Susann Fiedler

Wonach strebt der Mensch in seinem Tun?

Ein autonomer Status am Institut, die Möglichkeit, mit einem eigenen Team eigenständig zu forschen – diese Chance bot sich Dr. Susann Fiedler. Sie leitete die nach der Stifterin benannte Gielen-Leyendecker-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn.

Susann Fiedlers Forschungskonzept passte hervorragend zu den Förderkriterien der Gielen-Leyendecker-Stiftung. Die Verhaltensforscherin beschäftigt sich mit Fragen, die zwar seit der Antike gestellt, aber nun mit neuen Ansätzen empirisch betrachtet werden: Wonach strebt der Mensch in seinem Tun? Wirklich nur nach seinem Vorteil, wie die klassische Wirtschaftstheorie unterstellt? Lässt sich Uneigennützigkeit trainieren? Kann man sie überhaupt beeinflussen?

Fiedlers Arbeit verbindet ökonomische Spieltheorien mit dem Innenleben des Menschen. Die kognitiven Prozesse bei ökonomischen Entscheidungen werden in Experimenten erforscht, bei denen die Augenbewegungen von Probanden mittels der Eyetracking-Methode aufgezeichnet und analysiert werden. Dank der Erkenntnisse der Kognitionsforschung lassen sich so Rückschlüsse auf Gedankengänge ziehen. Komplex wird diese Forschung, weil ein Mensch zwar durch seine Persönlichkeit, seine Gene und Erfahrungen bestimmte Entscheidungsprämissen mitbringt. „Aber wie der Mensch entscheidet und welche Informationen zur Entscheidungsfindung herangezogen werden, ist auch abhängig von der jeweiligen Situation – ob Risikoentscheidung, die Entscheidung zu ehrenamtlicher Arbeit oder darüber, einen Kollegen im eigenen Team zu unterstützen“, erklärt Fiedler.

Das Wissen über Entscheidungsprozesse kann in der Zukunft helfen, Menschen bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen und sie vor Fehlern zu bewahren, sagt die Forscherin, die einst eine Grundausbildung bei der Bundeswehr gemacht hat und in Bonn die einzige Psychologin am sonst ökonomisch und juristisch ausgerichteten Institut war.

Forschungsförderung kann breit angelegt oder auf den Wunsch der Spenderin oder des Spendenden ausgerichtet werden. Ob sie in konkrete Einzelprojekte oder ganze Forschungsbereiche mündet – in jedem Fall ist ein hohes Maß an Vertrauen vorausgesetzt. Schließlich geht es um viel Geld: So stellte etwa die Gielen-Leyendecker-Stiftung während der fünf Jahre für Susann Fiedlers Forschungsgruppe 550.000 Euro bereit. „Gerade mit der Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen habe ich gute Erfahrungen gemacht und weiß, dass die Spende gut eingesetzt ist“, sagte die Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, Adelheid Wiemer-Kruel.   

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