Forschungsbericht 2022 - Max-Planck-Innovation
Max-Planck-Innovation – die Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Gesellschaft
Max-Planck-Innovation, München
Pro Jahr evaluiert die Max-Planck-Innovation (MI) durchschnittlich 135 Erfindungen, von denen im Schnitt etwas mehr als 60% zu einer Patentanmeldung führen. Seit 1979 wurden über 4.860 Erfindungen begleitet und rund 2.935 Verwertungsverträge abgeschlossen. Seit Anfang der 90er-Jahre sind 181 Firmenausgründungen aus der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) hervorgegangen, von denen die weit überwiegende Mehrzahl von Max-Planck-Innovation aktiv betreut wurde. In diesen Ausgründungen wurden seitdem knapp 9.300 Arbeitsplätze geschaffen. Seit 1979 wurde ein Gesamtumsatz aus Lizenzen und Beteiligungsverkäufen von rd. 550 Mio. Euro erzielt.
Im Jahr 2022 wurden der Max-Planck-Innovation 132 Erfindungen gemeldet, 90 Patente angemeldet und 81 Verträge abgeschlossen, davon über 50 Verwertungsverträge. Die Verwertungserlöse aus Lizenzen und Beteiligungsverkäufen betragen voraussichtlich rd. 16 Mio. Euro. Die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 liegen aufgrund der nachgelagerten Abrechnung verschiedener Lizenznehmer erst ab Mitte 2023 vor.
2022 war in Bezug auf Ausgründungen ein besonders erfolgreiches Jahr. So wurden insgesamt zehn Unternehmen der MPG ausgegründet, die alle von der Max-Planck-Innovation in unterschiedlichen Phasen der Unternehmensgründung begleitet wurden. Die MPG ist in 2022 bei fünf Ausgründungen eine neue offene Kapitalbeteiligung eingegangen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Portfoliounternehmen (d.h. Ausgründungen mit offener MPG-Beteiligung bzw. Erlösbeteiligung) in 2022 insgesamt eine Rekord-Investmentsumme in Höhe ca. 225 Mio. Euro eingeworben haben. Zwei dieser Portfoliounternehmen wurden in 2022 vollständig bzw. mehrheitlich an etablierte Unternehmen verkauft. Der Erlös der MPG aus den Unternehmensverkäufen und Ausschüttungen betrug insgesamt fast 3 Mio. Euro.
Initiative für mehr Ausgründungen
Mit der MPG Entrepreneurship Initiative „MAXpreneurs“ und dem Inkubationsprogramm MAX!mize soll künftig das Ausgründungspotential in der MPG verstärkt ausgeschöpft werden. So soll u.a. die Gründungskultur, insbesondere durch MPG-Formate für die Sensibilisierung und Karriereplanung seitens der Planck Academy, an den Max-Planck-Instituten gestärkt werden. Darüber hinaus zielen Maßnahmen der bei der Max-Planck-Förderstiftung angesiedelten Scouts insbesondere auf die zusätzliche Identifikation und Beratung von neuen Gründungsvorhaben ab. Sie ergänzen so die Aktivitäten von Max-Planck-Innovation, neue Gründungsvorhaben ausfindig zu machen und sowohl durch individuelles Coaching als auch über ein neues Inkubationsprogramm auf einen erfolgreichen Unternehmensstart vorzubereiten.
Das neue Inkubationsprogramm mit dem Namen MAX!mize stellt dabei das Kernstück der MAXpreneurs Initiative dar. MAX!mize ist ein strukturiertes Start-up-Inkubationsprogramm, das Coachings, Webinar-Angebote und Netzwerkmöglichkeiten für Gründungsinteressierte anbietet. Das Programm soll den Gründungsteams eine Struktur, Freiraum und finanzielle Unterstützung für eine zielgerichtete Vorbereitung der entsprechenden Gründungsvorhaben in den Themenbereichen Team, Markt und Produkt sowie eine optimale an die jeweiligen Bedürfnisse angepasste inhaltliche und unternehmerische Unterstützung bieten. MAX!mize zielt darauf ab, möglichst viele Gründungsvorhaben mit bestmöglicher Unterstützung erfolgreich zur Gründungsreife zu entwickeln.
