Immer bereit für die nächste Herausforderung

Wenn Wolfgang Hanrieder von etwas fasziniert ist, gibt es kein Halten mehr. Dann reichen ihm vier Stunden Schlaf, um sich danach wieder voller Elan seiner aktuellen Aufgabe zu widmen. Seit 2012 zählt er zum Kreis der Fördernden Mitglieder von Max-Planck. Und auch hier ist er mit Hingabe dabei.

Frühen Kontakt zur Max-Planck-Gesellschaft (MPG) hatte Wolfgang Hanrieder bereits während seines Physikstudiums an der TU München (TUM), als in den 1980er-Jahren die Direktoren Norbert Schmitz und Gerd Buschhorn vom MPI für Physik seine Lehrer waren. Als Buschhorn ihm anbot, seine Diplom- und später seine Doktorarbeit zu betreuen, war er hin- und hergerissen: "Mein Herz gehörte von Anfang an Max-Planck", erinnert sich Hanrieder. Aber entschieden hat letztlich „der Kopf“, der ihm riet, ein Angebot der Firma Siemens anzunehmen. Als Institutsdoktorand der TUM baute er dort das erste Rastertunnelmikroskop im industriellen Umfeld auf. Damit folgte er seinem Impuls, möglichst früh im unternehmerischen Management Fuß zu fassen.

Aus der Physik in die Welt des Investments

Die MPG rückte für Jahrzehnte in den Hintergrund, als Hanrieder nach seiner Promotion Verantwortung im Zentralbereich Technik von Siemens übernahm, unternehmensweite Strategieprojekte leitete und Innovationsabteilungen in der Münchner Firma und ihrer Tochter Siemens-Nixdorf aufbaute. Der dann am Massachusetts Institute of Technology (MIT) abgeschlossene MBA beförderte den Physiker endgültig vom Innovationsmanager in die Welt des Investmentmanagements: Fortan kümmerte er sich um Risikokapitalprojekte, wurde Managing Partner einer internationalen Venture-Capital-Gesellschaft und lernte das Silicon Valley von innen kennen, bevor er von London aus für ein führendes Private-Equity-Haus das europäische Technologiegeschäft aufbaute.

Fragt man Wolfgang Hanrieder, was ihn zu solchen Höchstleistungen angetrieben hat, kommt seine Antwort prompt: "Mich reizt das Ausprobieren von Neuem, vor allem wenn die Erfolgswahrscheinlichkeit ungewiss ist. Das ist der rote Faden, der sich durch mein Leben zieht. Sobald sich nach einigen Jahren Routine einstellt, werde ich wieder empfänglich für spannendere Herausforderungen. Und das Spiel beginnt erneut."

Dass die MPG wieder in den Fokus von Wolfgang Hanrieder rückte, ist für beide Seiten ein Glücksfall. Aus familiären Gründen zurückgekehrt nach München, engagierte er sich als Angel Investor, Berater und Aufsichtsrat. Und sorgte für eine ausgewogenere Lebensbalance, bei der auch Freunde und Familie wieder im Mittelpunkt standen.

Zurück zu Max-Planck

Die Wiederannäherung an die MPG vermittelte dann Reinhard Pöllath, dessen Wirtschaftskanzlei Hanrieder von zahlreichen Venture-Capital-Projekten kannte. 2009 trafen die beiden sich wieder in München, und es dauerte nicht lange, bis Pöllath – einer der Gründer der Max-Planck-Förderstiftung (MPF) – Hanrieder einlud, ihn zu einer MPG-Veranstaltung zu begleiten. Der Physiker Hanrieder fing sofort Feuer: "Alle meine guten Erinnerungen an Max-Planck sind wieder erwacht“, berichtet er. Er hatte das Gefühl, „in die Max-Planck-Familie" zurückzukehren.

Ich möchte mit begrenzten Mitteln größte Wirkung erzielen.

- Wolfgang Hanrieder

Schon bald begann Wolfgang Hanrieder, die MPG aktiv zu unterstützen. Seit 2012 ist er Persönlich Förderndes Mitglied, gehört dem Kuratorium des MPI für Physik und dem Vorstand der Hermann-Neuhaus-Stiftung an. 2015 gründete er die Hanrieder Foundation for Excellence (HFE), eine Treuhandstiftung, die er von der MPF verwalten lässt. Für Andrea Eiden, die im Stabsreferat Private Forschungsförderung die Fördernden Mitglieder betreut, ist Wolfgang Hanrieder "ein Pfundskerl, Freund und Spender par excellence".

Wie bei jeder Aufgabe ist auch Hanrieders Engagement für die MPG gründlich durchdacht: Max-Planck ist für ihn Synonym für Exzellenz: "eine der besten Forschungseinrichtungen der Welt", die dazu beiträgt, den Wohlstand des rohstoffarmen Deutschland „mit der Kraft des Geistes“ zu mehren. Dafür müsse sich die MPG permanent dem globalen Wettbewerb um die besten Talente stellen und versuchen, diese möglichst früh an sich zu binden. Genau da setzt Hanrieders Stiftung an.

Die HFE finanziert Aufenthalte herausragender Nachwuchskräfte aus unterprivilegierten Ländern. So förderte sie bislang 28 junge Talente, unter anderem Doktoranden aus Südamerika in Form von Fellowships am MPI für Physik. Darüber hinaus unterstützt sie im CaCTüS-Programm der MPI für biologische Kybernetik und für Intelligente Systeme jedes Jahr dreimonatige Summer-School-Aufenthalte. "Die jungen Leute kommen aus Entwicklungsländern, werden voll integriert in den Forschungsbetrieb und persönlich intensiv betreut", erzählt Hanrieder. Das HFE-gesponserte Rahmenprogramm dient dem Training wichtiger Fähigkeiten, wie Vortragstechniken, und im Abschluss-Symposium präsentieren die Geförderten ihre Arbeiten vor dem ganzen Institut. Danach nehmen sie Max-Planck unauslöschlich mit in ihre akademische Laufbahn. „Mit begrenzten Mitteln größte Wirkung erzielen“, das ist für Wolfgang Hanrieder die Quintessenz strategisch-intelligenten Förderhandelns – und die Leistung der privaten Förderer der MPG.

Dieser Artikel erschien zuerst in MAXMag 03.2024, dem Community-Magazin der MPG. Text: Myriam Hönig

Zur Redakteursansicht