Publikationsmodell vom Kopf auf die Füße gestellt.

Die Heinz Nixdorf Stiftung läutete durch die Finanzierung des Zentrums für Informationsmanagement den Wandel des wissenschaftlichen Publikationsmodells bei der Max-Planck-Gesellschaft ein.

Wissenschaftliche Ergebnisse werden vor allem über Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht. Verdient wird mit dem “Leser-zahlt”-Modell: Verlage verkaufen die Artikel an die Wissenschaftler und andere Leser zurück. Damit zahlt der Steuerzahler zweimal für die Wissenschaft, einmal für die Forschung, und einmal für den Zugriff auf die publizierten Ergebnisse. Das ist mit „Open-Access“ anders. Das Modell gewährt freien Zugriff auf Artikel, sowohl für Forschende als auch die breite Öffentlichkeit.

Im Zeitalter der Gutenberg-Galaxie und seinem gedruckten Buch war das „Leser-zahlt”-Modell gerechtfertigt. Inzwischen sind die Kosten für die Fachzeitschriften signifikant schneller gestiegen als die Inflation und die Bibliotheksbudgets. In der Folge müssen mittlerweile selbst Bibliotheken renommierter Universitäten wie Harvard aus Budgetgründen Abos kündigen, wodurch sich teilweise enorme Zugriffsprobleme ergeben.

Open Access dagegen macht wissenschaftliche Literatur im Internet offen und kostenfrei zugänglich. Interessierte können die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren. Die Veröffentlichungskosten, der Ablauf der Begutachtung, das Archivieren etc. wird hierbei durch Gebühren oder durch Subventionen von Stiftungen getragen. Open Access eliminiert damit die hohen Kosten, die Zugriffsprobleme und sogar rechtliche Probleme zur Weiterverbreitung der Inhalte. Denn anders als in anderen Branchen sind Wissenschaftler stark daran interessiert, dass ihr geistiges Eigentum möglichst weit verbreitet wird.

Die Ereignisse scheinen sich zu überschlagen, und die Open Access-Bewegung gewinnt immer mehr Unterstützer. Mehr als 12.000 einflussreiche Wissenschaftler sprechen sich mittlerweile öffentlich gegen das Geschäftsmodell der großen Verlage aus, verweigern sich einer dortigen Publikation. Und die ersten deutschen Exzellenz-Universitäten kündigen Abos. In einer offiziellen Petition an das Weiße Haus fordern in den USA Tausende freien Zugriff auf staatlich finanzierte Forschung. Und kürzlich äußerten sich zuerst die britische Regierung und dann die EU-Kommission zu dem Thema. Beide möchten in den nächsten Jahren den Großteil der Forschung im Open Access-Format publiziert und so die Publikationswelt auf den Kopf gestellt sehen.

Die Max-Planck-Gesellschaft ist Mitbegründerin der internationalen Open Access-Bewegung. Mit der Veröffentlichung der "Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" 2003 und den sich daran anschließenden jährlichen Konferenzen wurde ein Prozess eingeleitet, der weltweit das Bewusstsein für das Thema geschärft hat.

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