Die Max-Planck-Gesellschaft hat in Saarbrücken getagt

Abschluss der 67. Jahresversammlung mit Podiumsdiskussion zum „Internet der Dinge“

16. Juni 2016

Die Max-Planck-Gesellschaft hat vom 15. bis 16. Juni in Saarbrücken getagt. Zur  Jahresversammlung kamen neben den Direktorinnen und Direktoren der Max-Planck-Institute und den Fördernden Mitgliedern der Gesellschaft auch die wichtigsten Entscheidungsgremien der Forschungsorganisation zusammen. Das Treffen am Exzellenzstandort der Informatik- und Computerwissenschaften stand ganz im Zeichen der Digitalisierung. So diskutierten bei der Festversammlung Experten verschiedener Disziplinen über Chancen und Risiken des „Internets der Dinge“. Die einleitende Keynote Lecture hielt der Kryptologie-Experte und Turing-Preisträger Adi Shamir. Präsident Martin Stratmann eröffnete den Abend mit einer Rede über Wissenschaft und Gesellschaft in Zeiten des digitalen Wandels.

Im Industriedenkmal Alte Schmelz, einst Symbol der Montanindustrie im Saarland, spannte Stratmann dabei den Bogen von den Innovationsschüben aus der Zeit der Industrialisierung hin zur „gegenwärtigen Zeitenwende durch die Digitalisierung“. Nicht nur Kohle und Erz hätten einst die Industrialisierung befeuert, zentral seien auch die hochqualifizierten Arbeitskräfte gewesen. Zudem habe man damals kräftig in Bildung investiert. „Die Universitäten wurden zu internationalen Leistungszentren ausgebaut, mit den technischen Hochschulen wurde ein neuer Universitätstypus geschaffen, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft als Hort der wissenschaftlichen Leistungselite gegründet.“ Derzeit würden, ähnlich wie damals, die Karten neu gemischt, was ein Kennzeichen einer Zeitenwende sei. Mit Blick auf den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland sagte Stratmann: „Bildung und Forschung werden wichtiger denn je. Wir müssen heute die gleichen Kraftanstrengungen wie vor über 100 Jahren machen und die Bildungs- und Forschungseinrichtungen schaffen, die uns für die kommenden Jahrzehnte Wohlstand bescheren. Wir müssen den gleichen Mut haben und weiter steigend in Wissenschaft investieren.“

Vor geladenen Gästen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft thematisierte Stratmann zudem, wie die Digitalisierung die Wissenschaft verändert und wie die Max-Planck-Gesellschaft diesen Prozess mitgestaltet. Er ging auf die bereits etablierte Nutzung von Künstlicher Intelligenz zur Datenauswertung bei Big-Data-Projekten ein. Zudem nannte er bestehende Herausforderungen wie jene zur Etablierung von Open Access als „Goldstandard künftiger Publikationen“ und damit die Durchsetzung des freien Zugangs zu wissenschaftlichem Wissen. Auch führe die Digitalisierung zu Neuausrichtungen, wie bereits am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme an den Standorten Tübingen und Stuttgart geschehen. „In diesem neuen Institut überwinden wir die Grenzen zwischen Ingenieurwissenschaften, Computer Science und Neurowissenschaft. Wir verbinden hier zwei Elemente mit besonders steilem Erkenntnisgradienten: Kognitive Robotik und Maschinelles Lernen“, so Startmann.

Hochkarätiges Podium zum „Internet der Dinge“

Im Anschluss rückte das Thema „Das Internet der Dinge“ in den Mittelpunkt und damit das Konzept, dass herkömmliche Alltagsgegenstände immer stärker miteinander sowie mit dem Internet vernetzt werden. So soll sich nach Angaben des Netzwerk-Giganten Cisco die Menge der weltweit miteinander verbundenen Gegenstände von derzeit 25 Milliarden auf 50 Milliarden im Jahr 2020 verdoppeln. Der international renommierte Kryptologie-Experte Adi Shamir, Träger des Turing Award 2002 (in der Informatik das Äquivalent zum Nobelpreis), widmete sich als Keynote-Speaker den damit verbundenen Herausforderungen insbesondere im Bereich der Datensicherheit. Im Anschluss diskutierte Shamir, der am Weizmann-Institut der Wissenschaften in Rehovot/Israel forscht, seine Thesen im Rahmen eines Podiums „Das Internet der Dinge: Chancen für Innovation – Herausforderungen für Cyber Security“. Seine Gesprächspartner waren die Max-Planck-Direktoren Dietmar Harhoff, MPI für Innovation und Wettbewerb, und Ulrich Sieber vom MPI für ausländisches und internationales Strafrecht sowie Joachim Buhmann, Direktor des Instituts für Maschinelles Lernen an der ETH Zürich.