Die nach einer Online-Bewerbung ausgewählten Teams werden im Anschluss zum MAX!mize Bootcamp eingeladen. In diesem dreitägigen Event werden die Gründungsideen einem ersten Stresstest unterzogen. Danach validieren die erfolgreichen Teams in einer ersten Explorationsphase bis zu 6 Monate ihre Gründungsidee mit Workshops zur Markt- und Kundenanalyse oder unternehmerischen Strategieentwicklung. Die zweite Programmphase läuft über einen Zeitraum von 18 bis 30 Monaten und konzentriert sich auf die konkrete Vorbereitung der Gründung des Start-ups. Die Teams kommen hier in den Genuss von gezielter Know-how-Unterstützung und bedarfsgerechter Förderung. Ergänzt wird das Programm durch zahlreiche Networking-Möglichkeiten mit erfolgreichen Unternehmern und Experten aus der Start-up-Szene.
Im Mai 2022 startete nach einer Testphase der erste Batch des Inkubationsprogramms MAX!mize. 13 Teams nahmen an dem Bootcamp teil. Eine Jury wählte hier 11 Gründerteams für die weiterführende Teilnahme an der 1. Phase des Inkubationsprogramms aus. Diese Teams erhielten jeweils eine bedarfsorientierte Förderung von bis zu 50.000 Euro. Im Rahmen von Veranstaltungen, Webinaren und Workshops rund um das Thema Gründung erhielten sie darüber hinaus fachkundige Unterstützung von Experten (extern und von Max-Planck-Innovation). Zudem konnten Sie eine optimale Validierung und Vorbereitung ihrer Ausgründungs-Projekte vorantreiben. Die Start-up Managerinnen und Manager von Max-Planck-Innovation berieten und betreuten die Gründerteams als Sparring-Partner fortlaufend auch zwischen den Veranstaltungen des Programms zu allen gründungsrelevanten Aspekten. Zum Ende der Phase 1 konnten vier Gründerteams die Jury für eine Aufnahme in Phase 2 überzeugen. Zwei weitere Gründungsteams haben erfolgreich eine Förderung über EXIST-Forschungstransfer eingeworben, bis zu drei Teams planen noch eine entsprechende Antragstellung. Diese hohe Erfolgsquote zeigt das herausragende Potential für Ausgründungen an den MPIs. 16 Teams haben sich bereits für das nächste Bootcamp im März 2023 beworben. Das Inkubationsprogramm ist somit sehr erfolgreich gestartet und kann voraussichtlich bereits 2023 zu ersten Ausgründungen führen.
Weitere Informationen zum Inkubationsprogramm finden Sie unter www.maximize-incubator.com.
50-Jahr Feier in Berlin
Am 14. Dezember wurden in Berlin die Ergebnisse aus über 50 Jahren Technologietransfer und der Nutzen technologischer Innovationen für die Gesellschaft in den Mittelpunkt gestellt. Redner waren neben dem Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) Martin Stratmann auch der Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung Mario Brandenburg sowie der Geschäftsführer von Max-Planck-Innovation Jörn Erselius. In einem Podiumsgespräch mit Vertretern aus Politik und Wissenschaft wurden interessante Einblicke in die Forschung und Überführung von Ergebnissen in die Praxis gewährt. Darüber hinaus wurden zahlreiche erfolgreiche Unternehmensgründungen vorgestellt, die ihren Ursprung an einem der 86 Max-Planck-Institute genommen haben.
