Wissen für alle

Die Max-Planck-Gesellschaft arbeitet seit zehn Jahren intensiv mit dem Copernicus Verlag zusammen und kooperiert auch mit anderen Anbietern von Open-Access-Zeitschriften

8. November 2011

Open Access-Publikationen sind weltweit für jedermann kostenfrei zugänglich und stellen heute in einigen Disziplinen einen wichtigen Teil der Informationsversorgung dar. Als einer der ersten Akteure begann 2001 die European Geosciences Union (EGU) als internationale Vereinigung von 10.000 Geowissenschaftlern gemeinsam mit dem Verlag Copernicus Publications Fachzeitschriften auf das damals ganz junge Geschäftsmodell umzustellen.

„Alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen sollten für jedermann frei zugänglich sein. Mit Open Access haben wir es geschafft, ein neues Modell öffentlicher und transparenter Begutachtung zu etablieren“, sagt Ulrich Pöschl vom Max-Planck-Institut für Chemie und Initiator der ersten interaktiven Open Access-Fachzeitschrift Atmospheric Chemistry and Physics (ACP).

Die Idee zu dem Fachjournal hatte Nobelpreisträger Paul Crutzen vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. In Zusammenarbeit mit der Wissenschafts-Community der EGU und dem Copernicus Verlag etablierte sich das neue Journal sehr schnell. „Die Fachzeitschrift Atmospheric Chemistry and Physics wurde bereits nach einem Jahr in den Science Citation Index von Thomson Reuters aufgenommen und erreichte nach wenigen Jahren den höchsten Impact Factor seines Fachgebiets“, sagt Arne Richter, neben Pöschl und Crutzen Mitinitiator und damaliger Verleger des Journals.

Das Konzept des Public Peer-Review basiert darauf, dass ein Manuskript nach kurzer Eingangsprüfung als Diskussionsartikel veröffentlicht wird. Die Gutachten erscheinen dann online in Form von zitierfähigen Kommentaren in einem frei zugänglichen Diskussionsforum. Die wissenschaftliche Gemeinschaft kann sich an der Diskussion beteiligen, und der Autor veröffentlicht sein Manuskript schließlich überarbeitet als begutachteten Artikel im Fachjournal.

Schnell wurde das Konzept auf weitere Journal-Neugründungen, teilweise auch auf bereits etablierte traditionelle Zeitschriften übertragen. In der Einführungsphase wurden die Kosten von EGU und Copernicus getragen, und die Autoren konnten das neue Angebot kostenfrei testen. Nach Etablierung der Zeitschriften wurden moderate, nach Anzahl der Seiten abzurechnende Publikationsgebühren eingeführt, um einen dauerhaft unabhängigen Betrieb zu garantieren. „Seit 2007, also nach nur sechs Jahren, war es uns gelungen, mit Open Access schwarze Zahlen zu schreiben. Wir haben gezeigt, dass Open Access nicht nur freien Zugang zur Wissenschaft bietet und verbesserte Qualitätssicherung ermöglicht, sondern auch nachhaltig wirtschaftlich ist“, erklärt Martin Rasmussen, heutiger Verleger bei Copernicus Publications, den anhaltenden Erfolg.

Mittlerweile publiziert die EGU über Copernicus 16 internationale Open Access Journale. Insgesamt führt der  Verlag 25 wissenschaftliche Zeitschriften mit freiem Zugang, 14 mit Public Peer-Review und 11 mit traditioneller Fachbegutachtung. Dabei haben insgesamt 11 Titel einen Thomson Reuters Impact Factor, der in allen Fällen im Topbereich der jeweiligen Disziplin liegt. Atmospheric Chemistry and Physics, eine Zeitschrift der EGU, weist nicht nur den höchsten Impact Factor ihres Fachgebiets auf, sondern ist mit 12.000 publizierten Seiten im Jahr 2010 auch am umfangreichsten.

Die Kosten und Autorengebühren sind nach wie vor im unteren Bereich der Open Access-Zeitschriften weltweit, und trotz des großen Erfolges und des hohen Impact Factors schafft es ACP durch Transparenz und Selbstregelung im Public Peer-Review, die Ablehnungsrate sehr gering zu halten: Nur etwa 15 Prozent im Gegensatz zu zirka 50 Prozent bei vergleichbaren traditionellen Zeitschriften. Dadurch werden die wissenschaftliche Qualitätssicherung und der Publikationsprozess effizient, schnell und kostengünstig.

Seit Januar 2008 fördert die Max-Planck-Gesellschaft auch Publikationen eigener Autoren in Zeitschriften von Copernicus direkt durch eine zentrale Abrechnung der anfallenden Autorengebühren. „Die Vereinbarung mit Copernicus Publications ist ein gutes Beispiel für die erfolgreichen Open Access-Kooperationen, die wir mit vielen Verlagen eingegangen sind. Ganz bewusst fördern wir hier nicht nur den freien Zugang, sondern auch die innovativen Konzepte zur Qualitätssicherung“, sagt Ralf Schimmer von der Max Planck Digital Library.

Die Zusammenarbeit mit Copernicus steht in einer Reihe mit anderen Verlagen wie Biomed Central, Institute of Physics Publishing (New Journal of Physics), Public Library of Science oder SpringerOpen, mit denen die Max-Planck-Gesellschaft Vereinbarungen zur Übernahme der Publikationsgebühren für die eigenen Wissenschaftler geschlossen hat. Allein im Jahr 2011 kamen mit Wiley Open Access, den Bloomsbury Qatar Foundation Journals und Frontiers drei weitere Verlage hinzu, mit denen ähnliche Abkommen getroffen werden konnten. Damit baut die Max-Planck-Gesellschaft die entsprechenden Infrastrukturen immer weiter aus, um ihre Wissenschaftler in dem Bestreben, die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit frei und öffentlich zugänglich publizieren zu können, wirkungsvoll zu unterstützen.

MN/BA

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