Den Wissenschaftlichen Eröffnungsvortrag hatte am Mittwochabend Gerhard Weikum, Geschäftsführender Direktor am MPI für Informatik gehalten. Im Günter Hotz-Hörsaal der Universität gab Weikum unter dem Motto „Was Computer wissen, lesen und verstehen“ Einblicke in die Forschung am Saarbrücker Max-Planck-Institut. Zu den weiteren Rednern zählte der Präsident der Universität des Saarlandes, Volker Linneweber. Im Anschluss kamen die Gäste auf Einladung der Saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer zu einem Empfang im Saarbrücker Schloss zusammen.

Das 67. Jahrestreffen mit rund 600 Teilnehmern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft stand im Zeichen der Digitalisierung, da die Max-Planck-Gesellschaft an der Saar mit zwei Instituten in den Bereichen Informatik und Softwaresysteme vertreten ist. Die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Informatik und des Max-Planck-Instituts für Softwaresysteme sind neben ihrer starken internationalen Orientierung eng in die regionalen Forschungsnetzwerke eingebunden, so beispielsweise beim Exzellenzcluster Multimodal Computing and Interaction (MMCI) der Universität des Saarlandes. Ausdruck der führenden Stellung des Standorts in den Computerwissenschaften ist auch das Projekt imPACT (Privacy, Accountability, Compliance and Trust in the Internet), das mit dem höchstdotierten Preis für Grundlagenforschung in Europa, dem ERC Synergy Grant, gefördert wird. Forscherteams um die Principal Investigators Michael Backes, Professor an der Universität des Saarlandes, Peter Druschel und Rupak Majumdar, Direktoren am MPI für Softwaresysteme, und Gerhard Weikum, Direktor am MPI für Informatik, entwickeln dabei aufbauend auf analysierte Sicherheitsrisiken neue Modelle, Methoden und Werkzeuge, um ein sicheres Internet der Zukunft zu bauen.

Wichtigste Gremien kamen zusammen

Zentraler Teil des Jahrestreffens sind zudem die Gremiensitzungen der Max-Planck-Gesellschaft. Die Sektionen berieten über ihre Berufungsverfahren, Senat und Verwaltungsrat tagen ebenso wie die aus Wissenschaftlichen und Fördernden Mitgliedern bestehende Mitgliederversammlung, die den eben erschienenen Jahresbericht 2015 verabschiedet. Dieser enthält neben den zentralen Daten und Fakten auch drei Berichte über Forschungsprojekte aus den drei Sektionen: Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell, beschreibt die neuen Möglichkeiten zur Betrachtung globaler Tierwanderungen durch das weltraumgestützte ICARUS-System, ein Team um Gerd Leuchs, Direktor am MPI für die Physik des Lichts in Erlangen, thematisiert den Stand optischer Quantentechnologien und Ulrich Becker, Direktor am MPI für Sozialrecht und Sozialpolitik in München, analysiert die Schwierigkeiten, europäische Solidarität in der Flüchtlingskrise zu schaffen.


Über die Max-Planck-Gesellschaft

In den derzeit 83 Max-Planck-Instituten und Forschungseinrichtungen betreiben derzeit (Stichtag 1.1.2016) rund 6000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, etwa 7.600 Postdocs, Doktorandinnen und Doktoranden sowie studentische Hilfskräfte und rund 1400 Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler Grundlagenforschung in den Natur-, Lebens- und Geisteswissenschaften. Gegründet wurde die Max-Planck-Gesellschaft 1948 als Nachfolgeorganisation der seit 1911 bestehenden Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Seither sind 18 Nobelpreisträger aus ihren Reihen hervorgegangen. Die Institute sind von internationalem Rang und ziehen Spitzenforscher aus aller Welt an. Neben fünf Auslandsinstituten betreibt die MPG 16 Max Planck Center mit Forschungseinrichtungen wie der amerikanischen Princeton University, der Universität Sciences Po in Paris, Frankreich, dem University College London oder der Universität Tokio in Japan. Je zur Hälfte finanziert von Bund und Ländern, verfügte die Max-Planck-Gesellschaft 2015 über eine Grundfinanzierung von rund 1,64 Milliarden Euro.

JE/CB

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