"Wir brauchen noch Tierversuche für die Forschung"

"Wir brauchen noch Tierversuche für die Forschung"

Max-Planck-Forschende erklären, warum Tierversuche für die Grundlagenforschung nötig sind

22. April 2021

In Deutschland und anderen europäischen Ländern wird immer wieder diskutiert, ob ein Ausstieg aus der tierexperimentellen Forschung angestrebt werden sollte. In den Niederlanden wurde diese Diskussion über längere Zeit intensiv geführt mit dem Ergebnis, dass ein Komplettausstieg zurzeit nicht umsetzbar ist. Hier erzählen Forschende, Ärztinnen und Tierpfleger der Max-Planck-Gesellschaft, für welche Fragen sie nach wie vor Tierversuche benötigen und wann sie Alternativen einsetzen können.

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"Makaken sind eigene Persönlichkeiten. Darum ist es wichtig, dass die Forschenden ein gutes Verhältnis zu ihnen aufbauen. Darauf achten wir von Anfang an und unterstützen Mensch und Tier dabei, ein gutes Team zu werden."
Franziska Kaiser, Tierpflegerin am Ernst Strüngmann Institute in Frankfurt
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"Damit es unseren Tieren gut geht, reicht es nicht, ihnen Futter zu geben und die Käfige sauber zu halten. Deshalb verbringen wir viel Zeit mit ihnen und sorgen dafür, dass keine Langeweile entsteht."
Tim Eifried, Tierpfleger am Ernst Strüngmann Institute in Frankfurt
Jovana Maksic, Doktorandin, Ernst Strüngmann Institute
"Durch die Abholzung der Wälder und den Klimawandel wird der Kontakt zwischen Menschen und Tieren immer enger. Wir müssen deshalb die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Tier und die Kommunikation miteinander erforschen."
Jovana Maksic, Doktorandin am Ernst Strüngmann Institute in Frankfurt
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"Tierexperimente kombiniert mit Computermodellen sind der Kern guter Theorien, die der Grundlagenbiologie und der angewandten Medizin dienen. Wir nutzen Computermodelle, um die Wahl der experimentellen Ansätze zu verfeinern. Wir sind ein wichtiger Kooperationspartner des 3R-Zentrums Gießen. Dabei setzen wir das 3R-Konzept (Replace, Reduce, Refine) um und verringern so die Zahl der Versuchstiere."
Hermann Cuntz, Forschungsgruppenleiter am Ernst Strüngmann Institute in Frankfurt
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"Wir kennen alle unsere Mäuse 'persönlich'. Jede Maus hat individuelle Vorlieben: Manche mögen Herausforderungen, andere nicht. Es gibt Fans von Rosinen oder Müsli und fast alle lieben Nutella. Bei unseren Virtual-Reality-Aufgaben lernen die Mäuse wirklich mit – glücklichere Mäuse sind schlauere Mäuse!"
Martha Nari Havenith, Forschungsgruppenleiterin am Ernst Strüngmann Institute in Frankfurt
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“Für die Behandlung neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen wie Schizophrenie, Autismus oder Epilepsie müssen wir verstehen, wie ein gesundes Gehirn funktioniert. Da wir die Struktur und Funktion menschlicher Gehirne nur eingeschränkt untersuchen können, bleiben Untersuchungen an Nervensystemen von Tieren auf absehbare Zeit unverzichtbar.“
Wolf Singer, Forschungsgruppenleiter am Ernst Strüngmann Institute in Frankfurt
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"Tierversuche sind die einzige Möglichkeit, das arbeitende Gehirn auf neuronaler Ebene zu beobachten. Ich bin den Tieren dankbar, die es mir ermöglichen, dieses unbezahlbare Wissen zu sammeln. Sie sind wunderbare Geschöpfe und ich verpflichte mich, sie verantwortungsvoll und liebevoll zu behandeln."
Jean Laurens, Forschungsgruppenleiter am Ernst Strüngmann Institute in Frankfurt
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“Um ein krankes Gehirn heilen zu können, muss man den intakten Zustand verstehen. Dafür brauchen wir Einblicke, die uns gesunde menschliche Versuchsteilnehmer nicht liefern können. Bei meinem Versuch, die grundlegenden Prinzipien des Gehirns zu verstehen, sind meine Tiere meine wichtigsten Helfer, wertgeschätzt und sehr gut umsorgt.“
Frederike Klein, Doktorandin am Ernst Strüngmann Institute in Frankfurt
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“Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass Tierversuche für die Grundlagen- und die klinische Forschung immer noch unverzichtbar sind. Ohne Versuche mit genetisch veränderten Tieren wäre die Entwicklung von Impfstoffen innerhalb nur eines Jahres völlig undenkbar gewesen.”
