krankheitsverursachenden Mechanismen bisher noch unbekannt sind. Folglich wäre die Erforschung der eigentlichen Ursachen der Schizophrenie ein entscheidender Schritt hin zu einer Optimierung von Therapie und Behandlungsergebnis.

AN/HR

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