Staatliche Sportförderung auf dem Prüfstand

Juristen diskutieren mit Sportlern, Trainern und Funktionären im Forum für Sportrecht

13. November 2013

Die Medaillenbilanz deutscher Athleten bei den Olympischen Spielen in London 2012 hat eine anhaltende Debatte um die Sportförderung in Deutschland entfacht. Sportler und Vertreter verschiedener Verbände kritisieren insbesondere die Förderung aus staatlicher Hand als ineffizient, intransparent und gesellschaftspolitisch fragwürdig. Das von zwei Max-Planck-Instituten getragene Forum für Internationales Sportrecht in Hamburg hat dies zum Anlass genommen, Fragen um die Sportförderung als Staatsaufgabe differenziert zu beleuchten.

Im Rahmen des am Max-Planck-Institut für Privatrecht abgehaltenen Symposiums standen von der Volksgesundheit und der individuellen Charakterbildung über den Anspruch, als Nation dauerhaft im internationalen Spitzenfeld mitzuhalten, bis hin zu den Staatsaufgaben Bildung, Integration und Wirtschaftsförderung, die vielfältigen Zielsetzungen des Leistungs- wie des Breitensports auf dem Prüfstand. Dabei sprach sich zunächst Udo Steiner in seinem Grundsatzvortrag für eine Sportförderung aus, die Rahmenbedingungen für an internationalen Top-Maßstäben orientierte Leistungsziele schafft. Der frühere Bundesverfassungsrichter und emeritierte Professor der Universität Regensburg nannte dazu unter anderem die Förderung von Athleten durch Angebote, die einen verzögerten Berufseinstieg oder duale Karrierewege ermöglichen, sowie die arbeitsrechtliche Absicherung der Trainer.

Im Anschluss daran skizzierten im Forum für Sportrecht ein junger Spitzenathlet und ein international erfolgreicher Trainer die Herausforderungen auf dem Weg zur Weltklasse aus ihrer Sicht. Ruderer Max Munski (25), Vizeweltmeister 2013 im Deutschland-Achter, gewährte einen nüchternen Blick auf das durchschnittliche Monatseinkommen deutscher Leistungssportler; es liege mit rund 650 Euro weit unterhalb durch den Profi-Fußball geprägter Vorstellungen und speise sich im Übrigen kaum aus staatlicher Förderung. Hockey-Bundestrainer Markus Weise kritisierte eine auf reine Leistungsfaktoren reduzierte Bewertung des Nutzens von Sport, die zu einer einseitigen Verteilungslogik führe. Er plädierte für eine systemische Sichtweise, die Sport mit seinem Wirkungspotential auf Bildung, Gesundheit und Integration nicht als Kostenfaktor sondern als Investitionsgut betrachtet.

Letzter Redner des vierköpfigen Panels war Christian Sachs, Leiter des Berliner Büros des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Er wies auf die Bedeutung des Sports als zivilgesellschaftliche Kraft hin und verband dies mit der Forderung nach verstärkten Investitionen besonders bei der Förderung von Kindern und Jugendlichen. Gegenstand der von Ulrich Becker, Direktor am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik, und Reinhard Zimmermann, Direktor am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, moderierten Diskussion, an der sich auch die Besucher des Symposiums rege beteiligten, waren unter anderem die Ressourcen nichtstaatlicher Sportförderung, vom kommerziellen Sponsor bis hin zum individuellen Elternhaus sowie Vergleiche der deutschen Sportlandschaft mit Modellen in Großbritannien und den USA.

ML/SB

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