Die Villa Elisabeth & St. Elisabeth Kirche in Berlin stellten den Rahmen für die aufgrund der Corona-Pandemie um 2 Jahre verschobene Feier »50+2 Jahre Max-Planck-Innovation, 50+2 Jahre Technologietransfer für die Max-Planck-Gesellschaft«. Martin Stratmann eröffnete die Feierlichkeiten mit einer Würdigung der Leistungen von Max-Planck-Innovation vor den rund 200 Teilnehmern: „Wenn Max Planck einmal gesagt hat: dem Anwenden muss das Erkennen vorausgehen, so leben wir gemäß dieser Vision und bringen eben beides das zusammen: das Erkennen und auch das Anwenden. Und so ist es mehr als angebracht, dass wir uns einmal einen Abend Zeit nehmen, um das Anwenden unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu würdigen, aber vor allem auch jene Plattform, ohne die gar nichts ginge: Max-Planck-Innovation. Zum Jubiläum gratuliere ich ganz herzlich und verbinde das mit einem großen Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, jene Menschen, die heute oder in der Vergangenheit Teil von MI sind und waren. MI war vor 50 Jahren ein Vorreiter des deutschen Technologietransfers, heute sind wir ein Vorreiter bei der Schaffung von Innovationscampi zusammen mit Partnern aus Industrie und Akademia. Und ich verspreche: Wir werden nicht nachlassen und auch in den nächsten 50 Jahren unseren Teil zu einer noch besseren Innovationskultur beitragen. Herzlichen Glückwunsch MI – und herzlichen Dank von uns allen!“
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war eine Podiumsdiskussion, die sich der Thematik der Überführung wissenschaftlicher Ergebnisse in die wirtschaftliche Praxis widmete. Vertreten waren Nobelpreisträger und Firmengründer Stefan Hell, Direktor am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen und am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg, Peter H. Seeberger, Firmengründer und Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam sowie Christian Theobalt, Direktor am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken und ebenfalls Firmengründer. Die stellvertretende Generalsekretärin und Mitglied der Geschäftsführung des Stifterverbandes Andrea Frank machte die Runde komplett.
Im Rahmen einer Ausstellung stellten sich zudem 15 von Max-Planck-Innovation begleitete MPG-Ausgründungen vor, die auf Basis von Max-Planck-Technologien gegründet wurden: abberior instruments, Batene, Cardior Pharmaceuticals, Dewpoint Therapeutics, Lead Discovery Center, Lipotype, Menlo Systems, Meshcapade, MODAG, QLi5, Scienion, Tacalyx, Targenomix, terraplasma und Thermosome.
Lizenzverträge
2022 wurden über 50 Verwertungsverträge abgeschlossen. Auf diesem Weg wurden Erfindungen mit teilweise erheblichem Marktpotential zur Weiterentwicklung an die Industrie lizenziert.
Die Clemedi AG hat eine Lizenzvereinbarung zum Nachweis latenter Tuberkulose abgeschlossen. Clemedi erweitert mit den Nutzungsrechten seine bestehende Tuberkulose-Produktlinie auf die Diagnose latenter Tuberkulose. Das Unternehmen, das sequenzierungsbasierte Tests für Infektionskrankheiten entwickelt, will mit dem neuen Diagnose-Tool das Krankheitsmanagement im Bereich Tuberkulose verbessern. Die neue Technologie erlaubt es, dass M. tuberculosis DNA aus dem Blut von Patienten mit latenter Tuberkulose gewonnen werden kann. Die latente Tuberkulose ist eine Form der Tuberkulose, bei der der Patient keine Symptome zeigt und die Krankheit auch nicht auf andere übertragen kann. In Zeiten, in denen das Immunsystem unterdrückt oder angegriffen ist, kann die Krankheit jedoch wieder in eine aktive Tuberkulose übergehen. Bestehende Tests sind bei Patienten, die gegen Tuberkulose geimpft sind oder eine lange zurückliegende Tuberkuloseinfektion haben, jedoch oft falsch-positiv. Die neue Technologie liefert erstmals greifbare Beweise für eine Infektion. Sie ermöglicht es nun, eine potenzielle Antibiotikaresistenz festzustellen, um eine bessere Therapie zur Eradikation zu ermöglichen, da man bestätigen kann, dass die Bakterien durch die Therapie abgetötet wurden. Das geistige Eigentum an dieser Entdeckung befindet sich im gemeinsamen Besitz der Max-Planck-Gesellschaft und der Medizinischen Universität Wien. Die Lizenzvereinbarung mit allen Parteien ermöglicht es Clemedi nun, die Erfindung zu vermarkten.
