SOEP - Forschungsinstrument für alle Lebenslagen
Sozio-oekonomisches Panel wird immer wichtiger für Lebensspannenforschung
Künftig werden die psychologischen Fragen im "Sozio-oekonomischen Panel" (SOEP) ausgebaut. Auch sollte die Erhebung auf bis zu 25.000 Haushalte mit mehr als 50.000 befragten Personen ausgeweitet werden. Dies empfahl der Wissenschaftsrat nach seiner Herbstsitzung. In seinem Bericht würdigte er die am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin angesiedelte repräsentative Wiederholungsbefragung als eine der wichtigsten Forschungsinfrastrukturen in den Sozial-, Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaften. Über diese Bewertung freut sich Ulman Lindenberger, Direktor am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und bezeichnete die Empfehlungen des Wissenschaftsrats als "Glücksfall" für die Forschung in Deutschland.
Für das SOEP werden seit 25 Jahren jedes Jahr in Deutschland über 20.000 Personen in über 10.000 Haushalten befragt. Die Daten geben Auskunft zu Fragen über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung oder Gesundheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, ist es möglich, langfristige soziale und gesellschaftliche Trends besonders gut zu verfolgen und zu analysieren.
"Mit der Umsetzung dieser Empfehlungen wird das SOEP für die Lebensspannen-Psychologie noch wichtiger werden", so Ulman Lindenbergers Prognose. Die Empfehlungen erleichterten den weiteren Ausbau der bislang erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen der SOEP-Gruppe und dem MPI für Bildungsforschung (MPIB). "Die sehr gute Bewertung des SOEP durch den Wissenschaftsrat unterstreicht das Potential für interdisziplinäre Zusammenarbeit und innovative Forschung am Standort Berlin", so Lindenberger. Gert G. Wagner, Leiter des SOEP und Fellow am MPI für Bildungsforschung, ergänzt: "Die zunehmend engere Zusammenarbeit zwischen der SOEP-Gruppe am DIW Berlin und dem MPI für Bildungsforschung lohnt sich ganz offensichtlich nicht nur für uns selbst, die wir gemeinsam forschen und publizieren, sondern auch für die große Zahl der weltweit über 500 Nutzern der SOEP-Daten. Denn durch die Zusammenarbeit SOEP-MPIB werden die erhobenen Daten für die Nutzer interessanter und die Qualität steigt".
Seit zwei Jahren arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des SOEP daran, psychologische Methoden in das SOEP einzubinden, sowie die Panelerhebung durch Spezial-Stichproben für Laborexperimente zu erweitern. Die innovative Methodik dient der umfassenden Erforschung von Ursachen individueller Unterschiede in Lebensverläufen. Die bisher in der psychologischen Forschung gewonnenen Erkenntnisse aus kontrollierten Laborbedingungen, lassen oft keine Verallgemeinerungen zu. Umgekehrt erlauben groß angelegte sozialwissenschaftliche Erhebungen nur selten kausale Rückschlüsse auf Verhalten und Entwicklung auf individueller Ebene. Dieses methodische Dilemma möchte die Arbeitsgruppe überwinden. Neben Lindenberger und Wagner gehört auch Michaela Riediger, Leiterin der Selbständigen Nachwuchsgruppe "Affekt im Lebensverlauf" am MPIB mit zu diesem Team.
Zum Beispiel untersucht eine vom Bundesministerium für Bildung, Familie und Forschung geförderte "Experience Sampling Studie" alltägliche Affektregulationsprozesse bei 378 Personen im Alter von 14 bis 86 Jahren. Ergänzend zur SOEP-basierten Befragung geben die Probanden zusätzlich mit Hilfe von Mobiltelefonen 54 Mal im Laufe von 9 Tagen Auskunft über ihr aktuelles Befinden. Affektregulation bezieht sich auf die Fähigkeit zu beeinflussen, welche affektiven Zustände wann und wie erlebt und nach außen gezeigt werden. In der Entwicklungspsychologie ist die Annahme verbreitet, dass diese Fähigkeit im Laufe des Erwachsenenalters zunimmt. Empirische Längsschnittevidenz steht jedoch bislang weitgehend aus. An der Studie beteiligt ist neben Lindenberger, Riediger und Wagner auch Florian Schmiedek (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main und MPI für Bildungsforschung).
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Max Planck Fellow
Gert G. Wagner, Leiter des SOEP am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, ist seit Juli 2008 Max Planck Fellow am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Das Max Planck Fellow Programm dient der Anbindung herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universitäten an Max-Planck-Institute. Insgesamt 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden seit Einführung des Programms 2005 zu Fellows ernannt.
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet. Es ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa. Der Forschungsbereich Entwicklungspsychologie am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Direktor Ulman Lindenberger, hat dazu beigetragen, dass die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne zu einem eigenständigen konzeptuellen Ansatz innerhalb der Entwicklungspsychologie wurde.