Crafoord-Preis für Reinhard Genzel

Der Max-Planck-Wissenschaftler wird für seine Forschung an supermassiven schwarzen Löchern geehrt

24. Januar 2012

Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften gab heute bekannt, dass der Crafoord-Preis in Astronomie 2012 gemeinsam an Reinhard Genzel vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching, und Andrea Ghez von der University of California, Los Angeles, USA, verliehen wird „für ihre Beobachtungen der Sterne, die das galaktische Zentrum umkreisen und damit auf ein massereiches schwarzes Loch hinweisen“.

Die offizielle Begründung hält fest, dass die beiden Preisträger die zuverlässigsten Hinweise darauf gefunden haben, dass supermassive schwarze Löcher tatsächlich existieren. Schon seit vielen Jahren beobachten Reinhard Genzel und Andrea Ghez mit ihren jeweiligen Teams die Sterne um das Zentrum der Milchstraße. Unabhängig voneinander kamen beide zum selben Ergebnis: In unserer Heimatgalaxie befindet sich ein riesiges schwarzes Loch namens Sagittarius A*.

Schwarze Löcher lassen sich nicht direkt beobachten – alles in ihrer Nähe wird von ihnen verschluckt und bleibt verschwunden. Forscher müssen sie daher mit indirekten Methoden nachweisen, indem sie etwa die Wirkungen der Gravitation auf ihre Umgebung studieren. Ausgehend von der Bewegung der Sterne um das Zentrum der Milchstraße schätzen Reinhard Genzel und Andrea Ghez, dass die Masse von Sagittarius A* rund vier Millionen Sonnenmassen beträgt. Mit einer Entfernung von 26000 Lichtjahren ist Sagittarius A* damit das nächstgelegene, supermassereiche schwarze Loch. Es ermöglicht den Astronomen, die Schwerkraft besser zu erforschen und die Grenzen der Relativitätstheorie auszuloten.

Der Crafoord Prize in Astronomie und Mathematik, Biowissenschaften, Geowissenschaften oder Polyarthritis-Forschung wird von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften jährlich nach einem rotierenden System vergeben. Der erste Preis wurde im Jahr 1982 verliehen und von 2012 an gibt es zwei getrennte Preise in Astronomie und Mathematik zur selben Zeit, die jeweils mit einer Preissumme von vier Millionen schwedischen Kronen dotiert sind.

Der Preis wird im April/Mai im Rahmen des Crafoord Day offiziell von Seiner Majestät, dem König von Schweden überreicht. In Verbindung mit dem Crafoord Day veranstaltet die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften ein Symposium zum jeweiligen Forschungsgebiet der Preisträger.

Reinhard Genzel wurde 1952 in Bad Homburg vor der Höhe geboren und im Jahr 1978 an der Universität Bonn promiviert. Seit 1986 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München (seit 1988) und ordentlicher Professor für Physik an der University of California, Berkeley (seit 1999).

HAE / HOR

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