Das Biotech-Unternehmen BiondVax hat erfolgreiche Ergebnisse seiner präklinischen Studie seiner innovativen inhalativen COVID-19-NanoAntikörper-Therapie gemeldet. Die nanoskaligen Antikörper (NanoAbs) zur Behandlung von COVID-19, die am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie gemeinsam mit der Universitätsmedizin Göttingen entwickelt wurden, wurden erfolgreich in einer präklinischen in-vivo Studie an Hamstern getestet. Hierfür wurden die Hamster mit SARS-COV-2 infiziert und dann mit inhalativen Anti-COVID-19-NanoAbs behandelt. Diese zeigten im Vergleich zu infizierten Hamstern, die mit inhalativem Placebo behandelt wurden, eine signifikant weniger schwere Erkrankung und eine schnellere Genesung. Ziel ist es, ein COVID-19-Medikament zu entwickeln, das bequem zu Hause inhaliert werden kann. Eine erste klinische Studie der Phase 1/2a am Menschen ist bereits für 2023 geplant.
Der Impfstoffkandidat VPM1002 zeigt in einer Studie mit HIV- und nicht HIV-exponierten Neugeborenen seine Sicherheit: Keine andere Infektionskrankheit tötete bislang mehr Menschen als Tuberkulose. Derzeit ist nur ein einziger Impfstoff verfügbar, um schwere Verläufe zu verhindern: Bacillus Calmette Guérin (BCG). Er ist allerdings nicht gegen alle Tuberkulose-Arten gleich wirksam. Insbesondere bei Säuglingen und immungeschwächten Erkrankten besteht daher dringender Bedarf an effektiveren Tuberkulose-Impfstoffen. Eine klinische Studie in Südafrika hat nun gezeigt, dass der von Max-Planck-Forschern vom MPI für Infektionsbiologie neu entwickelte Impfstoff-Kandidat VPM1002 bei Neugeborenen mit und ohne HIV-Exposition gleichermaßen sicher ist und im Vergleich zu BCG weniger Nebenwirkungen hat. Für die Entwicklung des Impfstoff-Nachfolgers VPM1002 haben die Forschenden den abgeschwächten BCG-Impfstamm genetisch so verändert, dass Immunzellen die Erreger besser erkennen können. Die Lizenz für VPM1002 wurde im Jahr 2004 an das Unternehmen Vakzine Projekt Management (VPM) vergeben. Seit 2012 entwickelte die Firma den Impfstoff zusammen mit dem Serum Institute of India, einem der weltweit größten Impfstoffhersteller, weiter.
Mit einem weltweit führenden Unternehmen der feinmechanisch-optischen Industrie mit Sitz in Deutschland wurde ein Lizenzvertrag über ein High-Throughput 3D-Mikroskop mit Innenfokussierung abgeschlossen. Das Lichtmikroskop eignet sich zur gleichzeitigen Untersuchung einer Vielzahl von Proben. Diese mikroskopischen Objekte können auch biologische Organismen umfassen, die in ein Gel eingebettet werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Hochdurchsatz-Mikroskopen, stehen die Proben während der Probenzuführung und der Bildaufnahme still. So wird eine sehr hohe Genauigkeit erreicht, da die Proben nicht durch mechanische Bewegungen gestört werden. Die Proben werden dabei dreidimensional abgebildet. Dazu werden Schichtbilder, z.B. mit einem Lichtblatt-Mikroskop, aufgenommen und ein 3D-Stapel errechnet, der es erlaubt eine 3D-Darstellung der Probe am Monitor zu betrachten. Durch den besonderen Aufbau können zudem mehr Proben in kürzerer Zeit ausgewertet werden. Die Technologie soll künftig insbesondere im Bereich der Biologie und Medizin Anwendung finden.
