Weltweiter Aufruf zu digitaler Solidarität

UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft übernimmt Position der Max-Planck-Gesellschaft über freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen

18. Dezember 2003

Der "UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft", der vom 10. bis 12. Dezember 2003 in Genf stattgefunden hat, hat sich in seiner Abschlusserklärung für die Unterstützung des freien Zugangs zu wissenschaftlichem Wissen ausgesprochen und die darauf gerichteten Open-Access-Initiativen internationaler Wissenschaftsorganisationen ausdrücklich eingeschlossen.

Grundlage für die Erweiterung der Abschlusserklärung um eine Passage zugunsten des offenen Zugangs zu wissenschaftlichem Wissen war die von der Max-Planck-Gesellschaft initiierte "Berliner Erklärung über offenen Zugang zum wissenschaftlichem Wissen" (Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities), die inzwischen von mehr als 20 wissenschaftlichen Institutionen wie etwa der Allianz der deutschen Forschungsorganisationen und dem französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) unterzeichnet wurde.

Das Modell des offenen Zugangs bietet eine Alternative zu der durch die ständige Preissteigerungen ausgelösten Krise der wissenschaftlichen Fachzeitschriften, durch die mit öffentlichen Mitteln finanzierte Informationen und neues Wissen immer schwerer zugänglich werden, obwohl das Internet die Kosten für die Verbreitung wissenschaftlicher Informationen dramatisch gesenkt hat.

"Weltweit hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass es absurd ist, wenn wissenschaftliche Organisationen gezwungen sind, die von ihnen hervorgebrachten Resultate mit hohen Kosten wieder zurückzukaufen", sagt Professor Jürgen Renn, Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und Vertreter der Max-Planck-Gesellschaft beim Genfer Weltgipfel. Die "Berliner Erklärung" sei deshalb auf dem Weltgipfel auf überwältigende Resonanz gestoßen, auch weil sie Wege weist, die künstliche Spaltung ("digital divide") zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern durch die Förderung des universellen Zugangs zu wissenschaftlichem Wissen mit Chancengleichheit für alle zu vermeiden.

"Gerade die Tatsache, dass die Berliner Erklärung nicht nur die wissenschaftliche Information, sondern auch das Kulturerbe mit einschließt, ist von vielen Vertretern der Entwicklungsländer ausdrücklich begrüßt worden", betont Simone Rieger, Koordinatorin eines von der Max-Planck-Gesellschaft initiierten und von der Europäischen Union geförderten Projektes, das den Aufbau einer Open-Access-Infrastruktur für das kulturelle Erbe in Europa ("European Cultural Heritage Online" - ECHO) zum Ziel hat. Eine von der Max-Planck-Gesellschaft und ihren internationalen Partnern angestrebte Konferenz zur Umsetzung der "Berliner Erklärung" soll deshalb auch die Vorbereitung des nächsten Weltgipfels zur Informationsgesellschaft 2005 in Tunis unterstützen.

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