Neues Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz

Das Max-Planck-Institut für Neurobiologie und das Max-Planck-Institut für Ornithologie schließen sich zum 1. Januar 2022 zu einem neuen Institut zusammen

7. Dezember 2021

Das neue Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz wird sich den Strategien widmen, die lebende Systeme einsetzen, um Probleme zu lösen, Ziele zu verfolgen und Nischen zu nutzen, über alle Zeitskalen und Ebenen der biologischen Organisation hinweg. Ziel des neuen Instituts ist es zu verstehen, wie Evolution und Entwicklung das Verhalten von Tieren bestimmen und wie dieses durch die neuronalen Verschaltungen des Gehirns umgesetzt und an die Umwelt angepasst wird.

Mit der Zustimmung des Senats der Max-Planck-Gesellschaft vom 19. November 2021 ist nun der Grundstein für das neue Institut gelegt. Zum 1. Januar 2022 treten das Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried und das Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen mit allen Mitarbeitenden und Gruppen als neues, gemeinsames "Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz" auf. Die endgültige, rechtliche Neugründung des Instituts findet voraussichtlich ein Jahr später, zum 1. Januar 2023 statt. Die bisherigen Standorte Martinsried und Seewiesen bleiben bestehen. Der Campus Martinsried wird mit großzügiger Unterstützung des Freistaats Bayern über die kommenden Jahre zu einem zukunftsweisenden und nachhaltigen Campus ausgebaut.

Pioniergeist beim Erschließen eines neuen Forschungsfeldes

Sowohl das Max-Planck-Institut für Ornithologie als auch das Max-Planck-Institut für Neurobiologie blicken auf viele Jahrzehnte erfolgreicher Forschung zurück. Aufgrund diverser wissenschaftlicher und struktureller Überlegungen kristallisierten sich seit dem Jahr 2020 zunehmend die Vorteile eines Zusammenschlusses der beiden Institute heraus. Das zukünftige, deutlich größere Institut wird Verhaltensökologie, Evolutionsforschung und Neurowissenschaften vereinen. Der Zusammenschluss ermöglicht es den Forschenden, bestehende komplementäre Ansätze in Feld- und Laborarbeit zu intensivieren und weiter voranzutreiben. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung neuer Methoden, um völlig neue Forschungsgebiete und Fragestellungen zu erschließen.

In den nächsten Jahren werden weitere Forschungsabteilungen hinzukommen, um so das wissenschaftliche Portfolio des neuen Instituts um- und auszubauen „Die fortschreitende Entwicklung der künstlichen Intelligenz verdeutlicht die Notwendigkeit, Intelligenz auch in ihrer natürlichen Komplexität zu verstehen. Sind uns doch Strategien, die Tiere einsetzen, um ihrerseits Probleme zu lösen und aktiv Ziele zu verfolgen, noch weitgehend unbekannt. Das künftige Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz wird diese Lücke schließen, und zwar über alle Ebenen der biologischen Organisation hinweg“, so Manfred Gahr, Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie.

Campus Martinsried als Leuchtturm europäischer Forschung

Der moderne und gleichzeitig naturnahe Standort in Seewiesen im Landkreis Starnberg wird im Rahmen des Forschungsauftrags des neuen Instituts erhalten und zum Zentrum für Feldforschung umstrukturiert. Zeitgleich wird in Martinsried das Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz zusammen mit dem benachbarten MPI für Biochemie die beiden Säulen des neuen Life Science Campus bilden. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) plant, die Grundlagenforschung in Martinsried zum Flaggschiff über Deutschland und Europa hinaus auszubauen und weiter zu entwickeln. Von Seiten der Politik gab es bereits am 29. April 2021 grünes Licht, als Ministerpräsident Markus Söder und MPG Präsident Martin Stratmann eine Absichtserklärung unterzeichneten, die eine Förderung über 500 Mio. Euro durch den Freistaat Bayern vorsieht. „Wir wollen diese 'Innovationspipeline' erhalten und stärken“, bekräftigte der bayerische Ministerpräsident. Weitere Informationen zu diesem Termin finden Sie in der Pressemitteilung der MPG.