Ausgründungen
Eine Erfindung von Forschenden des Max-Planck-Instituts für medizinische Forschung könnte Batterien deutlich leichter, effizienter und sicherer machen. Das Team hat einen Weg gefunden, sehr feine Metallvliese zu erzeugen, die als Stromkollektoren in Batterien dienen und diese leistungsfähiger machen können. Die 2022 gegründete Batene GmbH, eine Ausgründung des Instituts, hat die Technik über Max-Planck-Innovation lizenziert und vermarktet sie nun. Dafür hat das Start-up eine erste Finanzierung von zehn Millionen Euro erhalten. Der neue Ansatz ermöglicht die Herstellung einer neuen Generation von Akkumulatoren. Die metallischen Vliese erfüllen den Wunsch nach leichteren Batterien mit hoher Energiedichte, schnelleren Ladezeiten, längeren Batterielaufzeiten und einer längeren Lebensdauer. Darüber hinaus werden durch einen deutlich reduzierten Materialverbrauch und einen äußerst energiesparenden Herstellungsprozess natürliche Ressourcen geschont. All das hilft der Gesellschaft bei der Transformation weg von fossilen Brennstoffen hin zu einer CO2-freien Wirtschaft. Eben dieser Schutz von Klima und Umwelt spielte in den Überlegungen eine ebenso wichtige Rolle wie wirtschaftliche Faktoren.
Eine Ausgründung aus dem MPI für Quantenoptik und der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Namen planqc will das Quantencomputing revolutionieren. Ziel ist die Entwicklung hochskalierbarer Quantencomputer, die auf Atomen in optischen Gittern basieren und bei Raumtemperatur funktionieren. Das Problem aktueller Quantencomputer liegt zum einen in der limitierten Anzahl der verwendeten Qubits und somit in der Begrenzung der zu verarbeitenden Informationsmenge. Zum andern führt eine mangelnde Gatter-Qualität zu Fehlern im Ergebnis einer Berechnung, auch bekannt als „Rauschen“. Der neue Quantencomputer von planqc speichert Quanteninformation in einzelnen Atomen und verarbeitet diese, indem diese Qubits in hochskalierbaren Registern angeordnet und anschließend durch präzise kontrollierte Laserpulse manipuliert werden. Dies ermöglicht die Erstellung von Quantenprozessoren mit tausenden von Qubits und schafft damit die notwendige Voraussetzung für einen industrierelevanten Quantenvorteil. Das junge Start-up konnte für sein Vorhaben zudem bereits 4,6 Millionen Euro in einer ersten Finanzierungsrunde einwerben.
Die neu gegründete Open Sesame Therapeutics GmbH, eine Ausgründung des MPI für molekulare Zellbiologie und Genetik, beschäftigt sich mit der Frage, wie Zellen eines Organismus Stoffe aufnehmen, da die gezielte Abgabe von Wirkstoffen entscheidend für den Erfolg einer Therapie ist. Die meisten Medikamenten-Wirkstoffe docken an einen bestimmten Zelltyp an und wirken entweder auf dessen Zellenoberfläche ein oder werden in die Zelle aufgenommen. Das Interesse von Open Sesame liegt insbesondere in der Nutzung von Aufnahmemechanismen zum gezielten Einbringen von Wirkstoffen in eine Zelle sowie dem gezielten Transport zu ihrem spezifischen Wirkort in der Zelle. Basierend auf ihren neuen Entdeckungen im Bereich des Endosoms und des Endomembransystems ist es das Ziel von Open Sesame neue Wege für Wirkstoffe in die Zelle zu erschließen und so neue und wirkungsvollere Therapien zu ermöglichen.
