Auf Darwins Spuren

Eduardo Sampaio segelte zehn Tage entlang eines Routenabschnitts der MS Beagle

Dem britischen Naturforscher Charles Darwin zu Ehren wird am 12. Februar weltweit der internationale Darwin-Tag begangen. Einer, der vor Kurzem auf den Spuren Darwins gesegelt ist, ist Eduardo Sampaio vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz. Er verbrachte zehn Tage an Bord der Captain Darwin in den Gewässern vor den Kapverden – knapp 200 Jahre, nachdem Charles Darwin die Inseln vor der westafrikanischen Küste besucht hat.​

Was war das für ein Gefühl, in Darwins Fußstapfen zu segeln?

Ich habe mich wirklich ein bisschen wie er gefühlt. Auf unserer Reise las ich Darwins "Die Entstehung der Arten". Die Expedition war für mich die perfekte Gelegenheit, das Buch zu lesen. Wir hatten kein Internet und wenig Strom für die elektronischen Geräte, die wir dabei hatten. Wir hatten also fast das gleiche Niveau an Technologie und kaum Kontakt mit anderen Menschen – ähnlich wie Darwin, als er vor knapp 200 Jahren mit der MS Beagle unterwegs war.  

Die Captain Darwin stach im September 2021 in See – für eine vierjährige Expedition. Sie haben 10 Tage auf dem Segelboot verbracht. Können Sie mir mehr über diesen exklusiven Segeltörn erzählen?  

Der französische Filmemacher Victor Rault hat mich auf das Projekt aufmerksam gemacht. Auf die Idee für das Projekt kam er, als er Darwins Buch "Die Fahrt der Beagle" las. Er möchte herausfinden, wie sich die Ökosysteme weltweit seit Darwins Zeit verändert haben, und, wenn möglich, einen Ausblick auf die Zukunft geben: Wohin bewegen wir uns angesichts des fortschreitenden Klimawandels? Das zwölf Meter lange Segelboot fährt die gleiche Route wie damals die MS Beagle. An den verschiedenen Stationen der Reise trifft Victor Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die dort an denselben Organismen forschen wie einst Darwin. In einer Serie von Youtube-Videos dokumentiert er die gesamte Reise.

Sie sind einer dieser Wissenschaftler ... 

Ja, ich hatte zuvor auf den Kapverden Tintenfische für meine Forschung beobachtet. Als Darwin auf den Kapverden war, erwähnte er die überraschenden Verteidigungsmechanismen von Kraken und Tintenfischen und wie sehr sie sich vom Rest des Tierreichs unterscheiden. Victor lud mich daraufhin ein, mehr über die Naturgeschichte der Kraken auf den Kapverden zu erforschen. Victor will nicht nur dokumentieren, wie sich das Ökosystem verändert hat, sondern auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich mit diesen Themen beschäftigen, helfen, ihre Forschung voranzutreiben. 

Was hat sich seit Darwin im Ökosystem der Kapverden verändert?

Heutzutage gibt es in diesem Gebiet einen hohen Fischereidruck. Obwohl es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, kommen einige Fischer von den nahe gelegenen Inseln und verwenden die Kraken als Köder. Gleichzeitig fehlt es aber an großen Raubtieren, weil sie von den Fischern gefangen werden. Im Grunde ist es also eine sehr lose Schlussfolgerung, die man daraus ziehen kann. Ich würde aber sagen, dass die Population in etwa die gleiche ist. Im Gegensatz zu überfischten Gebieten wie zum Beispiel Israel sieht man die Kraken auf den Kapverden vielleicht nicht jagen, weil es dort immer noch Raubtiere gibt – wenn auch nicht mehr so viele wie zu Darwins Zeiten.

Wie sahen Ihre Tage auf dem Forschungsschiff aus?

Am meisten vermisse ich es, morgens um sechs Uhr aufzuwachen, zu frühstücken und einen heißen Kaffee zu trinken und dabei den Sonnenaufgang zu beobachten – mit den einsamen Inseln im Hintergrund. Danach haben wir ein oder zwei Tauchgänge gemacht. Die Crew bestand aus vier Personen. Victor war der Kapitän und gleichzeitig der Filmemacher. Er ist ein großer Segler und auch Taucher. Martin war der Hauptmatrose. Und Nico, unser Tauchoffizier, plante die Tauchgänge. Ich war der Wissenschaftler an Bord. Jeder von uns hatte unterschiedliche Aufgaben, so dass wir ein gut eingespieltes Team waren. Der größte Vorteil von Forschungsarbeiten auf einem kleinen Boot wie der Kapitän Darwin ist, dass man auch an sehr abgelegenen Orten Proben nehmen kann. Man ist viel mobiler als auf einem großen Forschungsschiff.

How does an octopus reacts to seeing its own reflection in the mirror? This is the question we wanted to answer in Cabo Verde with Eduardo Sampaio, from the University of Lisbon et the Max Planck Institute in Germany..

Wild Octopus aggressively reacts to mirror (Video auf Englisch)

How does an octopus reacts to seeing its own reflection in the mirror? This is the question we wanted to answer in Cabo Verde with Eduardo Sampaio, from the University of Lisbon et the Max Planck Institute in Germany..
https://www.youtube.com/watch?v=XiBOocQaS8s

Werden Sie die Daten, die Sie auf Ihrer Reise mit Kapitän Darwin gesammelt haben, für Ihre weitere Forschung nutzen?

Ja, wir haben das Spiegelexperiment durchgeführt, um herauszufinden, ob Kraken auf Spiegel reagieren. Es gibt noch keine wissenschaftliche Arbeit, die besagt, dass sie dies tun. Ihre Augen sind den menschlichen zwar ähnlich, aber wir waren uns nicht sicher, ob sie das Spiegelbild wahrnehmen und darin einen anderen Oktopus oder sich selbst erkennen würden. Dies ist also im Grunde ein Versuch, um die Selbsterkenntnis von Kraken zu testen. Auf dem Trip mit der Captain Darwin, konnten wir nachweisen, dass sie dies in einer natürlichen Umgebung tun. Wenn wir künftig die Versuche im Labor wiederholen, wissen wir nun also, dass wir sie weder dazu zwingen noch ihr natürliches Verhalten ändern.

Das Interview führte Petra Maaß​

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