Max Planck

Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1930 - 1937

Von Lorenz Friedrich Beck

„ Ich hätte ebenso gut Philologe oder Historiker werden können. Was mich zur exakten Naturwissenschaft geleitet hat, war ein mathematisches Kolleg, das ich an der Universität hörte und das mich innerlich befriedigte und anregte“, schrieb der weltberühmte Physiker Max Planck. In Plancks langem Leben und wissenschaftlichen Wirken spiegeln sich Aufbruch wie Tragik der beiden vergangenen Jahrhunderte, der Glaube an die Wissenschaft und ihr Versagen in besonderer Weise wider.

Planck wurde am 23. April 1858 in Kiel geboren und stammte aus einer schwäbischen Familie, die bedeutende Theologen und Juristen hervorgebracht hatte. Nach dem Umzug der Familie war München mit seinen geistigen und künstlerischen Einflüssen prägend für Plancks weiteres Leben. Der junge Planck galt als fleißiger und begabter Schüler mit einem früh ausgeprägten Pflichtbewusstsein und wurde wegen seiner warmherzigen und liebenswürdigen Art geschätzt. Nach dem glänzenden Abitur immatrikulierte er sich an der Münchner Universität. Prägende Eindrücke gewann er während seines Berliner Studienaufenthalts, wo er Vorlesungen bei den führenden Physikern seiner Zeit Hermann von Helmholtz und Gustav Kirchhoff hörte.

1879 wurde Planck in München mit einer Arbeit „Über den zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie“ promoviert. Bereits mit 22 Jahren war er habilitiert und lehrte unbesoldet als Privatdozent an der Münchner Universität, wo er seine Arbeit auf dem Gebiet der Wärmetheorie fortsetzte. Die Kieler Universität – Planck behielt zu seiner Heimatstadt ein enges Verhältnis - berief ihn 1885 zum außerordentlichen Professor für Physik. Vier Jahre später wechselte er nach Berlin, wo er 1892 zum Ordentlichen Professor ernannt und 1894 Ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften wurde. Deutlichen Schwung erhielt seine wissenschaftliche Karriere nach der Veröffentlichung der preisgekrönten Studie: „Das Prinzip der Erhaltung der Energie“. 1905 ernannte ihn die Deutsche Physikalische Gesellschaft zu ihrem Vorsitzenden, 1913 wurde Planck Rektor der Universität, 1915 Ritter des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste und 1921 schließlich Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Seine wichtigste wissenschaftliche Leistung gelang ihm 1899 mit der Entdeckung der Naturkonstanten, dem sogenannten „Planckschen Wirkungsquantum“, aus der er das Plancksche Gesetz der Wärmestrahlung entwickelte und damit die Quantentheorie begründete, die die moderne Physik revolutionierte. Dafür wurde er 1918 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Auch im Privatleben hatte Planck zunächst Fortune. Aus seiner ersten Ehe mit der Bankierstochter Marie Merck gingen vier Kinder hervor. Das Ehepaar führte im Berliner Villenvorort Grunewald ein lebhaftes musikalisch-gesellschaftliches Leben. „Planck liebte heitere ungezwungene Geselligkeit, und sein Heim war der Mittelpunkt einer solchen Geselligkeit“, schrieb seine Assistentin Lise Meitner über die Gastlichkeit der Plancks. Doch das private Glück blieb nicht lange ungetrübt: Schon 1909 verlor Planck seine Frau, der älteste Sohn fiel bei Verdun, 1917 und 1919 starben die Zwillingstöchter bei der Geburt ihrer ersten Kinder. Seine zweite Frau wurde ihm in dieser Zeit eine wertvolle Stütze.

Nach dem Krieg galt Planck als Autorität der deutschen Physik und war 1920 Mitgründer der „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ (heute Deutsche Forschungsgemeinschaft) zu Förderung und Wiederaufbau der Forschung. Mit 72 Jahren übernahm er 1930 mit der Präsidentschaft der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften ein weiteres verantwortungsvolles Amt. Planck führte das Präsidentenamt bis 1937 und war nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mit schwierigen politischen und wissenschaftsorganisatorischen Fragen konfrontiert. Sein Handeln war von einer grundsätzlichen Loyalität zum Staat und vom Streben nach der Erhaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und ihrer Stellung geprägt. Dabei ließ sich mancher Kompromiss auch innerhalb der Gesellschaft nicht vermeiden. Andererseits setzte Planck sich für bedrohte Kollegen ein und bewies mit dem Gedächtniskolloquium für den vertriebenen und im Exil verstorbenen Fritz Haber 1935 im Harnack-Haus in Dahlem Mut und Standhaftigkeit. Ferner gelang es, eine Reihe jüdischer Wissenschaftler für einige Zeit weiter an Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu beschäftigen. Auf Drängen der Nationalsozialisten verzichtete Planck auf Wiederwahl und konnte letztlich die Gleichschaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft verzögern, aber nicht verhindern. 1938 legte er sein Amt in der Akademie der Wissenschaften in Protest gegen deren Gleichschaltung nieder. Hochbetagt und in Berlin ausgebombt, traf ihn mit der Verhaftung und Hinrichtung seines Sohnes Erwin, der zum Kreis des 20. Juli gehörte, im Januar 1945 ein weiterer schwerer Schicksalsschlag.

Plancks großer internationaler Reputation war es letztlich zu verdanken, dass die Organisationsform der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft über den Krieg hinaus bestand. 1945 wurde er kommissarisch noch einmal ihr Präsident, war 1946 als einziger deutscher Wissenschaftler Gast der Royal Society bei der Newton-Feier in London und wurde nach der Gründung der Max-Planck-Gesellschaft in der britischen Zone ihr Ehrenpräsident. Fast neunzigjährig verstarb Planck hoch geehrt am 4. Oktober 1947 in Göttingen.

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