Start-ups braucht das Land

MAXPreneurs soll die Gründungskultur an den Max-Planck-Instituten stärken

7. Juni 2022

Die Grundlagenforschung ist in Deutschland nach wie vor stark, wie zuletzt das erfolgreiche Einwerben von insgesamt 61 ERC Advanced Grants belegte und damit dem Land europaweit Platz 1 sicherte. Zwölf dieser Grants gingen an Max-Planck-Forscherinnen und -Forscher. Gleichzeitig ist Deutschland nicht in der Lage, diese PS auf die Straße zu bringen und in erfolgreiche Start-ups und Unternehmen umzuwandeln, wie Thomas Sattelberger, ehemaliger Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, in einem Autorenbeitrag in der WirtschaftsWoche konstatierte.

„Neben einer mangelnden Entrepreneurship-Kultur, einem schwierigen Finanzierungsumfeld, schlechten steuerlichen Rahmenbedingungen und mangelnden Exit-Möglichkeiten für Investoren, gibt es immer wieder Verzögerungen bei der Verhandlung von Lizenzverträgen zwischen Gründern und den Universitäten oder Forschungseinrichtungen“, sagt Ulrich Mahr, Mitglied der Geschäftsleitung der Max-Planck-Innovation GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Max-Planck-Gesellschaft.

Tatsächlich herrscht in Deutschland ein sehr heterogenes Bild, wenn es um die Begleitung von Ausgründungen aus der akademischen Forschung geht. Die Beteiligungs- und Lizenzbedingungen haben sich in den letzten 30 Jahren immer wieder geändert – so auch bei der Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Bereits seit 2018 arbeitet Max-Planck-Innovation mit einem pauschalen Beteiligungsmodell. „Dabei räumen wir die Nutzungsrechte an den Patenten der MPG gegen eine pauschale Beteiligung am neu gegründeten Unternehmen und eine für die Gründung finanzschonende Lizenz ein“, erläutert Mahr. Ein ähnliches Beteiligungsmodell wird inzwischen auch von der Politik und der Bundesagentur für Sprunginnovationen gefordert, vor allem um Gründungen transparenter und schneller voranzubringen.

Mit der Initiative MAXPreneurs möchte die MPG gründungswillige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun noch besser unterstützen und fördern. Denn: „Grundlagenforschung auf höchstem Niveau und ihr Transfer in praktische Anwendungen schließen sich nicht aus. Wissenschaftliche Exzellenz und wirtschaftlicher Erfolg gehen oft Hand in Hand, wie viele unserer Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger, die an Unternehmensgründungen oder Innovationen beteiligt sind, gezeigt haben. Wir möchten daher mit MAXPreneurs unsere Forscherinnen und Forscher ermutigen und befähigen, das Anwendungspotenzial ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse stärker auszuloten“, so der ehemalige Max-Planck-Präsident Martin Stratmann.

Ziel der Initiative ist es, Max-Planck-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für das Thema Unternehmertum als eine weitere Karriereoption zu motivieren und die Gründungskultur an den Instituten zu stärken. Dazu bedarf es unter anderem einer breit angelegten Entrepreneurship-Ausbildung und intensiven Unterstützung. Partner der MAXPreneurs Initiative sind daher nicht nur die Planck Academy, sondern vor allem auch die Max-Planck-Innovation GmbH und die Max-Planck-Förderstiftung.

Die Planck Academy unterstützt auf individueller Ebene mit zahlreichen Fortbildungsangeboten und zeigt dem wissenschaftlichen Nachwuchs über Veranstaltungen wie die Career Evolution Games Week Karrierewege jenseits des Wissenschaftsbetriebs auf. „Mit solchen Veranstaltungen wollen wir bei unseren PhDs und Postdocs frühzeitig Impulse und Stimuli für Unternehmertum setzen“, so Kerstin Dübner-Gee, Leiterin der Abteilung Personalentwicklung & Chancen. Darüber hinaus gibt es auch spezielle Programme für wissenschaftliche Führungskräfte mit dem Ziel, Max-Planck Direktorinnen und Direktoren für Projekte an ihren Instituten mit Ausgründungspotenzial zu sensibilisieren. Weiterbildungsangebote zu Organisationsentwicklung, Venture Capital, Fallstudien aus Berkeley und dem Silicon Valley runden das Angebot für die erfahrene Zielgruppe ab.

Gezielte „detektivische“ Arbeit leisten die Technologiescouts der Max-Planck-Förderstiftung (MPF): Sie fahnden an den Instituten nach Projekten, die sich für eine Unternehmensgründung eignen. Werden die Scouts fündig, bewerten sie gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Erfolgsaussichten einer Ausgründung, indem der Reifegrad hinsichtlich Technologie, Team und Geschäft sowie Markt auf den Prüfstand gestellt wird. Dazu müssen sie die Technologie  und das Potenzial, das in ihr steckt, verstehen. Am Ende dieses Prozesses folgt eine erste Beratung, die die Forscherinnen und Forscher idealerweise dazu ermutigt, den nächsten Schritt zu wagen und eine Ausgründung ernsthaft in Erwägung zu ziehen.

Hier setzt das neue von Max-Planck-Innovation organisierte Inkubationsprogramm MAX!mize an. Es ist das Herzstück der MAXPreneurs Initiative: Erfahrene Start-up Managerinnen und Manager beraten und coachen die Programmteilnehmenden. Die gründungswilligen Teams erhalten darüber hinaus Unterstützung beim Aufbau von Netzwerken sowie bei der Finanzierung und Finanzmittelbeschaffung. „MAX!mize bietet den Teilnehmenden über einen fest definierten Zeitraum einen strukturierten Rahmen und Freiraum, um sich den individuellen Herausforderungen ihres Start-up-Projekts zu stellen.

Damit intensiviert und vervollständigt das Programm, was die Mitarbeitenden bei Max-Planck-Innovation schon seit den 90er-Jahren an individueller Unterstützung leisten“, sagr Ulrich Mahr. Die ersten Teams sind gerade in die erste Phase des Programms gestartet. Im November wird Bilanz gezogen: Dann urteilt eine Jury, wie viele der Teilnehmenden den Sprung ins kalte Wasser wagen und über Phase 2 konkret eine Karriere jenseits des Wissenschaftsbetriebs anstreben sollten. Diesen Mut haben Talha Zaman und seine Frau Naureen Mahmood bereits 2018 mit der Gründung ihres Unternehmens Meshcapade bewiesen. Die beiden Max-Planck-Forschenden wurden gerade mit dem 50.000 Euro dotierten Max-Planck-Gründungspreis ausgezeichnet – ebenfalls ein Baustein der MAXPreneurs Initiative.

CS

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