Schimpansen nutzen den Klang verschiedener Gehölze

Wenn Schimpansen Steine gegen Bäume werfen, bevorzugen sie dafür Baumarten mit stärkerem Nachhall

18. Dezember 2019

In Boé, Guinea-Bissau, werfen freilebende Schimpansen Steine gegen Bäume, sodass sich dort Steinhaufen bilden. Ob sie dabei bestimmte Baumarten bevorzugen, hat nun ein Forschungsteam des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie gemeinsam mit den CNRS-Forschungsgruppen PRISM (Perception, Representations, Image, Sound and Music) und LMA (Lab for Mechanical Acoustics) aus Marseille, Frankreich, untersucht. Die Forschenden konnten belegen, dass Schimpansen sich die Klangeigenschaften verschiedener Gehölze zunutze machen und Steine bevorzugt gegen solche Bäume werfen, die den Klang am stärksten wiedergeben.

„Als wir zum ersten Mal Schimpansen dabei beobachteten, wie sie wiederholt Steine gegen Baumstämme werfen, sodass sich dort Steinhaufen bilden, hat uns das sehr überrascht. Wir haben nun herausgefunden, dass dieses Verhalten möglicherweise der Kommunikation dient“, sagt Ammie Kalan, Primatologin am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Kalan und ihr Feldforschungsteam kehrten 2017 nach Boé in Guinea-Bissau zurück.

Die Forschenden untersuchten das so genannte „kumulative Steinwurfverhalten“ (accumulative stone throwing, AST) freilebender Schimpansen mittels einer Simulation. „Wir verglichen die Klangeigenschaften von sieben Baumarten, die die Schimpansen für das kumulative Steinwurfverhalten nutzen mit einer Auswahl von Baumarten, die sie dafür nicht nutzen. Die nicht ausgewählten Baumarten waren im Vergleich zu den ausgewählten ähnlich groß, ihre Rinde war ähnlich beschaffen und sie kamen im Lebensraum der Tiere häufig vor. Trotzdem wurden sie von den Tieren nicht genutzt, was darauf hindeutet, dass sie bei der Baumauswahl andere Kriterien berücksichtigen“, erklärt Kalan.

Tiefer Klang

Seit 2016 arbeitet Kalan gemeinsam mit Forschenden von PRISM und LMA daran, die Freilandstudien so zu gestalten, dass die Ergebnisse mithilfe der von PRISM entwickelten Algorithmen ausgewertet werden können. Gemessen wurden die Aufprallgeräusche, die beim Werfen von Steinen auf Bäume entstehen. Die Forschenden kamen zu einem klaren Ergebnis: AST-Baumarten erzeugten Aufprallgeräusche auf niedrigeren Frequenzen. Dabei ist ihre Klangfarbe weniger gedämpft als bei Nicht-AST-Baumarten. Der Klang hallt in der Umgebung also länger nach. „Für den Hörer ergibt sich ein beeindruckender Klang, der auch über größere Entfernungen hinweg besser übertragen wird, wobei wir Letzteres noch gesondert testen müssen“, sagt Kalan.

Obwohl zum Beispiel noch unklar ist, welche Bedeutung das kumulative Steinwurfverhalten hat und welche Informationen dadurch von den Schimpansen weitergegeben werden, belegt die aktuelle Studie erstmals, dass dieses Verhalten der Kommunikation dient. „Nur ein Bruchteil der verfügbaren Bäume dieser Arten wird von den Schimpansen für das kumulative Steinewerfen verwendet. Als nächstes werden wir die Auswahl der einzelnen Bäume und der Standorte, an denen das Verhalten praktiziert wird, im Detail untersuchen, um noch mehr über dieses mysteriöse Verhalten zu erfahren“, erklärt Kalan.

SJ

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