Brenda Schulman erhält Louis-Jeantet-Preis

Max-Planck-Forscherin wird für ihre Beiträge zum Verständnis der Funktion des Proteins Ubiquitin ausgezeichnet

25. Januar 2023

Der Louis-Jeantet-Preis für Medizin 2023 wird an Brenda Schulman, Direktorin am Max-Planck-Institut (MPI) für Biochemie in Martinsried bei München, und Ivan Ðikić, Direktor des Fachbereichs Biochemie II der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, verliehen. Der Louis-Jeantet-Preis zählt zu den angesehensten Auszeichnungen der biomedizinischen Forschung und wird jährlich zur Förderung der europäischen Wissenschaft verliehen. Heute, am 24. Januar 2023, wurde nun offiziell bekannt gegeben, dass der diesjährige Preis an die Forschenden Brenda Schulman und Ivan Ðikić, für ihre herausragenden wissenschaftlichen Beiträge auf dem Gebiet der Ubiquitinforschung, verliehen wird.

"Ich bin unglaublich dankbar für diese Auszeichnung, die für mich umso besonderer wird, da ich sie mit meinem engen Freund und Kollegen Ivan Ðikić teilen darf. Ich bin allen Mitgliedern, die im Laufe der Jahre in meinem Labor gearbeitet haben, unseren Kooperationspartner und -partnerinnen und der wunderbaren Gemeinschaft von Kollegen und Kolleginnen auf dem Gebiet der Ubiquitinforschung zu Dank verpflichtet. Ich freue mich darauf, diese Forschungsmittel in neue wissenschaftliche Entdeckungen zu investieren und wir hoffen, dass sie Möglichkeiten zur Bekämpfung menschlicher Krankheiten bieten werden", sagt Brenda Schulman.

Ubiquitin ist ein eher kleines Protein und spielt dennoch eine Schlüsselrolle bei der Gesundheit unserer Zellen. Ubiquitin wird in einem als „Ubiquitinylierung" bezeichneten Prozess an andere Proteine angehängt, um sicher zu stellen, dass verschiedene Prozesse in unseren Zellen in der richtigen Reihenfolge ablaufen. Ähnlich ist es beispielsweise auch beim Bau eines Hauses wichtig, zuerst ein solides Fundament zu legen und erst danach das Dach zu errichten. Ubiquitin würde im Grunde dafür sorgen, dass das schwere Dachgebälk nicht ohne ein starkes Fundament errichtet wird. Viele Abläufe hängen daher von der Ubiquitinylierung ab. Eine Fehlfunktion trägt zu zahlreichen verbreiteten Krankheiten, wie beispielsweise Krebserkrankungen oder Infektionen, bei.

Brenda Schulman und Ivan Đikić waren in der Lage, solche wichtigen Steuerungsvorgänge des Ubiquitins aufzudecken und leisteten damit einen wichtigen Beitrag für den wissenschaftlichen Fortschritt in diesem Bereich.  Schulmans Labor deckte das „Wie?“ und „Wann?“ des Proteins Ubiquitin auf. Diese Punkte sind von entscheidender Bedeutung, da sie beispielsweise als Angriffspunkte für Krebstherapien genutzt werden könnten.  Đikićs Gruppe zeigte, wie Ubiquitin Prozesse beeinflusst. Er war der führende Kopf im Hinblick auf den Gedanken, dass Ubiquitin nicht nur seine ursprünglich entdeckte Rolle beim Abbau von Proteinen erfüllt, sondern auf verblüffend viele Arten Signale aussendet und so zahlreiche Prozesse im Körper beeinflusst. Mit der Verleihung des Louis-Jeantet-Preises für Medizin 2023 würdigt die Stiftung die Beiträge der beiden Wissenschaftler*innen zu unserem heutigen Verständnis der Mechanismen der Ubiquitinylierung, der Funktionen von Ubiquitin, sowie der Möglichkeiten, diese Prozesse gezielt zur Bekämpfung von Krankheiten einzusetzen.

Denis Duboule, Präsident des Stiftungsrats der Louis-Jeantet-Stiftung, hebt hervor: „In diesem Jahr wird der Louis-Jeantet-Preis für Medizin gemeinsam an Brenda Schulman und Ivan Ðikić für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Ubiquitinylierung verliehen. Die beiden Preisträger haben einen enormen Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt in diesem Bereich geleistet, der ein großes klinisches Potential für eine Vielzahl von schwerwiegenden Krankheitsbildern birgt und dadurch eine Brücke zwischen Grundlagenforschern und Klinikern schlägt. Die Louis-Jeantet-Stiftung freut sich sehr darauf, Brenda Schulman und Ivan Ðikić bei der Preisverleihung, die im April 2023 in Genf stattfinden wird, zu feiern."

Der Louis-Jeantet-Preis für Medizin gehört zu den angesehensten Auszeichnungen für biomedizinische Forschung. Seit 1986 vergibt die Louis-Jeantet-Stiftung den Preis jährlich an herausragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die noch aktiv in der Forschung tätig sind. Der Preis soll nicht nur als Anerkennung dienen, sondern auch als Ansporn für künftige innovative Arbeiten. Der Preis ist mit insgesamt 500.000 Schweizer Franken (ca. 505.297,93 Euro) dotiert. Die Preisverleihung findet am Mittwoch, 26. April 2023, in Genf in der Schweiz statt.

Über Brenda Schulman

Schulman studierte Biologie an der Johns Hopkins University, Baltimore, MD, USA. Nach ihrer Promotion im Jahr 1996 am M.I.T., Cambridge, MA, USA, arbeitete sie als Postdoc am Massachusetts General Hospital Cancer Center, Boston, MA, USA und am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, NY, USA. 2001 wechselte Schulman an das St. Jude‘s Children Research Hospital in Memphis, TN, USA und war hier von 2005 bis 2017 als „Howard Hughes Medical Institute Investigator“ tätig. Seit 2016 leitet Brenda Schulman die Abteilung „Molekulare Maschinen und Signalwege“ am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München. Seit Oktober 2018 ist sie zudem Honorarprofessorin an der TU München.

Schulman erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis und den Ernst Jung-Preis für Medizin. Sie ist ein gewähltes Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, der National Academy of Sciences in den USA , der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina) und der Europäischen Organisation für Molekularbiologie.

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht