Neuaufbau des Jenaer Max-Planck-Instituts nimmt Fahrt auf

Die Klimaforscherin Ricarda Winkelmann wird zweite Gründungsdirektorin am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie

30. Juni 2023

Die Klimaforscherin Ricarda Winkelmann hat zum 1. Juli den Ruf als zweite Gründungsdirektorin am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena angenommen. Sie forscht derzeit am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und ist Professorin an der Universität Potsdam. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte liegt auf Rückkopplungen im Erdsystem - insbesondere untersucht sie Feedback-Mechanismen für die Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis. Dabei beschäftigt sie sich auch mit der Frage, ob und wann Kipppunkte erreicht werden, bei deren Überschreiten Entwicklungen wie etwa der Eisverlust unumkehrbar werden. Ricarda Winkelmann wird zum 1. Juli im Nebenamt starten und ihre hauptamtliche Tätigkeit am Jenaer Max-Planck-Institut dann im Herbst aufnehmen.
 

Das Jenaer Max-Planck-Institut für Geoanthropologie widmet sich einem Forschungsfeld, das für die Zukunft der Erde und der Menschheit prägend sein könnte. Es geht um die Frage, welche Rolle der Mensch im Erdsystem spielt: In welchem Umfang verändern seine Aktivitäten das Erdsystem und lösen damit Krisen wie etwa den globalen Klimawandel oder Pandemien aus? Und wie können die Menschen diesen Veränderungen entgegenwirken?  „Ich bin sehr froh, dass wir für dieses Institut in Jena mit Ricarda Winkelmann eine junge, herausragende Direktorin gewinnen konnten“, sagt Max-Planck-Präsident Patrick Cramer. „Diese Forschung ist für uns und unseren Planeten wirklich wichtig.“

Ab wann schrumpfen die Eisschilde unumkehrbar?

Ricarda Winkelmann geht unter anderem der Frage nach, welche unumkehrbaren Prozesse die Emission von Treibhausgasen und die dadurch verursachte Erderwärmung in den Eisschilden bewirken. Die Eismassen, die Grönland und die Antarktis bedecken, aber auch die Gletscher in den Gebirgen sind in den vergangenen Jahrzehnten stark geschrumpft. Winkelmann hat Methoden entwickelt, um die künftig zu erwartenden Veränderungen der Eisschilde zu berechnen. Dabei spielen Rückkopplungen, die solche Entwicklungen verstärken, eine große Rolle. Dank ihrer Forschung versteht die Klimawissenschaft diese Feedback-Mechanismen nun besser. Ihre Modelle ermöglichen es auch, Kipppunkte zu identifizieren, bei deren Überschreiten die Eismassen an Land unumkehrbar abschmelzen. Mit einem ähnlichen Ansatz untersucht die Wissenschaftlerin auch den dramatischen Verlust an tropischen Regenwäldern durch den menschengemachten Klimawandel und durch Abholzung. Auch hier geht es ihr um die Frage, ob der Rückgang der Regenwälder etwa im Amazonas irgendwann nicht mehr aufzuhalten ist, wenn ein bestimmter kritischer Wert überschritten wird. Dies hätte weitreichende Konsequenzen für uns alle, nicht zuletzt, da Regenwälder große Mengen Kohlendioxid aufnehmen und speichern.

Ricarda Winkelmann studierte an der Georg-August-Universität Göttingen Mathematik und Physik. 2012 wurde sie an der Universität Potsdam sowie am PIK promoviert, wo sie anschließend als Postdoktorandin forschte. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Carnegie Institution for Science in Stanford übernahm sie 2015 am PIK und an der Universität Potsdam eine Juniorprofessur. Seit 2019 leitet sie am PIK die Arbeitsgruppe Ice Dynamics sowie das FutureLab für Erdsystem-Resilienz im Anthropozän und ist seit 2020 Professorin für Klimasystemanalyse am PIK und an der Universität Potsdam. Sie leitet ferner eine der Arbeitsgruppen der Earth Commission, einer internationalen Kommission, die die Belastungsgrenzen unseres Planeten im Hinblick auf den anthropogenen Klimawandel und den Verlust von Biodiversität untersucht.

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