Globale Erwärmung - Das Problem sind nicht die Pflanzen!
Europäisches Wissenschaftlerteam reagiert auf die Mißdeutung ihrer Forschungsergebnisse und veröffentlicht persönliche Stellungnahme
In einer neuen Studie in der internationalen Fachzeitschrift "Nature" vom 12. Januar 2006 haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kernphysik in Heidelberg, der Universität Utrecht und des Instituts für Landwirtschaft in Nordirland den überraschenden Befund veröffentlicht, dass auch Pflanzen das Treibhausgas Methan emittieren. Ersten Schätzungen zufolge tragen Pflanzen stark zum Methanhaushalt in der Atmosphäre bei. Diese Forschungsergebnisse wurden in einigen Medien falsch interpretiert und sogar über den Sinn von "Aufforstungsprogrammen" im Rahmen des Kyoto-Protokolls spekuliert. Dazu haben die Autoren der Studie folgende Stellungnahme verfasst.
"Die häufigste Fehlinterpretation, die wir in den Medien finden, besteht darin, dass nun Methan-Emissionen aus Pflanzen für die globale Klimaerwärmung verantwortlich gemacht werden. Doch Pflanzen sind eine natürliche Methan-Quelle und emittieren dieses Gas schon seit Hunderten von Millionen Jahren in die Atmosphäre. Es sind vielmehr die vom Menschen freigesetzten Mengen an Treibhausgasen, die die Zusammensetzung unserer Atmosphäre ändern und zu einem anthropogen verursachten Klimawandel bewirken. Emissionen aus Pflanzen tragen zum natürlichen Treibhauseffekt bei, nicht aber zu der Temperaturerhöhung, die durch den Menschen verursacht wird und allgemein unter den Begriffen "global warming" oder "anthropogener Treibhauseffekt" bekannt ist.
Weiterhin führte unsere Entdeckung zu Spekulationen, die Methanfreisetzung aus Bäumen mache den klimatischen Nutzen einer Speicherung von Kohlenstoff durch Aufforstungsprogramme zunichte oder verschlimmere diese gar. Aufforstungsprogramme werden heute unter anderem deshalb vorangetrieben, um "schädliches" atmosphärisches Kohlendioxid in Bäumen längerfristig zu binden.
Nach unserer Schätzungen übersteigt der "klimatische Nutzen" einer Kohlenstoffspeicherung durch Aufforstung deutlich den verhältnismäßig kleinen negativen Effekt der Methanfreisetzung. Wir schätzen, daß der Effekt der Kohlenstoffspeicherung durch Bäume durch den Ausstoß von Methan um höchstens 4 Prozent reduziert wird. Demnach sollten sich Aufforstungsprogramme weiterhin positiv auf die Klimabilanz auswirken. Das grundlegende Problem des globalen Klimawandels besteht in den gewaltigen Mengen an Treibhausgasen, die der Mensch durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen freisetzt."
Thomas Röckmann1,2, John Hamilton3, Frank Keppler2 and Marc Brass1,2
1Institute for Marine and Atmospheric Research Utrecht, Utrecht University, Utrecht, The Netherlands
2Max-Planck-Institut für Kernphysik, Saupfercheckweg 1, 69117 Heidelberg, Germany
3Department of Agriculture and Rural Development, Agriculture, Food and Environmental Science Division, Newforge Lane, Belfast BT9 5PX, UK