Mehr Courage gewünscht
Max-Planck-Präsident Peter Gruss zum Koalitionsvertrag
Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Peter Gruss begrüßt wesentliche Elemente des Koalitionsvertrags. Zugleich mahnt er eine rasche Umsetzung und Konkretisierung der wissenschaftspolitischen Ziele an: Bei vielen Themen stimme die Richtung, vom „Paket der Pakte“ bis zur Validierungsförderung – das müsse jetzt kraftvoll umgesetzt werden. „Gleichwohl hätte ich mir mehr Courage gewünscht, etwa bei einem Ziel für Forschungsinvestitionen, das über drei Prozent der Wirtschaftsleistung hinausgeht“, so Gruss.
Wissenschaft und Innovation seien zentrale Voraussetzungen für ökonomischen Erfolg und gesellschaftlichen Fortschritt – dies zeige die Dynamik der vergangenen Jahre. „Dass diesen Bereichen weiterhin eine hohe politische Priorität zugemessen wird, freut mich deshalb sehr“, betont der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft und mahnt zugleich, das Bekenntnis zu Wissenschaft und Bildung müsse jetzt in konkrete Aktivitäten münden: „Auch in Zeiten knapper Kassen dürfen wir Bildung und Wissenschaft nicht gegeneinander ausspielen!“
Zu den Pakten: Der Max-Planck-Präsident begrüßt, dass Hochschulpakt und Exzellenzinitiative fortgesetzt und weiterentwickelt werden sollen. Richtungsweisend sei die angestrebte Berücksichtigung von Hochschulabschlüssen im Hochschulpakt. Auch die angestrebte Fortsetzung des Pakts für Forschung und Innovation über das Jahr 2015 hinaus sei zu würdigen. Aber: Eine international wettbewerbsfähige Wissenschaft brauche Aufwüchse, die der Hochtechnologisierung der Forschungsausstattungen gerecht werden. „Die Max-Planck-Gesellschaft benötigt allein vier Prozent jährlicher Aufwüchse, um den Status quo ihrer Aktivitäten zu erhalten, erläutert Gruss. Die Mittel einer neuen Vereinbarung müssten darüber hinaus auch weiterhin wissenschaftsgeleitet eingesetzt werden können. „Wir stehen schließlich im internationalen und nicht mehr nur im nationalen Wettbewerb.“
Zu den Hochschulen: Das im Vertragstext benannte Ziel, die Grundfinanzierung der Hochschulen zu verbessern, lobte Gruss nachdrücklich. „Allerdings glaube ich nicht, dass uns das Prinzip Gießkanne weiterbringt. Wir brauchen auch bei der Förderung der Hochschulen differenzierende und intelligente Ansätze.“
Zum Nachwuchs: Nach Einschätzung des Max-Planck-Präsidenten ist es unerlässlich, die Karrierewege für den wissenschaftlichen Nachwuchs deutlich zu verbessern. Dieses Ziel des Koalitionsvertrags unterstütze er deshalb vorbehaltlos: „Der entscheidende Faktor für herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse ist der Kopf, in dem sie entstehen“, so Gruss. Deshalb müsse das Wissenschaftssystem für Talente aus dem In- und Ausland attraktiver werden. Für die wissenschaftliche Karriereplanung kaum zu überschätzen sei im Übrigen ein gutes Betreuungsangebot für Kinder – auch deshalb sei der angestrebte Ausbau solcher Angebote wichtig.
Zum Wissenstransfer: Als „sehr gutes Signal“ bezeichnete Gruss die Absicht, den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Gesellschaft und Wirtschaft zu stärken. Ein Ausbau der Validierungsförderung könne hier entscheidende Impulse setzen. Die „Innovationslücke“ zwischen Forschung und Anwendung müsse, wo immer sie bestehe, konsequent geschlossen werden. Auch die Absicht der Koalitionäre, eine umfassende Open-Access-Strategie zu entwickeln, sei positiv. Zehn Jahre nach Verabschiedung der „Berliner Erklärung“ sei Open-Access in der Wissenschaft nicht mehr zu stoppen.