„Ich habe als Leiter der Verwaltung die Möglichkeit, mich persönlich einzubringen und die Wissenschaft mit eigenen Ideen zu unterstützen.“
Sie sind Verwaltungsleiter an zwei Instituten, am Max-Planck-Institut für Informatik und für Softwaresysteme. Wie werden Sie den Anforderungen jedes einzelnen gerecht?
Geiß: Den organisatorischen Spagat zwischen beiden Einrichtungen zu schaffen, ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Ich habe mir von Anfang an klar gemacht, dass es sich um zwei unabhängige Institute handelt – obwohl es Schnittpunkte in der Forschung gibt. Es gehört zu meiner Aufgabe, die Institute darin zu unterstützen, ein eigenes Profil zu entwickeln. Mein fachliches Wissen, das auf 40 Jahren Verwaltungserfahrung basiert, kann ich natürlich an beiden Standorten nutzen. Doch was vertraulich in dem einen Institut besprochen wird, muss auch dort bleiben. Beispielsweise wenn es um die Verteilung der finanziellen Mittel geht. Da trenne ich strickt.
Woran messen Sie die Qualität Ihrer Arbeit?
Geiß: Ein wichtiger Indikator ist aus meiner Sicht die Zufriedenheit der Menschen um mich herum. Ich halte es für wichtig, meinen Mitarbeitern Aufgabenbereiche anzuvertrauen, in denen sie eigenverantwortlich handeln können. Das steigert die Motivation und somit letztendlich auch die Qualität der Arbeit. Wenn die stimmt, sind automatisch auch die Wissenschaftler zufrieden und die Kommunikation funktioniert besser.
Wenn sich jemand bei Ihnen bewirbt, worauf achten Sie in einem Gespräch besonders?
Geiß: Für mich zählt die Persönlichkeit der Bewerber. Eingeladen wird sowieso nur, wer vom Anforderungsprofil passt. Im Gespräch kommt es dann auf die Authentizität der Personen an. Ich schätze offene Persönlichkeiten, die mir im Gespräch auch mal in die Augen schauen. Bei der endgültigen Entscheidung ist mir aber auch der Eindruck meiner Mitarbeiter wichtig. Denn der Bewerber muss am Ende vor allem in die Abteilung und zum Team dort passen.
Was ist das besondere daran, als Verwaltungsleiter in einer Wissenschaftsorganisation zu arbeiten?
Geiß: Die Aufgaben der Verwaltungsleiter sind von Institut zu Institut sehr unterschiedlich. Im Vergleich zu einer Behörde sehe ich meine Aufgaben eher darin, die Anforderungen der Wissenschaft umzusetzen – die der Direktoren einerseits, aber auch der jungen vielversprechenden Nachwuchsleute. Da ich zwei Institute mit aufgebaut habe, konnte ich viele eigene Ideen einbringen. Den gesamten Verwaltungs-Apparat, vom Personal bis zur technischen Ausstattung und Wartung, so zu strukturieren, dass der Wissenschaftsbetrieb anschließend optimal unterstützt wird, war eine sehr positive Erfahrung.
Wie sah ihre eigene berufliche Karriere aus?
Geiß: Angefangen hat meine berufliche Laufbahn nach der mittleren Reife mit einer Ausbildung für die mittlere Beamtenlaufbahn an der Universität des Saarlandes. Im Anschluss habe ich in einem Lehrgang für Beamte mein Abitur nachgeholt und mich so für den gehobenen Dienst qualifiziert. Über 20 Jahre habe an der Uni gearbeitet, weitere 20 Jahre jetzt in der Max-Planck-Gesellschaft.
Was begeistert Sie in Ihrem Arbeitsalltag?
Geiß: Obwohl ich selbst keine Ader für das Lösen komplexer Gleichungen habe, bin ich fasziniert von dem wissenschaftlichen Umfeld, in dem ich mich jeden Tag bewege. Der alltägliche Umgang mit Wissenschaftlern, die Weltrang genießen, ist schon etwas Besonderes. Bei den Spitzenwissenschaftlern handelt es sich auch um ganz normale Menschen, mit denen man spontan über belanglose Dinge oder vollkommen fachfremde Themen sprechen kann wie über die Fußballweltmeisterschaft. Bemerkenswert ist häufig ihre große Liebe zur Kunst.
Herzlichen Dank, Herr Geiß, für das nette Gespräch!
Das Interview führte Julia Merlot
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