Albert Vögler
Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1941 - 1945
Von Felicitas von Aretin
1941 ernannte der Reichserziehungsminister mit Albert Vögler einen der einflussreichsten deutschen Industriemagnaten zum Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Im Vergleich zu Planck und Bosch stellte sich Vögler dem NS-Regime bereitwillig zur Verfügung. Gleichzeitig setzte er sich aber für die Freiheit der Forschung ein und wandte sich gegen staatliche Bevormundungsversuche. Vöglers Präsidentschaft war deshalb von deutlichen Ambivalenzen geprägt: Als enger Berater des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion organisierte er die Koordinierung der Rüstungswirtschaft und sorgte dafür, dass die Forschungskapazitäten der Kaiser-Wilhelm-Institute für Kriegszwecke optimal genutzt wurden. Auf der anderen Seite erreichte er durch seine engen Kontakte zu Albert Speer, dass KWI Material und Geld erhielten und zahlreiche Wissenschaftler vom Wehrdienst freigestellt wurden. Bei aller Verstrickung in das nationalsozialistische System gelang es dem NS-Regime letztlich nicht, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vollkommen gleichzuschalten.
Ende 1944 wurde Vögler Generalbevollmächtigten für das Rhein-Ruhr-Gebiet. Albert Speer ermächtigt ihn, alle ihm notwendig erscheinenden Entscheidungen auf dem Gebiet der Rüstungs- und Kriegsproduktion zu treffen. Als Chef des Ruhrstabs leitet Vögler die im Ruhrgebiet arbeitenden Dienststellen des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion. Angesichts der drohenden Kriegsniederlage änderte der Aufsichtsratsvorsitzende der Vereinigten Stahlwerke seine regimetreue Haltung. Er sorgte unter anderem dafür, dass die Generalverwaltung aus dem zerstörten Berlin nach Göttingen zog und Institute nach Süddeutschland verlagert wurden. Für sich selbst sah Vögler bei dem Einzug der amerikanischen Truppen nach Dortmund keine andere Lösung, als sich am 14. Mai 1945 zu suizidieren.
Vor seiner Wahl zum Präsidenten hatte sich Vögler bereits zwei Jahrzehnte für die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft eingesetzt. So war der naturwissenschaftlich sehr interessierte Ingenieur davon überzeugt, dass Spitzenforschung nur durch großzügige finanzielle Spenden und Freiheit funktionieren könne: Seit 1920 war er Mitglied des Senats. Bereits vier Jahre später wurde er als dritter Schatzmeister Mitglied des Verwaltungsrats. Vögler trat auf den Plan, wenn es Finanzprobleme von Instituten zu lösen galt. So nutzte er seine breit gefächerten Wirtschaftskontakte zu Alfred Hugenberg, Carl Bosch, Gustav Krupp, Paul Silverberg und Fritz Thyssen, um die KWI für Eisenforschung, Kohlenforschung und für Metallforschung auf eine sichere finanzielle Basis zu stellen. Besonderen Einfluss übte er auf das KWI für Arbeitsphysiologie aus.
Politisch gehörte Vögler zunächst dem rechten Flügel der Deutschen Volkspartei an und stand später der republikfeindlichen DNVP nahe. Mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten radikalisierte sich Vöglers Einstellung. Zwar trat er nicht der NSDAP, bei, saß aber als Gast der NSDAP-Fraktion von 1933-1945 im Reichstag. Seit 1932 gehörte er zu den Großindustriellen, die Hitler finanziell und politisch unterstützen: Nach der Machtübernahme der NSDAP stiftete die deutsche Schwerindustrie beispielsweise drei Millionen Reichsmark für den Wahlkampf. Als Zögling Hugo Stinnes hatte Vögler als Selfmade-Man eine beispielslose Karriere gemacht, die bei der Dortmunder Union begann. In rascher Folge übernahm er wichtige Positionen in der Industrie: 1917 wurde er Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Luxemburgischen Berg- und Hüttenwerks AG, 1926 Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Stahlwerke AG, in deren Aufsichtsrats er 1935 wechselte.