Auslöser für aggressive Tumore bei chronisch lymphatischer Leukämie identifiziert
Ein neu entdecktes Protein könnte ein Ziel für eine medikamentöse Therapie sein
Patienten mit einer chronischen lymphatischen Leukämie können im Verlauf der Erkrankung ein aggressives Lymphom entwickeln. Forschungsgruppen der Uniklinik Köln und vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung konnten jetzt ein Protein identifizieren, welches in vielen Fällen verantwortlich für die Ausbildung eines aggressiven Lymphoms ist. Dieses Protein könnte ein Ziel für medikamentöse Therapien sein.
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 6000 Menschen an einer chronischen lymphatischen Leukämie. Diese Art der Leukämie ist somit in der westlichen Welt die am häufigsten vorkommende Leukämieform und tritt vor allem im höheren Lebensalter auf. Etwa zwei bis zehn Prozent der Patienten entwickeln im Verlauf der Krankheit ein aggressives Lymphom. Für diese Patienten stehen zurzeit nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Welche Prozesse die Transformation zum aggressiven Tumor auslösen, ist bisher noch nicht bekannt.
Die Kölner Forschenden vermuteten ein Protein, genannt Proteinkinase B, als Auslöser der aggressiven Lymphome. Dieses Protein wirkt in einem Signalweg, welcher unter anderem die Zellteilung, die Reifung und das Überleben bestimmter Blutzellen beeinflusst. Sie untersuchten Tumorproben von Leukämie Patienten mit und ohne aggressive Lymph-Tumore. „Unsere Daten zeigen, dass die Aktivierung des Proteins häufig bei aggressiven Tumoren beobachtet wird, sowohl mit als auch ohne genetische Mutationen in Risikogenen“, sagt Vivien Kohlhaas, eine der drei Erstautorinnen der Studie. „Dies deutet darauf hin, dass die von dem Protein aktivierten Signalwege in den Tumorzellen ein Schlüsselmerkmal im Krankheitsverlauf darstellen.“
Die entscheidende Rolle des Proteins bei der Entwicklung eines aggressiven Tumors konnten die Forschenden in Mäusen mit Lymphomen bestätigen, in denen das Protein dauerhaft angeschaltet wurde. Diese anhaltende Aktivierung verwandelte die Leukämie in ein aggressives Lymphom. Die klinischen Merkmale der Mäuse stimmten mit den Beobachtungen bei menschlichen Patienten überein.
Neuer Biomarker und Behandlungsoption
„Zusammengefasst deuten unsere Daten darauf hin, dass die Entwicklung der aggressiven Tumore bei diesen Leukämie Patienten nicht nur von Mutationen in Risikogenen abhängt, sondern auch durch einen veränderten Status eines potentiell onkogenen Signalwegs ausgelöst werden kann“, erklärt Thomas Wunderlich vom am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung. „Proteinkinase B könnte als neuer Biomarker für Hochrisiko-Leukämie in Betracht gezogen werden. Die Hemmung des von uns identifizierten Signalwegs ermöglicht eventuell eine zukünftige Behandlungsoption“, sagt Christian Pallasch aus der Uniklinik Köln.