Alf Theisen, Tierhausleiter am Ernst Strüngmann Institute in Frankfurt
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„Wir freuen uns täglich auf unsere Tiere. Manche erwarten uns schon ungeduldig und freuen sich auf uns. Das Feedback unserer Tiere ist tägliche Bestätigung für unsere Pflege und Bemühungen. Ich genieße es, mir Zeit für einzelne Tiere nehmen zu können.“
Mona Stauf, Tierpflegerin am Forschungszentrum caesar in Bonn
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„Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Versuchstiere gesund sind und sich normal verhalten können, damit unsere Wissenschaftler sinnvolle Experimente durchführen können, die die Wissenschaft voranbringen.“
Sandra Raatz, Tierpflegerin am Forschungszentrum caesar in Bonn
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"Leider können wir Tierversuche in der Forschung noch nicht vollständig ersetzten. Sie können aber auch dem Tierschutz zugute kommen. So brauchen wir sie für die Entwicklung neuer Behandlungen in der Tiermedizin und zur Ausbildung von Tierärztinnen und Tierärzten. Ein anderes Beispiel ist die Besenderung von Vögeln, um ihr Wanderverhalten zu studieren und den Rückgang vieler Zugvögel aufzuklären."
Andreas Lengeling, Beauftragter für Tierversuche in der Grundlagenforschung der Max-Planck-Gesellschaft
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"Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben in den letzten Jahren immer ausgefeiltere Technologien entwickelt, mit denen sie die Aktivität von Nervenzellen untersuchen können, ohne das natürliche Verhalten eines Tieres zu stören. Unser Labor hat zum Beispiel ein Mikroskop entwickelt, mit dem wir ohne chirurgische Eingriffe die neuronale Aktivität im Gehirn von Zebrafischen aufzeichnen können, während die Tiere in einer naturnahen Umgebung schwimmen."
Jennifer Li und Drew Robson, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen
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„Bei Alzheimer oder Parkinson sterben Nervenzellen, weil bestimmte Proteine miteinander verklumpen. Wir entwickeln potenzielle Wirkstoffe und testen an Mäusen, ob sie das Absterben der Nervenzellen verlangsamen. So könnten neue Therapieformen entstehen.“
Christian Griesinger, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen
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„Wir möchten herausfinden, warum manche Tierarten Körperteile regenerieren können, wir Menschen dagegen nicht. Plattwürmer sind für uns ein ideales Modell, weil sich in dieser Tiergruppe sowohl Arten mit als auch ohne Regenerationsfähigkeit finden.“
Jochen Rink, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen
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"„Dem Anwenden muss das Erkennen vorausgehen.“ Dieses Zitat von Max Planck drückt aus, dass wir zuerst die Abläufe in der Natur verstehen müssen, um Lösungen für Probleme zu finden. Die Tiere selbst helfen uns, komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen, um neue Methoden für die Medizin sowie für Tier- und Naturschutz zu entwickeln."
Christine Pfeifle, Leiterin der Maushaltung am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön
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"Wir wollen wissen, wie sich Tiere an ihre Umwelt anpassen und wie sie ihre Partner finden. Dies können wir nur herausfinden, wenn wir Tiere ganzheitlich untersuchen."
Diethard Tautz, Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön
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„Forschende auf der ganzen Welt arbeiten häufig vernetzt zusammen. So kann ein wichtiger Beitrag zur Verringerung der Versuchstiere geleistet werden, da sich viele „Puzzleteile“ im regen Austausch auch ohne weitere Tierversuche zusammensetzen lassen. Im Idealfall können die Erkenntnisse in vielen Bereichen angewendet und übertragen werden."
Heike Harre, Biologielaborantin am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön
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"Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, dass die Mikroorganismen, die unser Körper beherbergt, an der Entstehung so unterschiedlicher Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und Autoimmunerkrankungen sowie Krebs beteiligt sind. Die Bedeutung des sogenannten Mikrobioms wäre ohne Versuche mit Tieren unentdeckt geblieben."
John Baines, Gastgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön
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"Defekte während der Bildung von Ei- oder Samenzellen sind die Hauptursachen für Schwangerschaftsverluste bei Mensch und Tier. Was diese Defekte verursacht, ist heute noch weitgehend unbekannt. Die für ihre Erforschung notwendigen Kreuzungsversuche können wir aus ethischen Gründen nur mit Tieren durchführen."
