Forschungsbericht 2016 - Deutsches Klimarechenzentrum
Mistral: Endausbau des Hochleistungsrechners am DKRZ nimmt Betrieb auf
Am 28. Juni 2016 übergab die Firma Atos/Bull die zweite Ausbaustufe des Supercomputers Mistral an das Deutsche Klimarechenzentrum (DKRZ) in Hamburg. Seit dem 4. Juli 2016 steht Mistral, das dritte „Hochleistungsrechnersystem für die Erdsystemforschung“ (HLRE-3), der deutschen Klimaforschung nunmehr mit einer Spitzenrechenleistung von rund 3,6 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde zur Verfügung.
Die Rechenleistung von Mistral
Diese Rechenleistung liefern rund 3.000 Rechnerknoten von Atos/Bull des Typs bullx DLC 720 mit insgesamt mehr als 100.000 Prozessorkernen auf Basis von Intel-Prozessoren der Typen Xeon E5-2680v3 12C mit einer Taktfrequenz von 2,5 Gigahertz (Haswell) sowie E5-2695V4 18C mit einer Taktfrequenz von 2,1 Gigahertz (Broadwell). Damit ist es das größte Hochleistungsrechnersystem der Firma Atos/Bull in der TOP500, der Liste der weltweit leistungsfähigsten Supercomputer. Auf der Liste vom November 2016 erreichte der Endausbau von Mistral am DKRZ mit einer LINPACK-Rechenleistung von 3,01 PetaFLOPS den Platz 34 weltweit und ist aktuell das drittleistungsstärkste HPC-System in Deutschland.
Energieeffiziente Kühlungstechnologie
Dank der eingesetzten Warmwasser-Technologie zur Kühlung von Prozessoren und Hauptspeicher ist Mistral sehr energieeffizient: Trotz einer etwa 20-fachen Leistungssteigerung im Vergleich zu seinem Vorgängersystem, dem HLRE-II „Blizzard“, ist der Stromverbrauch sogar etwas gesunken.
Das Festplattensystem von Mistral
Um die besonders datenintensiven Anforderungen der Klimamodellierer zu erfüllen, unterscheidet sich das System von den meisten anderen Hochleistungsrechnern vor allem durch ein besonders großes und leistungsfähiges Festplattenspeichersystem. Dieses wurde von der Firma Seagate geliefert und hat eine Kapazität von 54 Petabyte; es wurde beim Vergleich der größten Festplattensysteme auf der vi4io.org-Liste sogar auf Platz zwei weltweit eingestuft. Die Spitzentransferrate des Lustre-basierten Dateisystems beträgt 450 Gigabyte/s; das entspricht dem Datenvolumen von etwa 100 Spielfilmen pro Sekunde!
Das Gesamtsystem ist auf etwa 80 meist tonnenschwere, telefonzellengroße Schränke verteilt, die untereinander mit Bündeln von Glasfaserleitungen und Hochleistungsnetzwerkkomponenten der Firma Mellanox verbunden sind.
Mistral sichert Deutschlands Spitzenposition in der Klimaforschung
Mistral ermöglicht es Klimaforschern, höher aufgelöste Klimasimulationen durchzuführen, weitere Prozesse in Erdsystemmodellen zu berücksichtigen oder die Unsicherheiten in Klimaprojektionen zu reduzieren.
In Planung sind etwa Berechnungen für das umfangreiche internationale Modellvergleichsprojekt CMIP6 (Coupled Model Intercomparison Project Phase 6) und damit auch für den deutschen Beitrag zum nächsten Weltklimabericht. In einem weiteren Projekt wird die Bildung von Wolken und Niederschlag genauer untersucht: Mit Mistral können erstmals regionale hochauflösende Simulationen für ganz Deutschland mit einer Gitternetzauflösung von nur 100 Metern durchgeführt werden. Damit ist es nun möglich, kleinräumige Prozesse wie die Bildung von Wolken und Niederschlag, die in gröberen Modellen parametrisiert werden müssen, explizit zu berechnen.