Gorillas als stark gefährdete Art eingestuft

Neu veröffentlichte Liste des IUNC beruft sich u.a. auf Experten des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie

12. September 2007

Die Internationale Vereinigung für Arten- und Naturschutz (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, IUCN) hat eine überarbeitete Ausgabe der Roten Liste gefährdeter Arten veröffentlicht. Eine wichtige Aktualisierung ist die Statusänderung des Westlichen Gorillas: Er wird jetzt als "stark gefährdet" eingestuft. Gründe dafür sind die unkontrollierte Wilderei und massive Ausbrüche des tödlichen Ebola-Virus, die etwa ein Drittel der in den Schutzgebieten lebenden Gorillas in den letzten 15 Jahren getötet haben. Zum IUCN-Expertenteam gehörten auch Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.

Die Neueinordnung des Westlichen Gorillas als stark gefährdete Art basiert nicht auf der verbleibenden Anzahl von Tieren, die derzeit noch größer ist als bei anderen stark gefährdeten Arten, sondern auf dem Schwindel erregenden Populationsrückgang. Bis vor kurzem war der Westliche Gorilla noch weit verbreitet. Doch Wilderei und Ebola haben in den vergangenen 15 Jahren einen Populationsrückgang um wenigstens 60 Prozent verursacht.

Anhand vergangener Ebola-Ausbrüche, die mit einer Sterberate von 95 Prozent einhergingen und die von Gorillas besiedelten Gebiete quasi entvölkerten, konnten Experten diesen Rückgang schätzen: Sie zählten die Anzahl der Schlafnester in den betroffenen Gebieten und schätzten den Anteil des Lebensraums der Gorillas, welcher sich in der Todeszone befunden hatte.

"Die Neueinordnung des Westlichen Gorillas als stark gefährdete Art stimmt uns hoffnungsvoll", sagt Peter D. Walsh vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie: "Endlich einmal kümmern wir uns, bevor es zu spät ist. Schon eine bescheidene Finanzspritze würde reichen, um Wilderei einzudämmen, Ebola in den Griff zu bekommen und die Zukunft eines unserer nächsten Verwandten sicher zu stellen", so der Primatologe, der als einer der Experten an der Auflistung des IUCN mitgearbeitet hat.

Wilderei und Ebola sind ein Doppelschlag gegen frei lebende Gorillas auch in Nationalparks und anderen Schutzgebieten, da erstere die zugänglichen und letztere die abgelegenen Gebiete heimsuchen. Die Experten hoffen deshalb zunächst auf eine wirksame Strafverfolgung und Anti-Wilderer-Kampagnen. "Leider wurde in den vergangenen Jahren zugunsten der Förderung ‚politisch korrekter’ Programme, wie z.B. Ökotourismus, immer weniger in die Strafverfolgung von Wilderern investiert", so Walsh. Darüber hinaus müssen effektive Ebola-Kontrollmaßnahmen eingeleitet werden: So gibt es Impfstoffe, die Laboraffen bereits erfolgreich vor Ebola geschützt haben. Um diese Impfstoffe aus dem Labor ins Freiland zu bringen, müssen aber zunächst Sicherheits- und Effektivitätsstudien mit Zootieren durchgeführt werden.

Walsh und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, vom Leipziger Zoo und vom Impfstoffwerk Dessau-Tornau, einem privaten Impfstoffhersteller, haben bereits mit Gorillas im Zoo eine Schluckimpfung durchgeführt. Momentan suchen die Forscher nach finanzieller Unterstützung um weitere Schluckimpfungen bei Zootieren sowie Impfungen in freier Wildbahn durchführen zu können.

Man unterscheidet heute zwei Arten von Gorillas, den Westlichen Gorilla (Gorilla gorilla) und den Östlichen Gorilla (Gorilla beringei). Zuverlässige Schätzungen sind nicht vorhanden, doch man geht davon aus, dass es noch ca. 5 000 Östliche Gorillas und ca. 10 000 Westliche Gorillas gibt. Für die Östlichen Gorillas stellt der Verlust ihrer Lebensräume die größte Bedrohung dar, für die Westlichen Gorillas hingegen ist es eher eine geringe. Auch Östliche Gorillas sind durch Wilderei bedroht, wenn auch in einem geringeren Umfang als die Westlichen Gorillas. Ausschließlich die Westlichen Gorillas und Schimpansen sind momentan von Ebola bedroht.

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