‚Klimaneutrale Gesellschaft‘ auf dem Podium

Zur Finissage des Jubiläumsjahres diskutierten Wissenschaft und Politik, wie der Umbau gelingen kann

11. März 2024

Der menschengemachte Klimawandel schreitet immer rascher voran und seine Folgen werden die Erde massiv verändern, Landstriche unbewohnbar machen, neue Migrationsbewegungen und damit zahlreiche Konflikte nach sich ziehen. Bereits in den 1970er-Jahren fand der Hamburger Max-Planck-Forscher und Nobelpreisträger Klaus Hasselmann eine Methode, um nachzuweisen, dass der CO2-Anstieg in der Atmosphäre menschengemacht ist. Seitdem ist wenig geschehen, um der Erderwärmung zu begegnen. Wie die bundesdeutsche Politik diese Herausforderung meistern kann, war Thema einer Podiumsdiskussion in Hamburg, mit der die Max-Planck-Gesellschaft ihr Jubiläumsjahr und die Tournee der Wanderausstellung „Pioniere des Wissens“ am 1. März beendete.

Mit dabei waren Max-Planck-Präsident Patrick Cramer und Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. Die Grünen-Politikerin ist auch Zweite Bürgermeisterin der Hansestadt, wo das Max-Planck-Institut für Meteorologie seinen Sitz hat. Direktor Jochem Marotzke war auf dem Podium ebenfalls vertreten. Er steuerte wichtige Forschungsfakten über den Klimawandel bei, unter anderem, dass „die CO2-Emmission auf Null begrenzt werden muss.“

Stefan Aykut von der Universität Hamburg brachte die wenig beachtete Perspektive der soziologischen Forschung ein. Diese liefert dringend benötige Erkenntnisse über gesellschaftliche Dynamiken, die das Umweltverhalten und die Akzeptanz eines Wandels, der auch das Individuum in seinem Konsum- und Alltagsverhalten direkt betrifft, beeinflussen. Diese Forschung sei zugunsten technischer und naturwissenschaftlicher Projekte unterfinanziert, so Aykut, sei aber wichtig, um Transformationsprozesse politisch besser aufzusetzen und Menschen mitzunehmen, denn die meisten Bürgerinnen und Bürger, da war sich das Podium einig, treffen Entscheidungen auf kurze Sicht, was beim Klimaschutz fatal ist. „Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“, urteilte auch Senatorin Fegebank. Staatliche Vorschriften wirken provozierend und umweltgerechte Maßnahmen, wie der Windanlagenausbau oder Einschränkungen beim Individualverkehr führen oft zu Spannungen mit anderen Politikbereichen, wie Umweltschutz oder Wirtschaft. Die Politik bewege sich deshalb in einer „Dauerkonfliktsituation“, die viele Wähler überfordere und für den Erfolg rechter Parteien sorge, die mit ihren einfachen Parolen Probleme wegschieben.

Neue Technologien

Patrick Cramer legte den Fokus auf neue Technologien, wie das Carbon Capture-Verfahren, für das die Max-Planck-Gesellschaft gerade umfangreiche Fördergelder erhalten habe. Auch seien Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Experten in der Kommunikation gefragt. Wie wichtig diese ist, hielt Fegebank fest. Die bei jungen Leuten beliebte Social Media-Plattform Tik Tok werde aktuell von der AfD dominiert, betonte Fegebank. „Wir sollten alle auf Tik Tok gehen, um das zu ändern.“ Dass der Kommunikation über die Klimafakten allerdings Grenzen gesetzt sind, betonte Jochem Marotzke, denn die Warnungen wirkten durch ihre Wiederholung abstumpfend. Wichtiger sei eine Kommunikation, die den Wandel klar benenne und ihn konstruktiv begleitet und gestaltet. Die neue Hamburger Klima-Hanse als Zusammenschluss wichtiger Forschungseinrichtungen sei dafür ein Beispiel. Gerade auf lokaler Ebene ist die Mitgestaltung besonders wichtig und für die Bürgerinnen und Bürger auch wahrnehmbar.

Der Abend klang aus mit der Enthüllung der Büste des Nobelpreisträgers Klaus Hasselmanns, die der Künstler Johann Brunner im Auftrag der Max-Planck-Gesellschaft gestaltet hat. Brunner ist freiberuflich als Maler, Bildhauer und Restaurator tätig. Der ehemalige Gründungsdirektor am Max-Planck-Institut für Meteorologie Klaus Hasselmann hatte 2021 für sein schon in den 1970er-Jahren entwickeltes statistisches Modell, mit dem sich die Erderwärmung dem Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre zuschreiben lässt, den Nobelpreis für Physik erhalten. Hasselmann nahm persönlich an der Veranstaltung teil und ließ es sich nicht nehmen, seine Büste gemeinsam mit seinen beiden Urenkeln zu enthüllen.

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