Weibchen kompensieren unattraktive Partner

Zebrafinkenweibchen investieren viel Energie in die Qualität ihrer Eier - besonders dann, wenn das Männchen wenig "Startkapital" in die Beziehung einbringt

5. November 2008

Attraktive Männchen versprechen gute Nachkommen. Daher investieren die meisten Vogelweibchen viel Energie in ihre Brutversuche mit attraktiven Partnern. Anders bei den Zebrafinken. Gerade bei unattraktiven Männchen legt das Weibchen besonders große Eier, die viele Nährstoffe enthalten. Da die Partner ein Leben lang zusammenbleiben, gibt es für die Weibchen keinen Grund, Ressourcen für einen späteren, besseren Partner aufzusparen. Die geringe genetische Qualität des Männchen wird durch eine gute Eiqualität ausgeglichen, haben Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen herausgefunden (Proceedings, 5. November 2008).

Üblicherweise brüten Vogelweibchen mehrere Male während ihres Lebens - und das oft mit wechselnden Männchen. Dabei stellt sich bei jedem Brutversuch die Frage, wie viele Ressourcen sie investieren. Eine wichtige Rolle spielt dabei die genetische Qualität des Partners. Denn sie verspricht gesunde Nachkommen. Wenn das Vogelmännchen besonders attraktiv ist, bieten die Weibchen besonders viel Energie für ihre Brutversuche auf. Die Eier sind dann verhältnismäßig groß oder enthalten viele Nährstoffe, wie zum Beispiel Carotinoide.

Bei Zebrafinken ist dies jedoch anders, haben jetzt Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen bei Zebrafinken-Weibchen herausgefunden. Die Erklärung liegt in der Form des Zusammenlebens: Die Paare bleiben üblicherweise lebenslang beisammen, sind also monogam. Daher lohnt es sich für die Weibchen nicht, mit ihren Ressourcen zu haushalten. Denn ihre Aussichten sind gering, sich bei ihrem nächsten Brutversuch mit einem echten Supermännchen zusammenzutun.

Um dies herauszufinden, hat Elisabeth Bolund in Seewiesen Weibchen im Abstand von vier Monaten mit jeweils zwei verschiedenen Männchen verpaart. Jeweils ein Männchen war den Forschern aus Vorversuchen als besonders attraktiv bekannt, während das andere als besonders unattraktiv galt. Attraktive Vogelmännchen hatten neben einer "festen" Partnerin noch weitere "Affären" - und zeugten mit diesen deutlich mehr Nachkommen.

Wenn ein Weibchen nun in einen Käfig mit einem unattraktiven Männchen gesetzt wurde, legte es größere Eier mit mehr Inhaltsstoffen, als wenn es mit dem hochattraktiven Männchen zusammenlebte. Die Zebrafinkenweibchen legten sich in dem Experiment also für die unattraktiven Männchen ins Zeug: "Die Nachkommen benötigen mehr Startkapital im Ei, weil der Partner selbst nicht so viele Qualitäten mitbringt", erklärt dies Elisabeth Bolund. "Mit diesem Verhalten versucht das Weibchen die Defizite zu kompensieren, die ihr Männchen mit in die Dauerehe bringt". Ein ähnliches Verhalten war schon bereits bei anderen Vogelarten beobachtet worden, wie zum Beispiel beim Hausgimpel (Carpodacus mexicanus), der zu der Familie der Finken zählt.

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