Wie die bestehenden Institute wird das neue Institut vom Direktorenkollegium geleitet, die sich in der Geschäftsführung abwechseln. Wie seine Kollegen sieht der zukünftig erste Geschäftsführende Direktor des Instituts, Tobias Bonhoeffer, auch das bauliche Vorhabens als große Chance für die Wissenschaftsgemeinschaft: „Aufgrund der veralteten Gebäude und den aktuellen Anforderungen muss in Martinsried neu gebaut werden. Dabei ist uns wichtig, dass der neue Campus mit unseren Werten vereinbar ist. Für uns ist deswegen selbstverständlich, dass möglichst klimaneutral gebaut wird.“ Das Großprojekt im Münchner Süden wird voraussichtlich bis 2030 andauern. „Bis dahin werden viele Mitarbeitende aus Martinsried sicher schon einige Zeit in Seewiesen verbracht haben und andersherum“, sagt Tobias Bonhoeffer. „Wir freuen uns auf die enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen. Dieser Zusammenschluss ist eine einmalige Chance zum richtigen Zeitpunkt.“

 

Über die Institute

Das Max-Planck-Institut für Neurobiologie: Aufbauend auf einer erfolgreichen Geschichte vor allem in den molekularen und zellulären Neurowissenschaften, hat sich das MPI für Neurobiologie in den vergangenen zwei Jahrzehnten international zu einem der führenden Zentren zur Erforschung neuronaler Schaltkreise entwickelt. Wichtige methodische Innovationen wie optische Bildgebung und Optogenetik, Connectomics und Einzelzellsequenzierung, Anwendung von maschinellem Lernen auf biologische Datensätze und Virtual-Reality-Verhaltenstests haben dazu beigetragen, neuronale Strukturen immer besser im Zusammenhang mit der Funktion im Nervensystem und dem Verhalten des Organismus zu verstehen.

Das Max-Planck-Institut für Ornithologie: Das Max-Planck-Institut für Ornithologie ist weltweit dafür bekannt, Feldstudien und laborgestützte Ansätze zur Verhaltensforschung zu vereinen. Das Institut entstand aud dem Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie, das Anfang der 1950er Jahre dem aufkeimenden Gebiet der Ethologie eine Heimat gab und an dem der spätere Nobelpreisträger Konrad Lorenz forschte. Heute wie damals leisten die Forschenden am Institut Pionierarbeit unter anderem in den Bereichen Neuroethologie, Verhaltensökologie oder Evolutionärer Genetik. Wichtige Innovationen des Instituts sind die Entwicklung verschiedener telemetrischer Methoden, die eine weitgehend ungestörte Erfassung des Verhaltens von Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum ermöglichen. Durch die Miniaturisierung von Funksendern zur Aufnahme von Gesangs- und Gehirnaktivität gelang es erstmals, detaillierte neuroethologische Studien im Freiland durchzuführen.

Das neue Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz: Das Institut wird zum 1. Januar 2022 aus dem MPI für Ornithologie und dem MPI für Neurobiologie hervorgehen, die in einzelnen Bereichen rechtlich noch ein Jahr weiterbestehen werden. Gemeinsam werden sich die rund 490 Mitarbeitenden aus 53 Nationen der Erforschung der biologischen Intelligenz widmen – der durch Evolution entstandenen Fähigkeit tierischer Organismen, sich an eine ständig veränderte Umwelt anzupassen und immer neue Lösungen für Probleme zu finden. Die Forschung findet an den beiden Institutsstandorten in Martinsried und Seewiesen, sowie an unterschiedlichen Orten bei Freilandforschung statt.  www.bi.mpg.de – Die Webseite des Instituts wird ab Januar 2022 mit Leben gefüllt.

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