Eintauchen in fremde Welten
Gigantischer Lebensraum, Klimafaktor, Handelsweg, Sehnsuchtsort, Arbeitsplatz, Nahrungsquelle – es ist kaum möglich aufzuzählen, was die Weltmeere für unseren Planeten und insbesondere für den Menschen bedeuten. Das aktuelle Wissenschaftsjahr 2016*17 stellt deshalb die Forschung rund um „Meere und Ozeane“ in den Fokus. Anderthalb Jahre – von Juni 2016 bis Oktober 2017 – laden zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Mitmachprojekte ein zum Dialog rund um dieses spannende Thema.
Die Erde ist der „Blaue Planet“, fast zwei Drittel ihrer Oberfläche sind mit Wasser bedeckt. Und obwohl es erste meereskundliche Expeditionen bereits im 19. Jahrhundert gab, sind auch heute noch mindestens 90 Prozent der Meere unerforscht. Moderne Meeresforschung legt die Grundlagen, damit wir die Ozeane besser kennenlernen und verstehen, sie umweltverträglich nutzen und gleichzeitig schützen können. Das Wissenschaftsjahr 2016*17 lädt deshalb ein zu einem offenen Austausch über die Zukunft der Meere. Es zeigt, was wir – Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ebenso wie Bürgerinnern und Bürger – tun können und müssen, um Meere und Ozeane für uns und künftige Generationen zu erhalten. Vorgestellt werden dabei nicht nur naturwissenschaftliche Forschungsprojekte, auch das Meer als Kultur- und Handelsraum und nicht zuletzt als Brücke zwischen Kulturen und Nationen ist Gegenstand der Wissenschaft.
„Das Meer beginnt hier“
Von Bonn nach Straubing: Seit 24. April ist das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft wieder auf „großer Fahrt“. Nachdem Schiff und Ausstellung im letzten Jahr in mehr als 30 Städten im nördlichen Teil Deutschlands vor Anker gingen, geht es diesmal über Flüsse und Kanäle durch die südliche Hälfte Deutschlands und nach Österreich. Im Laderaum des Binnenfrachtschiffs können die Besucher jedoch deutlich weitere Reisen unternehmen: das Wattenmeer, tropische Korallenriffe, die Tiefsee und das Eismeer sind einige der Ziele. Begleitet werden sie auf ihrer Forschungsexpedition per Video und Audioguide von vier Forscherinnen und Forschern, die ihre außergewöhnlichen, faszinierenden Arbeitsplätze vorstellen. Insgesamt bietet die fast 600 Quadratmeter umfassende Ausstellung mit mehr als 30 Exponaten zum Mitmachen und Ausprobieren Einblicke in zahlreiche aktuelle Forschungsprojekte, unter anderem aus drei Max-Planck-Instituten:
Exponat 1: Mit dem Strom
Europas Warmwasserheizung, der größte Wasserfall der Erde, riesige Plastikwirbel oder die weite Reise von 29.000 Badeenten: Auf dem großen interaktiven Spieltisch „Ozean & Klima“ lernen Spielerinnen und Spieler die Bedeutung der globalen Meeresströmungen im Klimasystem der Erde kennen. Zugrunde liegen dieser Darstellung die Forschungsarbeiten des Exzellenzclusters CliSAP (Integrated Climate System Analysis and Prediction); Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, der Universität Hamburg, des Helmholtz-Zentrums Geesthacht und des Deutschen Klimarechenzentrums untersuchen hier gemeinsam das Klimasystem der Erde.
Exponat 2: Bildergeschichten vom Meer
Von jeher fasziniert das Meer die Menschen. Es spielt eine bedeutende Rolle in Handel und Politik, es ist ein unerschöpfliches Thema in Dichtung und Kunst. Seit dem Mittelalter gibt es Seekarten, die das Meer und die Grenzen von Land und Meer darstellen. So ist zum Beispiel die Kolonialisierung in Amerika und Asien ab dem 16. Jahrhundert gut nachzuvollziehen. Das großformatige „Logbuch“ des Kunsthistorischen Instituts in Florenz erzählt die kulturelle Geschichte des Meeres von den Schöpfungsmythen vieler Religionen und den ältesten erhaltenen Karten des Mittelmeeres bis zur Gegenwart der Containerschiffe und Flüchtlingsboote.
Exponat 3: Sand ist nicht gleich Sand – ein Filter im Wattenmeer
Jeder Nordsee-Urlauber kennt sie: die Sand-Rippel im Wattenmeer. Was kaum einer weiß – sie sind ein gigantisches Filtersystem. Auf jedem Sandkorn leben über 5000 Bakterien, die Schadstoffe wie zum Beispiel Nitrate abbauen. Um mehr über diese Prozesse im Sand zu erfahren, entwickeln Forscher des Bremer Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie Messgeräte, mit denen sie die Abläufe im Meeresboden untersuchen können. Das Exponat an Bord der MS Wissenschaft stellt unter anderem eines dieser Messgeräte, den Robotor LanceALot, vor.
42 Städte in der südlichen Hälfte Deutschlands und in Österreich besucht die MS Wissenschaft, bis ihre diesjährige Reise am 8. Oktober 2017 in Straubing zu Ende geht. Die Ausstellung war täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet, der Eintritt war frei.