Forschung in Zeiten der Digitalisierung
Zwei Tage lang traf sich die MPG Mitte Juni in Saarbrücken. Am Exzellenzstandort der Informatik drehte sich auch die Festversammlung rund um die Digitalisierung. Präsident Stratmann eröffnete den Abend mit einer Rede über Wissenschaft und Gesellschaft in Zeiten des digitalen Wandels.
Im Industriedenkmal Alte Schmelz, einst Symbol der Montanindustrie im Saarland, spannte Stratmann dabei den Bogen von den Innovationsschüben aus der Zeit der Industrialisierung hin zur „gegenwärtigen Zeitenwende durch die Digitalisierung“. Nicht nur Kohle und Erz hätten einst die Industrialisierung befeuert, zentral seien auch die hochqualifizierten Arbeitskräfte gewesen. Zudem habe man damals kräftig in Bildung investiert. „Die Universitäten wurden zu internationalen Leistungszentren ausgebaut, mit den technischen Hochschulen wurde ein neuer Universitätstypus geschaffen, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft als Hort der wissenschaftlichen Leistungselite gegründet.“ Derzeit würden, ähnlich wie damals, die Karten neu gemischt, was ein Kennzeichen einer Zeitenwende sei.
Mit Blick auf den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland sagte Stratmann: „Bildung und Forschung werden wichtiger denn je. Wir müssen heute die gleichen Kraftanstrengungen wie vor über 100 Jahren machen und die Bildungs- und Forschungseinrichtungen schaffen, die uns für die kommenden Jahrzehnte Wohlstand bescheren. Wir müssen den gleichen Mut haben und weiter steigend in Wissenschaft investieren.“ Vor geladenen Gästen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft thematisierte Stratmann zudem, wie die Digitalisierung die Wissenschaft verändert und wie die Max-Planck-Gesellschaft diesen Prozess mitgestaltet. Er ging auf die bereits etablierte Nutzung von Künstlicher Intelligenz zur Datenauswertung bei Big-Data-Projekten ein.
Zudem nannte er bestehende Herausforderungen wie jene zur Etablierung von Open Access als „Goldstandard künftiger Publikationen“ und damit die Durchsetzung des freien Zugangs zu wissenschaftlichem Wissen.Auch führe die Digitalisierung zu Neuausrichtungen, wie bereits am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme an den Standorten Tübingen und Stuttgart geschehen. „In diesem neuen Institut überwinden wir die Grenzen zwischen Ingenieurwissenschaften, Computer Science und Neurowissenschaft. Wir verbinden hier zwei Elemente mit besonders steilem Erkenntnisgradienten: Kognitive Robotik und Maschinelles Lernen“, so Startmann.