An die Leine!

Max-Planck-Forscher entdecken die bisher ältesten Abbildungen von angeleinten Hunden

24. November 2017

Bei Forschungsarbeiten in der saudi-arabischen Wüste sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von den Max-Planck-Instituten für Menschheitsgeschichte und für evolutionäre Anthropologie auf bedeutende Zeugnisse früher menschlicher Besiedelung in der Region gestoßen. Mehr als 1400 in Felsen geritzte Abbildungen zeigen Menschen mit Hunden bei der Jagd. Die Forscher schätzen das Alter der Bilder auf mindestens 8000 bis 9000 Jahre.

Vor mehr als 15.000 Jahren – manche sprechen sogar von 40.000 Jahren – haben Menschen begonnen, Wölfe zu zähmen und nach und nach Hunde zu züchten. Welche Rolle diese Tiere damals spielten, liegt jedoch völlig im Dunklen. Die von den Max-Planck-Wissenschaftlern entdeckten Abbildungen eröffnen erstmals einen Einblick in das Leben mit Hunden in der Frühzeit der Menschheitsgeschichte.

Auf einem Teil der gefundenen Felsbilder sind Jagdszenen zu sehen: Männer schießen mit Pfeil und Bogen auf Gazellen und Antilopen, Löwen und Leoparden, die von Hunden in Schach gehalten werden. Andere Darstellungen zeigen, wie Hunde kleineres Wild wie Gazellen und Steinböcke mit Bissen erlegen. Daraus können die Forscher Rückschlüsse auf Jagdtechniken der frühen Siedler ziehen.

Ausgrabungen belegen, dass die Region bereits vor 10.000 Jahren besiedelt war. Vor 7000 bis 8000 Jahren begannen die Menschen dort, Vieh zu halten. Die Forscher vermuten daher, dass die Bilder mit Jagdszenen aus der Zeit davor stammen, also älter als 8000 Jahre sind. Weitere Felsbilder, die Kuhherden zeigen, wurden vermutlich etwas später gefertigt. Da diese Abbildungen zum Teil die Jagdszenen überlagern und dabei stilistisch ähnliche Charakteristiken zeigen, dürfte der Altersabstand jedoch nicht allzu groß sein.

Auffällig ist, dass in den Jagdszenen einzelne Hunde angeleint sind. Darstellungen von Leinen kannte man bisher erst aus altägyptischen Bildern, die deutlich jünger sind. Möglicherweise wollten die Menschen sicherstellen, dass wertvolle Hunde, die besonders gut Witterung aufnehmen konnten, nicht bei der Jagd verletzt werden. Oder sie wollten Hunde in ihrer Nähe behalten, um sich selbst zu schützen. Vielleicht nahmen sie aber auch junge Hunde an die Leine, die sie erst für die Jagd abrichten wollten.

Die Abbildungen verraten nicht nur viel darüber, wie die Hunde eingesetzt wurden. Die Forscher können daraus sogar auf die Rasse schließen. Die dargestellten Tiere haben auffallende Ähnlichkeit mit heutigen Kanaan-Hunden: der gleiche Körperbau, die gleichen spitzen Ohren, der aufgerollte Schwanz und sogar charakteristische Flecken im Fell zeichnen die in den Fels eingravierten Hunde aus.

MEZ

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