Heinz Maier-Leibnitz-Preis für Lisa Kaltenegger

Forscherin am Max-Planck-Institut für Astronomie für ihre Arbeiten über Exoplaneten ausgezeichnet

Die Zahl von fremden Welten hat sich in den vergangenen Jahren drastisch erhöht, mehr als 750 Exoplaneten kennen die Forscher heute. Könnte es auf einem Leben geben? Am Computer simuliert Lisa Kaltenegger vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Astronomie die Atmosphären solcher Himmelskörper – bereits entdeckten und theoretisch möglichen. Dabei schließt sie auf Fingerabdrücke, die man mit Teleskopen beobachten und die eine zweite Erde verraten könnten. Für diese Arbeiten erhält Kaltenegger jetzt den mit 16.000 Euro dotierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Lisa Kaltenegger, geboren 1977 in Kuchl bei Salzburg, entdeckte ihre Liebe zur Astronomie als Jugendliche. „Wir hatten einen tollen Physiklehrer“ sagte sie neulich in einem Interview. Und sie machte 1995 ihr Abitur – ausgerechnet in jenem Jahr, als der erste Exoplanet gefunden wurde. So studierte sie Technische Physik und Astronomie in Graz und kam nach mehreren Stationen 2010 als Leiterin einer Emmy Noether-Gruppe ans Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Gleichzeitig ist Kaltenegger, die sechs Sprachen spricht, Research Associate am renommierten Harvard-Smithonian Center for Astrophysics.

Die Suche nach extrasolaren Planeten gilt als eines der aufregendsten Bereiche der Astronomie. Die meisten der bisher mehr als 750 bekannten fremden Welten zählen zu den Gasplaneten („heiße Jupiter“), die sehr eng um ihren Stern kreisen, und die dank ihrer Masse und Größe leichter zu entdecken sind als die kleineren, felsartigen Planeten. Könnten auf diesen Himmelskörpern Bedingungen herrschen wie auf der Erde, mit Wasser und Temperaturen über dem Gefrierpunkt? Könnte es auf ihnen gar Leben geben?

Am Computer erforscht Lisa Kaltenegger die spektralen Fingerabdrücke in den Atmosphären extrasolarer terrestrischer Planeten, die entscheidende Indizien für potenzielle Lebensspuren liefern. Ziel dieser Simulationen ist es, Hinweise auf Wasser, Sauerstoff und andere Gase wie Kohlendioxid und Methan zu finden; denn die Kombination von Sauerstoff mit einem reduzierenden Gas (wie Methan) gilt als Nachweis für biologische Aktivität auf einem Planeten. Extrasolare Gesteinsplaneten könnten allerdings auch ganz andere Spektren zeigen, weil sie sich etwa in einem anderen Entwicklungszustand befinden.

Die Gruppe um Lisa Kaltenegger stellt diese Vielfalt am Rechner nach, indem sie Geologie und Astronomie kombiniert. So modellieren die Wissenschaftler jeweils für einen bestimmten (auch fiktiven) Planeten zwischen einer und zehn Erdmassen die passenden spektralen Fingerabdrücke und untersuchen sie in einem zweiten Schritt auf Lebensspuren. Die dabei gefundenen Signaturen geben Hinweise darauf, was die Astronomen mit ihren ausgeklügelten Instrumenten beobachten könnten – sollten sie eines Tages tatsächlich eine belebte zweite Erde entdecken.

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 Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis wird seit 1977 an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Anerkennung herausragender Leistungen vergeben. Die Preise sind mit jeweils 16.000 Euro dotiert und sollen die Ausgezeichneten darin unterstützen, ihre wissenschaftliche Laufbahn weiterzuverfolgen. Für die Preisrunde 2012 waren insgesamt 125 Kandidatinnen und Kandidaten aus allen Fachgebieten vorgeschlagen worden. Drei Forscherinnen und drei Forschern wurde der Preis schließlich zugesprochen. Benannt ist der Preis nach dem Physiker und ehemaligen Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Heinz Maier-Leibnitz.

HOR

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