Linda Odenthal-Hesse, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön
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"Mit unserer Forschung an Tieren wollen wir Faktoren  identifizieren, die zu komplexen Krankheiten beitragen, und Therapien entwickeln, die individuell auf Patienten zugeschnitten sind. So wollen wir zum Beispiel mit Hilfe keimfreier Mäuse schon vor einer Behandlung vorhersagen, wie gut ein Patient mit entzündlicher Darmerkrankung auf verschiedene Therapien anspricht."
Nadia Andrea Andreani, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön
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"Die physiologischen Abläufe und Verhaltensreaktionen eines Organismus unterliegen internen und externen Einflüssen. Das Zusammenspiel all dieser Faktoren ist extrem komplex. In manchen Fällen gibt es deshalb zur Zeit zur Untersuchung von Tieren noch keine Alternative. In anderen Fällen können alternative Methoden die Zahl notwendiger Tierversuche verringern."
Sven Künzel, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön
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„Das menschliche Gehirn ist das Ergebnis biologischer Evolution. Es ist vielleicht die komplexeste Struktur im Universum. Seine Funktionsweise zu verstehen, ist eine der größten Herausforderungen für die Wissenschaft. Computersimulationen allein werden nicht ausreichen: Wir brauchen Experimente."
Gilles Laurent, Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt
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"Viele Proteine bei Mensch und Fliege weisen große Gemeinsamkeiten auf. Vor kurzem haben wir herausgefunden, dass eine Mutation in einem Protein, an dem wir in der Fliege arbeiten, für die Entstehung einer neurologischen Entwicklungsstörung beim Menschen verantwortlich ist. Aus unserer Forschung an Fruchtfliegen konnten wir herleiten, wie eine Verringerung der Menge dieses Proteins Patienten schaden könnte."
Asifa Akhtar, Direktorin am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg und Vizepräsidentin der Max-Planck-Gesellschaft
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"Eine Immunantwort besteht aus der konzertierten Aktion von Dutzenden verschiedener Zelltypen. Um zu studieren, wie sie sich entfaltet und wie wir sie gegen Infektionen und Krebs entfesseln können, brauchen wir Tierversuche. Aber wir verringern ihre Zahl immer weiter. Dank empfindlicherer Geräte und verfeinerter Versuchstechniken benötigen wir weniger Individuen für ein Experiment und belasten die Tiere nicht so stark."
Matteo Villa, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg
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"Ich möchte Krankheiten besser verstehen und neue Behandlungen für Krebspatienten entwickeln. Wenn ich ein neues Projekt beginne, überprüfe ich meine Überlegungen zunächst mit Hilfe von Zellkulturen, erst dann in einem lebenden Organismus. Sorgfältig durchgeführte Tierversuche sind das entscheidende und unverzichtbare Bindeglied zwischen der Wissenschaft im Labor und einem neuen Behandlungsansatz in der Klinik."
Petya Apostolova, Ärztin und Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg
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"Während viele der grundlegenden Prinzipien der Epigenetik in Gewebekulturen analysiert werden können, müssen die Bedeutung der epigenetischen Kontrolle für die Embryonalentwicklung, die Anpassung an eine sich verändernde Umwelt und die epigenetische Vererbung an ganzen Organismen erforscht werden. Hierfür nutzen wir die Modellsysteme Maus und Fliege."
Thomas Jenuwein, Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg
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"Für die Entwicklung von Impfungen und Behandlungen von Infektionskrankheiten und Immunstörungen müssen wir verstehen, wie das Immunsystem funktioniert. Immunreaktionen hängen vom koordinierten Zusammenspiel vieler Typen von Immunzellen in einem Organismus ab. Die Untersuchung genetisch veränderter Mäuse ist für uns deshalb unverzichtbar, wenn wir die Immunreaktionen in komplexen Geweben besser verstehen und in Zellkulturen nachbilden wollen."
Tim Lämmermann, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg
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"Mein Team und ich untersuchen, die systemischen Komplikationen von Malaria. Wir kombinieren Versuche an Mäusen und die Analyse von Proben menschlicher Patienten. Die Ansätze ergänzen sich, können sich aber nicht ersetzen."
Arturo Zychlinsky, Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin
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"Mein Team erforscht Tuberkulose. Die Erkrankung betrifft mehrere Organe und löst komplizierte Immunreaktionen aus, die in Zell- oder organähnlichen Kulturen nicht nachgebildet werden können. Mit Hilfe von Zebrafischen als Modell für eine Tuberkulose-Infektion haben wir neue Erkenntnisse über die Tuberkulose beim Menschen gewonnen, mit denen neue Behandlunsgmöglichkeiten entwickelt werden können."
