Vorsichtige Annäherung. Otto Hahn reist nach Israel

1959

Mit der Israel-Reise des damaligen MPG-Präsident Otto Hahn begann 1959 ein neues Kapitel politischer und wissenschaftlicher Kooperation beider Staaten. Das Ziel war nicht nur die Vernetzung der Forschung, sondern auch die Normalisierung der deutsch-israelischen Beziehungen. Angestoßen durch den Chemiker Schmidt Gerhard vom Weizmann-Institut und dem Physiker Wolfgang Gentner vom CERN fand die Idee Unterstützung bei Bundeskanzler Konrad Adenauer: Forschung sollte dazu beitragen, die Wunden der Shoah zu heilen. Josef Cohn, der 1933 aus Deutschland emigriert war und als Vertreter des Weizmann-Instituts in Europa eine wichtige Rolle als Vermittler Israels spielte, setzte sich für den Besuch ein. Auf Einladung des Weizmann-Instituts, wie die MPG eine staatlich geförderte Einrichtung für Grundlagenforschung, trat Hahn die Reise am 1. Dezember 1959 in Begleitung herausragender Wissenschaftler an: Hahns Sohn Harro vertrat als Kunsthistoriker der Bibliotheca Hertziana die Geisteswissenschaften der Max-Planck-Gesellschaft, Wolfgang Gentner, Direktor am MPI für Kernphysik, und der Biochemiker Feodor Lynen vom MPI für Zellchemie die beiden naturwissenschaftlichen Sektionen. Auf der zehntägigen Reise besuchte die Delegation neben dem Weizmann-Institut auch andere Wissenschaftseinrichtungen, um das Terrain für eine Zusammenarbeit zu sondieren. Hahn selbst hielt später fest, dass die erste Befangenheit der deutschen Gäste von einer „herzlichen und freundschaftlichen Atmosphäre“ aufgefangen wurde. Als Erfolg der Reise folgte ein reger Austausch von Wissenschaftlern beider Staaten: Bereits 1961 konnte der erste deutsche Wissenschaftler, Lorenz Krüger, für einen längeren Zeitraum am Weizmann-Institut forschen. Auf israelischer Seite war Gerhard Schmidt der erste Forscher, der bei Wolfgang Gentner - inzwischen Direktor am MPI für Kernphysik in Heidelberg - als Gast forschte.

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