Labormäuse: Haltung und Zucht

Labormäuse: Haltung und Zucht

Die meisten der an den Max-Planck-Instituten gehaltenen und für Tierversuche eingesetzten Mäuse stammen aus eigener Zucht, manche auch von professionellen Versuchstier-Züchtern. Ausgebildete Tierpfleger sorgen gemeinsam mit Tierärzten für eine Umsetzung des 3R-Prinzips und damit für eine tierschutzgerechte Haltung, die ihre natürlichen Grundbedürfnisse bestmöglich berücksichtigt.

Ähnlich wie Hausmäuse sind auch die Labormäuse Fluchttiere. In der Natur verbringen sie die meiste Zeit in unterirdischen Bauten. Sie können gut graben und klettern und sind in erster Linie nachtaktiv. Wenn sie ihre Höhlen verlassen, halten sie Kontakt zu Wänden und meiden offene Flächen. Auch in Gefangenschaft brauchen die Nager daher Bewegung und die Gelegenheit, sich zu verstecken und Nester zu bauen. 

Mäuse führen ein ausgeprägtes Sozialleben. Sie kommunizieren vor allem über Laute und Duftstoffe miteinander. Je nach Nahrungsangebot leben wilde Mäuse in unterschiedlich großen Familienverbänden aus einem dominanten Männchen, mehreren Weibchen und Jungtieren. Männliche Tiere bilden Territorien, die sie gegen andere Männchen verteidigen. Geschlechtsreif gewordene Männchen fordern den Revierinhaber zu manchmal tödlichen Kämpfen heraus oder wandern ab, um ein eigenes Territorium zu besetzen. Mitunter werden sie vom dominanten Männchen jedoch auch dauerhaft geduldet.  

Auch in den Tierhaltungen der Max-Planck-Gesellschaft leben die meisten Mäuse in Gruppenhaltung. Jungtiere werden nach der Säugeperiode von der Mutter getrennt und in gleichgeschlechtlichen Gruppen gehalten. Lediglich ausgewachsene Männchen müssen häufig einzeln gehalten werden, wenn sie zuvor mit einem Weibchen verpaart waren, denn dann werden sie so dominant, dass sie nicht mehr in einer Gruppe gehalten werden können.

Die Käfige für die Mäuse bestehen aus transparentem Kunststoff und haben eine Fläche von mindestens 370 Quadratzentimetern. Je nach Körpergewicht leben darin zwischen drei und sechs Tiere. Die Käfige sind 14 Zentimetern hoch und werden von einem Gitterdeckel abgeschlossen, den die Tiere zum Klettern verwenden. Darin befinden sich die Futtertraufe und eine Trinkflasche.

Jeder Käfig enthält Einstreu aus Holzspänen oder -chips. Kleine Verstecke aus rotem, transparentem Kunststoff – sogenannte Maushäuser – dienen als Rückzugsmöglichkeiten, Papierstreifen, Holzwolle oder Hanf ermöglichen den Nestbau und bieten Beschäftigung. Ein standardisiertes Alleinfuttermittel in Pellet-Form deckt vollständig den Nährstoffbedarf und steht ebenso wie Wasser immer zur freien Verfügung. Eine vollautomatische Klima- und Lichtregelung sorgt dafür, dass die Mäuse unter konstanten Temperatur-, Feuchtigkeits- und Lichtbedingungen gehalten werden.

Hygiene

Oberstes Gebot in den Tierhaltungen ist die Gesundheit der Mäuse, nicht zuletzt auch deswegen, weil Wissenschaftler nur von Tieren mit einheitlichem Gesundheitsstatus aussagekräftige Ergebnisse gewinnen können. Besonders wichtig ist dabei der Schutz vor Infektionen, denn wenn tausende Tiere eng beieinander leben, können sich Krankheitserreger schnell ausbreiten.

Tierpfleger achten deshalb sorgfältig auf höchste Hygiene in den Tierhaltungen. Die Mäuse werden in der Regel einmal pro Woche in neue Käfige mit frischer Einstreu umgesetzt. Je nach Haltungsform gibt es Vorgaben für die regelmäßige Reinigung und Desinfektion aller Materialien sowie für das Tragen von teils aufwändiger Schutzkleidung. Dadurch werden die Tiere vor Krankheitserregern und der Mensch vor Allergenen geschützt.

Die Raumluft wird über sehr feine Mikrofilter gereinigt. Gentechnisch veränderte Mäuse mit einem beeinträchtigten Immunsystem können Umweltkeime schlechter abwehren und werden deshalb in speziellen Käfigen oder sogar Isolationseinheiten abgeschirmt.

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