Max-Planck-Gesellschaft legt Positionspapier zur Zukunft des deutschen Wissenschaftssystems vor
Neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Max-Planck-Instituten und Hochschulen sollen die Exzellenz und Internationalität der deutschen Forschung stärken
Klar ausgerichtete Forschungsorganisationen und Hochschulen stellen die – völlig zu Recht eingeforderte – effizienteste Verwendung von öffentlichen Mitteln dar. Die Bildungs- und Forschungshaushalte von Bund und Ländern sind Investitionen in unsere wissenschaftliche, ökonomische und gesellschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Jeder hier eingesetzte Euro muss maximale Wirksamkeit entfalten. Nur wer eine klar definierte Mission hat, bringt wissenschaftlichen Mehrwert ins System. Dank ihrer Prinzipien und ihrer Governance kann die Max-Planck-Gesellschaft ihre Mission international anerkannter Spitzenforschung erfolgreich erfüllen. Neue Kooperationsinstrumente sollen der strategischen Weiterentwicklung der heute schon erfolgreichen Kooperationen mit deutschen und internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen dienen. Nach Ansicht der Max-Planck-Gesellschaft bietet es sich geradezu an, das inzwischen äußerst erfolgreiche Modell der internationalen Max Planck Center, die mit weltweit führenden Forschungseinrichtungen wie dem US-amerikanischen Princeton oder dem japanischen Riken als gemeinsame Kooperationsplattformen betrieben werden, auf das Inland auszuweiten. Max-Planck könnte so zum „Türöffner für exzellente internationale Forschungsnetzwerke“ werden. „Es geht darum, an länderübergreifenden Innovationsnetzwerken beteiligt zu sein. Renommee und Leistungsfähigkeit spielen hier eine entscheidende Rolle“, erklärt Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.
Unter dem Dach der Max Planck Center im Inland wird darüber hinaus ein weiteres, personenzentriertes Kooperationsformat vorgeschlagen: die Max-Planck-Professur an Universitäten. Mit Hilfe von Bundesmitteln sollen bis zu 15 solcher Positionen eingerichtet werden, für die exzellente Forscherinnen und Forscher nach den bewährten Max-Planck-Verfahren und zunächst für einen befristeten Zeitraum berufen werden. Damit ließe sich die forschungsorientierte Strukturbildung an den Universitäten erheblich stärken. „Wir sehen uns in einer Gesamtverantwortung für den Wissenschaftsstandort Deutschland“, so Gruss. „Mit den neuen Instrumenten wollen wir dem System einen zusätzlichen Schub verleihen.“
Der Name „Max Planck“ sei dabei ein international einlösbares Markenversprechen: höchste wissenschaftliche Qualität verbinde sich mit effizienter Governance und besten Karrierebedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs. „Besonders wichtig ist mir, dass die neuen Strukturen nicht nur ideale Voraussetzungen für internationale Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bieten, sondern auch für echte Nachwuchstalente“, erläutert Gruss. Auch dies sei für die Entwicklung des deutschen Wissenschaftssystems bedeutsam. Dabei unterstreicht der Präsident auch nochmal den Wunsch nach mehr Beteiligung der W2-Forschungsgruppenleiter aus der Max-Planck-Gesellschaft an der Hochschullehre. Dies sei für deren weitere akademische Laufbahn von großer Bedeutung und scheitere nach wie vor zu oft an den Fakultäten. Angesichts steigender Studentenzahlen und der immer wieder beklagten Überlastung sei das nur schwer nachvollziehbar.
Im Positionspapier finden sich weitere Vorschläge zu einzelnen Förderinstrumenten und Aspekten des Wissenschaftssystems. So wird eine Steigerung der Investitionen in Forschung und Entwicklung auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts als unerlässlich angesehen. Die auch international anerkannte Stärke des deutschen Wissenschaftssystems beruhe, so das Papier, auf seiner Vielfalt an leistungsstarken Akteuren. Das System sei grundsätzlich für seine Aufgaben gut aufgestellt, notwendig seien aber zielgenaue Anpassungen. Dazu zähle etwa die weitere Profilschärfung der Akteure, insbesondere der Hochschulen, die verbesserte Grundfinanzierung der Hochschulen und die Erhöhung der Programmpauschalen bei Drittmittelprojekten. Auch eine internationale Systemevaluation, in der alle Akteure einbezogen werden, wird empfohlen.
Die Max-Planck-Gesellschaft hat sich in den vergangen zwei Jahren mit zahlreichen Beiträgen an der Debatte zur Zukunft des Wissenschaftssystems beteiligt. Auch die Gremien der Organisation haben sich ausführlich mit wissenschaftspolitischen Fragen auseinandergesetzt. Das Positionspapier ist das Ergebnis dieser intensiven Meinungsbildung. Es versteht sich ausdrücklich als Diskussionsgrundlage.