Exzellenz-Teaming zur Stärkung Europas

MPG bringt Konzept für Ausbau des Europäischen Forschungsraumes ein

14. September 2012
Der erfolgreiche Aufbau der Wissenschaft in den neuen Bundesländern kann Vorbild für die EU-Forschungsförderung sein.

Spitzenforschung stärken, gleichzeitig aber den Europäischen Forschungsraum insgesamt weiter entwickeln: Das ist Kern der Initiative „Teaming Excellence“, mit der sich die MPG in die Diskussion um die Ausgestaltung des Forschungsrahmenprogramms Horizon 2020 einbringt. Das Konzept sieht vor, dass sich europäische Regionen, in denen Strukturen für exzellente Wissenschaft ausgebaut werden müssen, mit führenden Forschungsorganisationen zusammenschließen, um Centres of Excellence zu etablieren. „Herausragende Forscher gibt es in allen Ländern, sie arbeiten aber vor allem dort, wo sie exzellente Bedingungen vorfinden“, sagt MPG-Präsident Peter Gruss. Das ließe sich mit einem entsprechenden Förderinstrument mittelfristig ändern. Der Aufbau wissenschaftlicher Exzellenz käme dabei auch der Wirtschaftskraft an den jeweiligen Standorten zugute. „Wissenschaft ist Motor für Innovation. Und wo unter exzellenten Bedingungen geforscht wird, profitiert die ganze Region“, betont Gruss. Als Beispiel verweist er auf die Etablierung von 20 Max-Planck-Instituten in den neuen Bundesländern,  die gut 20 Jahre nach der Wiedervereinigung internationales Renommee genießen und als zentraler Teil der Forschungslandschaft eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Regionen spielen.

Qualität als Richtschnur

Der Umfang der Kooperation kann dem Teaming-Konzept zufolge je nach Forschungsfeld oder Zielsetzung variieren. Das Spektrum könnte vom  Aufbau einzelner Abteilungen an bestehenden Instituten oder Universitäten bis zu Gründungen neuer Institute reichen. Wesentlich ist, dass es einen Ausschreibungswettbewerb über Horizon 2020 gibt, bei dem das wissenschaftliche Konzept die ausschlaggebende Rolle spielt und die jeweilige Region die vollständige Finanzierung nachhaltig absichert. Über die EU-Strukturfonds könnten die nötige Infrastruktur und teilweise auch bestimmte Forschungsprojekte finanziert werden. Aus dem Budget von Horizon 2020 ließen sich im Rahmen der üblichen Ausschreibungen für Forschungsprojekte zusätzlich eine Anschubfinanzierung sowie Mittel für die Einstellung von  Wissenschaftlern und deren Projekte einwerben. „Das Teaming-Konzept ist für uns ein Weg, wie das grundlegende Prinzip der Exzellenz als entscheidendem Förderkriterium mit dem berechtigten Anliegen der Stärkung des Europäischen Forschungsraums in Einklang gebracht werden kann“, betont Gruss. Anstatt sich finanziell zu beteiligen, sieht das Konzept vor, dass sich die Forschungsorganisationen mit ihrer Expertise  einbringen.

Horizon 2020 löst 2014 das aktuelle Forschungsrahmenprogramm ab. Die EU-Kommission bekräftigt in ihrem Entwurf die Bedeutung von Grundlagenforschung als Basis zur Mehrung des Wohlstandes. So soll das Budget des European Research Council (ERC), der Projekte zu grundlegenden Ideen ausschließlich nach Exzellenzkriterien fördert, für die Zeit von 2014 bis 2020 um 77 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro aufgestockt werden. 

Gleichzeitig wollen jene Staaten, die seit der EU-Osterweiterung Mitglied der EU geworden sind, künftig stärker an diesen Exzellenzprogrammen teilhaben. Derzeit sind vor allem große Forschungsnationen wie Großbritannien, Frankreich oder Deutschland erfolgreich bei der Vergabe der exzellenzgetriebenen ERC Grants. Eben weil das Teaming-Konzept eine breitere Teilhabe ermöglichen kann, stößt es in Brüssel, aber auch bei anderen Forschungsorganisationen in Europa auf reges Interesse. Die Konsultationen dauern gegenwärtig an. Horizon 2020 hat mit seinen drei Säulen „Excellent Science“, „Industrial Leadership“ und „Societal Challenges“ für sieben Jahre ein Volumen von rund 80 Milliarden Euro. Verabschiedet wird es von EU-Parlament und  Europäischem Rat.

JE

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