Artemisia annua in Labortests gegen das Coronavirus

Pflanzenextrakte werden in Studien an Zellkulturen auf ihre Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 untersucht

14. April 2020

Laborstudien an Zellen sollen Hinweise liefern, ob sich Extrakte aus dem einjährigen Beifuß (Artemisia annua) oder Derivate von Artemisinin, das aus der Pflanze gewonnen wird, als Wirkstoff gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 eignen könnte. Die Untersuchungen nimmt ein Team des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam gemeinsam mit dem US-Unternehmen ArtemiLife Inc. und medizinischen Forscherinnen und Forschern in Dänemark und Deutschland vor.

Gegenwärtig gibt es keine wirksamen Behandlungen gegen Covid-19. Deshalb werden Medikamente, die üblicherweise gegen Malaria oder Ebola eingesetzt werden sowie antivirale Arzneimittel für den Einsatz gegen Covid-19 in Betracht gezogen. Behandlungen mit Kräutern, die in der Traditionellen Chinesischen Medizin angewendet werden, wurden im Zuge der Ausbrüche von SARS-CoV und MERS-CoV zur Behandlung von Coronavirus-Infektionen erforscht. Erste Studien in China zeigten, dass der alkoholische Extrakt aus einjährigem Beifuß (Artemisia annua) das zweitstärkste pflanzliche Arzneimittel war, das gegen das Virus SARS-CoV von 2005 verwendet wurde.

„Ich freue mich, dass bei den Zellstudien mit Artemisia annua gegen das Coronavirus internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem akademischen und privaten Bereich zusammenarbeiten“, sagte Peter H. Seeberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam.

Covid-19 wird durch das Schwere-akute-respiratorische-Syndrom-Coronavirus-2 (SARS-CoV-2) verursacht, ein einzelsträngiges (+)ssRNA-Virus, das für Menschen ansteckend ist. SARS-CoV-2 gehört der gleichen Untergattung an wie der Coronavirusstamm, der in den frühen 2000er-Jahren für den Ausbruch von SARS verantwortlich war. Das Virus SARS-CoV-2 ist unter den bekannten Beta-Coronaviren einzigartig, da es eine mehrbasische Spaltstelle aufweist, ein genetisches Merkmal, das bei anderen Viren bekanntermaßen die Pathogenität und Übertragbarkeit erhöht.

Extrakte von Artemisia annua zeigen nur eine sehr geringe Toxizität

„Angesichts der Ähnlichkeiten zwischen den beiden Viren müssen Pflanzenextrakte und Artemisinin-Derivate gegen das neue Coronavirus getestet werden, und unsere internationale Kooperation macht genau das möglich“, so Seeberger weiter.

Die Zellstudien werden in Forschungseinrichtungen in Dänemark und Deutschland mit Pflanzenextrakt von Artemisia annua und mit reinen Derivaten, die aus der Pflanze isoliert wurden, wie etwa Artemisinin, durchgeführt. Behandlungen mit einem Artemisinin-Derivat und auf Artemisinin basierende Kombinationstherapien (ACTs), gehören heute weltweit zur Standardbehandlung von Malaria, sogar bei Neugeborenen. Extrakte aus Artemisia annua zeigen nur eine sehr geringe Toxizität.

ArtemiLife Inc., ein Unternehmen mit Sitz in den USA, stellt das notwendige Pflanzenmaterial für die Studien zur Verfügung. „Im Laufe der letzten Jahre haben wir zusammen mit Landwirtschaftsexperten in Kentucky Artemisia annua studiert, das wir auf unseren Feldern angebaut haben“, sagte Adam J. Maust, CEO von ArtemiLife Inc.. „Wir haben das Privileg, bei diesen Studien mit dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung zusammenarbeiten zu können.“

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