„Oscar der Wissenschaft“

Anthony Hyman und Clifford Brangwynne erhalten den weltweit am höchsten dotierten Wissenschaftspreis, den 2023 Breakthrough-Preis in Life Sciences

23. September 2022

Anthony Hyman, geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik, und Clifford Brangwynne, Professor für chemische und biologische Verfahrenstechnik an der Princeton University und am Howard Hughes Medical Institute, wurden mit einem der drei Breakthrough-Preise 2023 in Life Sciences ausgezeichnet. Sie erhalten diese Auszeichnung für die Entdeckung eines grundlegenden Mechanismus der zellulären Organisation, der durch die Phasentrennung von Proteinen und RNA in membranlosen Flüssigkeitströpfchen ermöglicht wird. Mit dem Breakthrough-Preis, der als „Oscar der Wissenschaft“ gilt, werden die weltweit besten Wissenschaftler*innen und ihre bahnbrechenden Entdeckungen in den Lebenswissenschaften, der Grundlagenphysik und der Mathematik ausgezeichnet. Jeder der fünf Hauptpreise ist mit drei Millionen Dollar dotiert.

Bis vor Kurzem dachte man, dass Organellen – spezialisierte Untereinheiten, die von Membranen umgeben sind –, den Großteil der Arbeit in einer Zelle verrichten. Anthony Hyman und Clifford Brangwynne entdeckten jedoch ein völlig neues physikalisches Prinzip, das die zellulären Interaktionen zwischen Proteinen und anderen Biomolekülen verdichtet, ohne dass Membranen vorhanden sind. Die Forscher beschrieben dynamische, flüssigkeitsähnliche Tröpfchen, die sich schnell durch Phasentrennung bilden, – ähnlich wie Öltröpfchen im Wasser – und so temporäre Strukturen bilden, die vor dem molekularen Durcheinander im wässrigen Zellinneren geschützt sind. Seit ihrer Entdeckung haben sie und andere gezeigt, dass diese membranlosen Flüssigkeitskondensate bei zahlreichen zellulären Prozessen eine Rolle spielen, zum Beispiel bei der zellulären Signalübertragung, der Zellteilung, der verschachtelten Struktur der Nukleoli im Zellkern und der Regulierung der DNA. Ihre Entdeckung ist ein grundlegender Fortschritt, um zelluläre Organisation zu verstehen und wird in Zukunft voraussichtlich klinische Anwendungen finden, auch bei neurodegenerativen Krankheiten wie ALS.

Anthony Hyman, 60, wurde in der israelischen Stadt Haifa geboren. Nach dem Studium der Zoologie am University College, London, promovierte er 1987 am King’s College, Cambridge, über embryonale Zellteilungen des Fadenwurms Caenorhabditis elegans. Als Postdoc ging er an die University of California in San Francisco. 1993 wurde Hyman Gruppenleiter am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg. 1999 war er eines der Gründungsmitglieder des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden, das er bis heute gemeinsam mit einem Team von Direktorinnen und Direktoren leitet. Seit 2007 ist er Fellow der britischen Royal Society, seit 2020 internationales Mitglied der amerikanischen National Academy of Sciences und seit 2021 Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. 2022 erhielt er den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft.

Der 2013 von einer Gruppe von Internet- und Technologieunternehmern ins Leben gerufene Breakthrough Prize in Life Sciences würdigt „transformative Fortschritte zum Verständnis lebender Systeme und zur Verlängerung des menschlichen Lebens.“ Er ist mit drei Millionen US-Dollar Preisgeld verbunden und ist damit der höchstdotierte Preis in den Lebenswissenschaften.

 

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