Mark Cronan, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin
https://www.mpi-cbg.de/en/research/animals-in-research/communication/
"Mit der Entwicklung von dreidimensionalen Kultursystemen, sogenannten Organoiden, können wir die Anzahl unserer Versuchstiere reduzieren. Ich bin sehr froh, dass ich mit meinem Team zu dieser Verringerung beitragen kann. Trotzdem müssen wir unsere Ergebnisse auch noch am Tier oder eventuell am Menschen testen, denn auch die Organoide können einen vollständigen Organismus nicht ersetzen."
Anne Grapin-Botton, Direktorin am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden
https://www.mpi-cbg.de/en/research/animals-in-research/communication/
"Während einige Aspekte der Regeneration ex vivo erforscht werden können, gibt es noch kein In vitro-System, das uns ein umfassendes Verständnis für die Mechanismen der Geweberegeneration im Kontext des gesamten Organismus bieten kann. Wir brauchen also immer noch Studien im Tierversuch, wenn wir herausfinden wollen, wie sich Gewebe in vivo erneuert.”
Meritxell Huch, Lise Meitner Max-Planck-Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden
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“Für mich als Mediziner und Arzt ist es völlig unverständlich, wie man die Forderung nach einem Verzicht auf Tierversuche erheben kann. Tierversuche sind absolut unverzichtbar, wenn man wirksame Therapien für menschliche Krankheiten entwickeln will. Dafür sind nicht nur Versuche an Mäusen notwendig, sondern insbesondere auch Versuche an nicht-menschlichen Primaten müssen hierfür zunehmend durchgeführt werden.”
Wieland B. Huttner, Direktor em. am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden
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"Trotz aller Bemühungen zur Entwicklung vollsynthetischer Antikörper liefert uns das Immunsystem eines Tiers immer noch hochwertigere Antikörper. Daher halte ich Tierimmunisierungen zum jetzigen Zeitpunkt noch für unverzichtbar."
Patrick Keller, Leiter des Antikörper-Service am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden
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"Da die Entwicklung und Regeneration von Organen so komplex sind, können wir sie außerhalb von lebenden Organismen noch nicht untersuchen."
Rita Mateus, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik
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„Ich entwickle Modellorganismen für die Forschung. Wir achten bei jeder technischen Veränderung darauf, dass wir damit auch die Zahl der Versuchstiere senken können. Unserere Erfahrung zeigt, wie effizient Routine und der Einsatz neuester Techniken Tierversuche verringern können. Daran werden wir weiter konsequent arbeiten.“
Ronald Naumann, Leiter der Servicegruppe transgene Tiere am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden
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„Wir brauchen Tierversuche, um verstehen zu können, wie unser Gehirn äußere und innere Reize empfängt, verarbeitet und passende Entscheidungen trifft. Insbesondere kleine Säugetiere wie Mäuse helfen uns dabei sehr, denn ihr Gehirn ist dem des Menschen in Aufbau und Funktion sehr ähnlich.“
Rüdiger Klein, Direktor am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried
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"Komplexe Gewebe wie unser Schädel bilden sich aus verschiedenen Materialien und unterschiedlichen Zelltypen, die alle zusammenarbeiten müssen. Wenn wir diese Komplexität durchdringen wollen, müssen wir Modellorganismen studieren, zum Beispiel die Skelettentwicklung bei der Maus."
Jaqueline Tabler, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden
https://www.mpi-cbg.de/en/research/animals-in-research/communication/
"Viele grundlegende Mechanismen sind mit Hilfe von Zellkulturexperimenten aufgeklärt worden. Dennoch sind Tierversuche nach wie vor unverzichtbar, um zu verstehen, wie Zellen in einem Gewebe oder Organ funktionieren, oder um neue Therapeutika zu entwickeln. Um die Zahl der Tierversuche in Zukunft noch weiter zu reduzieren, ist ein sorgfältiger Vergleich beider Modelle - zellulär und im Tier - erforderlich. Mit diesem Wissen können wir leistungsstarke Algorithmen entwickeln, die Vorhersagen im Tiermodell treffen und so die Zellkulturexperimente ergänzen und den Einsatz von Tierversuchen reduzieren.”
Marino Zerial, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden
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"Wir wollen das Verhalten und die Bedürfnisse von Tieren besser verstehen. Indem wir Arten sowohl im Labor als auch im Freiland beobachten, erhalten wir ein Gesamtbild davon, was die Tiere tun, warum sie es tun und wie sie es tun. Je mehr Informationen wir über eine Tierart gewinnen, desto besser können wir sie zu schützen."
