Künstliche Intelligenz soll ihr Gesicht zeigen
Mit The Face Game startet ein Online-Experiment, das untersucht, wie Chatbots ihr Aussehen in Sozialen Medien gestalten
Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in die sozialen Medien. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie eine KI-Persona ihr Profilbild in den sozialen Medien gestalten würde? The Face Game ist ein Forschungsprojekt, in dem Menschen und KI miteinander interagieren, um herauszufinden, welches Gesicht die KI sich geben würde, je nach ihren Zielen und den Menschen, mit denen sie interagiert. Dieses multidisziplinäre Projekt soll helfen, die Zukunft der Interaktion mit KI zu verstehen und zu gestalten.
Profilbilder von menschlichen Gesichtern sind im Internet allgegenwärtig und spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des ersten Eindrucks, den wir auf andere machen. Künstliche Intelligenz gibt den Menschen heute die Möglichkeit, ihr Online-Erscheinungsbild nach Belieben zu verändern und sich oft jünger oder attraktiver erscheinen zu lassen. Aber das ist erst der Anfang: Die KI hilft uns nicht nur dabei, dieses „Spiel“ mit unserem Äußeren untereinander zu spielen, sondern sie lernt dieses Spiel auch von uns und entscheidet stillschweigend, mit welchem Gesicht sie sich präsentiert, wenn sie mit uns interagiert.
Um diese Mechanismen besser zu verstehen, haben Forschende des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, der Toulouse School of Economics sowie von Universitäten aus Exeter, British Columbia, Madrid und Paris The Face Game entwickelt. In diesem Online-Experiment interagieren Menschen mit Menschen und mit neuronalen Netzen, und alle – inklusive der KI – posten ihre Profilbilder und reagieren auf die Profilbilder anderer. Das Spiel zielt darauf ab, zu verstehen, wie die KI lernt, verschiedene Gesichter für sich selbst auszuwählen – abhängig von dem Eindruck, den sie erwecken möchte und den Menschen, mit denen sie interagiert.
Freiwillige zum Mitspielen gesucht
„Da wir zunehmend auf KI-gesteuerte Chatbots mit selbst generierten Gesichtern stoßen, müssen wir verstehen, was sie aus der Beobachtung unseres Spiels mit dem Äußeren lernen. Wir müssen sicherstellen, dass wir die Kontrolle darüber behalten, wie wir mit diesen digitalen Akteuren interagieren", sagt Iyad Rahwan, Direktor am Forschungsbereich Mensch und Maschine des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Sein Forschungsbereich beschäftigt sich mit ethischen Fragen in Bezug auf KI und dem Konzept des Maschinen-Verhaltens (Machine Behavior).
Eine der Herausforderungen besteht darin, dass die KI in The Face Game lernen muss, sich selbst ein Gesicht zu geben, um ihre Ziele in der Interaktion mit bestimmten Personen zu erreichen. „Damit die KI ausreichend Beobachtungen machen kann, benötigen wir eine große Anzahl von Menschen, die dieses Spiel miteinander spielen,“ sagt Jean-Francois Bonnefon, Forschungsdirektor an der Toulouse School of Economics und einer der Projektpartner. „Wir brauchen zudem eine möglichst vielfältige Teilnehmergruppe aus verschiedenen Teilen der Welt, um sicherzustellen, dass unsere Ergebnisse nicht nur auf europäischen Gesichtern basieren.“
Wer sieht wie ein Teamplayer aus?
Und so fuktioniert das Spiel: Nachdem sich die Teilnehmenden bei The Face Game angemeldet haben, bewerten sie anhand der Profilbilder anderer Spielerinnen und Spieler, ob diese wie ein Teamplayer („Team“ oder „Solo“) aussehen. Dabei bekommen sie sofort Feedback über ihre Einschätzungen. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmenden nach dem erfolgreichen Hochladen ihres Profilbildes regelmäßige Statistiken darüber, wie andere Mitspielenden auf ihr Profilbild reagiert haben. Sie können mit verschiedenen Profilbildern experimentieren, um herauszufinden, welche Bilder als "Team" oder "Solo" bewertet werden. Schließlich treffen die Teilnehmenden auf nicht-menschliche Spieler, sogenannte replicants, deren Gesichter von hochmoderner KI generiert wurden. Die Ki beobachtet kontinuierlich, wie menschliche Teilnehmende das Spiel spielen.
Das Projekt The Face Game stammt von dem Forschungsteam, das auch das Online-Experiment Moral Machine entwickelt hat, welches sich 2016 viral verbreitete. Es untersuchte ethische Dilemmata, mit denen wir angesichts autonomer Fahrzeuge konfrontiert sind und zeigte sowohl universelle Prinzipien als auch kulturübergreifende Unterschiede auf, wie Menschen möchten, dass sich KI verhält. Die Ergebnisse wurden unter anderem in den Fachzeitschriften Science und Nature, veröffentlicht.
The Face Game wurde von Forschenden der Universität Autonoma de Madrid technisch entwickelt und umgesetzt und nutzt multimodale KI-Methoden, einschließlich der Analyse menschlichen Verhaltens unter Verwendung von diskriminierungssensiblem maschinellem Lernen und realistischen synthetischen Gesichtsbildern.