„Jetzt kann ich eine Forscherkarriere in Deutschland planen"

Chun So vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie wird mit dem Otto Hahn Award ausgezeichnet. Ein Interview mit dem Nachwuchswissenschaftler

17. Juni 2020
Chun So studierte Zell- und Molekularbiologie an der Chinese University in Hong Kong und wurde schon während seines Studiums, das er 2016 abschloss, mit insgesamt 15 Preisen und Stipendien geehrt. Für sein Promotionsstudium, das er bis 2019 in der Abteilung Meiose von Melina Schuh am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie absolvierte, erhielt er ein Stipendium der Croucher Foundation. Seitdem forscht er weiterhin als Croucher-Stipendiat bei Melina Schuh und Ufuk Günesdogan an der Universität Göttingen. Mit dem Otto Hahn Award kann er nach einem Auslandsaufenthalt eine eigene Forschungsgruppe an einem Max-Planck-Institut seiner Wahl aufbauen.

Was bedeutet der Otto Hahn Award für Sie?

Der Otto Hahn Award kommt für mich wirklich unerwartet, und ich bin sehr dankbar für die Anerkennung unserer Arbeit. Nachdem ich im letzten Jahr meinen Doktortitel erhalten hatte, schlugen mir viele Freunde vor, während meiner Postdoc-Zeit die Erforschung anderer biologischer Prozesse in Betracht zu ziehen. Aber mit dieser Auszeichnung bin ich jetzt noch motivierter, meine Arbeit an Eizellen fortzusetzen. Und als Nachwuchswissenschaftler, der im akademischen Bereich bleiben wollte, war ich immer unsicher, wann und wo ich meine unabhängige Gruppe gründen sollte. Mit der außergewöhnlichen Chance, die mir der Otto HahnAward bietet, kann ich nun eine langfristige Forscherkarriere in Deutschland planen.

Was ist die Antriebsfeder für Ihre Forschung?

Meine Forschung konzentriert sich darauf, wie Eizellen während der Reifung die Hälfte ihrer Chromosomen absondern. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich zum ersten Mal die Maschinerie der Chromosomentrennung unter dem Mikroskop sah. Sie sieht ganz anders aus als ihr mitotisches Gegenstück, auf das wir normalerweise im Lehrbuch stoßen. Deshalb beschloss ich bald, meine Forschungslaufbahn darauf auszurichten. Ich will verstehen, wie Eizellen während der Meiose diese komplexe Maschinerie aufbauen, die im Vergleich zu ihrem mitotischen Gegenstück immer noch wenig verstanden wird.

Außerdem wird meine Forschung neue Erkenntnisse über Fehler in der Chromosomentrennung in Eizellen liefern, die in erster Linie zu Fehlgeburten und genetischen Störungen wie dem Down-Syndrom beitragen. Ich hoffe, dass meine Forschungsergebnisse in Zukunft in In-vitro-Fertilisationskliniken angewendet werden können, um Frauen mit Unfruchtbarkeitsproblemen zu helfen.

Was war die größte Herausforderung in Ihrer Forschung?

Die Entscheidung für ein neues Doktorandenprojekt.

Als ich die flüssigkeitsähnliche Spindeldomäne (LISD) beobachtete war dies für mich so unerwartet, dass ich mich dafür entschied, mein ursprüngliches Doktorandenprojekt aufzugeben. Aber glücklicherweise wurde meine Entscheidung von meinem Vorgesetzten, den Mitgliedern des Dissertationskomitees und der Croucher Foundation unterstützt.

Was macht die Forschung an einem Max-Planck-Institut so besonders?

Während meines Bachelor-Studiums habe ich an verschiedenen Instituten in Hongkong, China, Singapur, Großbritannien und Taiwan gearbeitet. Das Besondere an meiner Forschung im Rahmen der Max-Planck-Gesellschaft sind die Experten aus anderen Bereichen an verschiedenen Max-Planck-Instituten. Zum Beispiel profitierte meine Arbeit sehr von der Diskussion mit dem Hyman-Labor am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden und der Zusammenarbeit mit dem Möbius-Labor am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen.

Was kommt als nächstes?

Nach meiner Dissertation habe ich angefangen, mit in- und ausländischen In-vitro-Fertilisationskliniken zusammenzuarbeiten und die Maschinerie der Chromosomentrennung in menschlichen Eizellen zu untersuchen. In Zukunft beabsichtige ich, neue Modelle zur Untersuchung früherer Entwicklungsstadien von Eizellen zu entwickeln.

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