Alex Jordan, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz
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"Wir wollen die Entscheidungsfindung von Tieren in der Natur verstehen und vorhersagen. Durch den Einsatz neuer Technologien in Laborexperimenten können wir zum ersten Mal die komplexen Bewegungen frei beweglicher Individuen innerhalb eines Kollektivs in natürlichen Umgebungen messen."
Iain D. Couzin, Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz
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"Ich nutze für meine Forschung intensiv dreidimensionale Zellkulturen, sogenannte Organoide. Deshalb weiß ich, dass mit ihnen nur bestimmte Aspekte untersucht werden können. Sie werden auch in Zukunft Tierversuche nicht ganz ersetzen können, zum Beispiel für die Untersuchung entwicklungsbiologischer Fragen."
Hans Schöler, Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster
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"Grundlagenforschung ermöglicht viele Fortschritte in der Human- und Tiermedizin und sogar für den Artenschutz. Eine Voraussetzung ist, dass die Tiere, die in diesem Bereich eingesetzt werden, gesund sind und sich wohl fühlen. Alle unsere Tiere werden von ausgebildeten Tierpflegerinnen und Tierärztinnen versorgt - an 365 Tagen im Jahr!"
Anke Schraepler, Tierhausleiterin am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen
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"Was bei Krankheiten wie Alzheimer oder Multipler Sklerose eigentlich passiert, können wir nur in genetisch veränderten Mäusen untersuchen. Zellkulturen können die komplexen Zusammenhänge unseres Nervensystems noch nicht wiedergeben, und am Menschen sind solche Untersuchungen ethisch nicht vertretbar. Ich bin dankbar für die tierschutzrechtliche Aus- und Weiterbildung an unserem Institut, die mich gelehrt hat, wie ich unseren Versuchstieren stets mit Respekt, Sorgfalt und Fürsorge begegne."
Maria Eichel, Wissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen
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"Ich war einmal eine einzelne Zelle: eine befruchtete Eizelle. Heute, viele Zellteilungen später, haben mich meine Gene und meine Umwelt zu einem hochkomplexen Organismus gemacht. Doch wie weit ist meine Entwicklung durch Gene beeinflusst worden und wie stark hat mich meine Umwelt geprägt? Solche Fragen lassen sich nur an lebenden Organismen wie z.B. genetisch veränderten Mäusen untersuchen, bei denen sowohl Gene wie Umwelt kontrolliert verändert werden können."
Ursula Fünfschilling, Leiterin des Transgenen Service am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen
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"Es ist uns sehr wichtig, dass es unseren Tieren gut geht. Sie leben – wann immer möglich – mit Artgenossen zusammen. Außerdem sind ihre Käfige mit Nistmaterial und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet. Die Einrichtung der Käfige passen wir an die jeweiligen Versuchsbedingungen und die Tiergruppe an, damit jede Gruppe ihre Lieblingsbeschäftigung ausleben kann."
Stefan Röglin, stellvertretender Tierhausleiter am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen
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"Für mich ist das Gehirn das mit Abstand faszinierendste Organ des Menschen. Weil es so ungeheuer komplex ist, wird es noch einige Zeit lang unmöglich sein, die Schlüsselfragen zu neurologischen und psychiatrischen Hirnerkrankungen ohne die Untersuchung lebender Gehirne in Tierversuchen zu lösen. Mäuse sind dabei ein geeigneter Modellorganismus, denn ihre Nervenzellen und Hirnregionen funktionieren ähnlich wie beim Menschen. Wo immer möglich, nutzen wir aber Alternativen wie zum Beispiel Nervenzellen und Organoide aus Stammzellen."
Nils Brose, Direktor am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen.
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„Ohne das Vorwissen aus Tierversuchen, mit dem innerhalb eines Jahres Impfstoffe gegen Sars-Cov-2 entwickelt werden konnten, können wir die Covid-19 Pandemie nicht beenden. Die Max-Planck-Gesellschaft bemüht sich, die Anzahl ihrer Tierversuche zu reduzieren und neue Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu entwickeln. Aber wir werden auf absehbare Zeit nicht völlig auf tierexperimentelle Forschung verzichten können. Auch das hat uns die Pandemie gelehrt.“
Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft
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"Als Ärztin und Neurobiologin erforsche ich die Ursachen von psychiatrischen Erkrankungen. Zum besseren Verständnis dieser Störungen brauchen wir auch Tiermodelle. Nur sie erlauben, das Zusammenspiel von Genen und Umwelt in einem komplexen, lebenden Organismus ursächlich zu untersuchen. Sie sind ein essentieller Baustein unserer Forschung und tragen somit entscheidend zur Verbesserung der Behandlung unserer Patienten bei."
Elisabeth Binder, Direktorin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München

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