Dem Pilzbefall im Weinbau ein Ende setzen will die LigniLabs GmbH. Die Ausgründung des MPI für Polymerforschung will sogenannte Lignin-Mikrocarrier vermarkten. Die Technologie basiert auf porösen Kugeln mit einem Durchmesser im Bereich eines millionstel Meters. Diese Mikrocarrier bestehen aus Lignin, einem Bestandteil von Holz, der diesem seine Festigkeit verleiht. Die winzigen Trägermaterialien werden mit einem Fungizid zur Pilzbekämpfung beladen und in die Weinreben injiziert. Dort entfalten sie ihre Wirkung gegen Esca, eine Pilzkrankheit, die die Weinreben von innen befällt, das Lignin zersetzt und die Rebe absterben lässt. Esca befällt auf diesem Weg auch die ebenfalls aus Lignin bestehenden Mikrocarrier, die daraufhin das Fungizid freisetzen und die Pilze wirkungsvoll bekämpfen. LigniLabs wird künftig die Forschung an nachhaltigen, auf Mikrotechnologie basierenden Pflanzenschutzmitteln weiter vorantreiben und zur Markreife führen.
Am 10. November hat Bayer die Übernahme des deutschen Biotech Start-ups Targenomix bekannt gegeben. Die Ausgründung des Max-Planck-Instituts für molekulare Pflanzenphysiologie nutzt neuartige Methoden der Systembiologie und der Computational Life Sciences, um neue Wirkmechanismen für Pflanzenschutzmittel zu identifizieren. Die Expertise, die Mitarbeiter und die Plattformen von Targenomix werden ein wichtiger Bestandteil des Engagements von Bayer Crop Science für die Entwicklung sicherer und wirksamer Moleküle sein. Sie werden die Entdeckung und Entwicklung von Molekülen beschleunigen, die das Potenzial haben, die landwirtschaftliche Produktion trotz dynamischer Herausforderungen wie Klimawandel nachhaltiger zu gestalten und die Unkraut-, Krankheits- und Insektenresistenz zu erhöhen.
Inkubatoren
Die Lead Discovery Center GmbH (LDC) wurde 2008 von der Technologietransferorganisation Max-Planck-Innovation als neuartiger Ansatz gegründet, das Potenzial exzellenter Grundlagenforschung für die Entdeckung neuer Therapien für Krankheiten mit hohem medizinischem Bedarf zu nutzen. Das LDC hat 2022 wieder wichtige Entwicklungen begleitet:
Der KHAN Technology Transfer Fund I (KHAN-I) hat bis zu 3 Millionen Euro an meilensteinabhängiger Finanzierung an CalTIC, ein in Dortmund ansässiges Start-up Unternehmen, für die Entwicklung einer neuen Klasse von Medikamenten zugesagt. Das Start-up baut auf einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem LDC, dem Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie (MPI-MP) und der University of Leeds (UoL) auf. Diese mündete in der Validierung der Hemmung sogenannter TRPC-Kanäle (transient receptor potential canonical channels) als vielversprechender neuer Ansatz für die Behandlung weit verbreiteter Krankheiten wie Stoffwechselerkrankungen, Fettleibigkeit und Herzhypertrophie. Mit dem Geld werden die Gründungspartner ihre Zusammenarbeit fortsetzen, um ihre Ergebnisse in die präklinische Phase zu bringen. Die Anteilseigner von CalTIC sind die UoL, das LDC, die MPG und Prof. Marc Freichel vom Institut für Pharmakologie der Universität Heidelberg sowie KHAN-I.
Die Qli5 Therapeutics GmbH, ein deutsch-koreanisches Joint Venture zur Entwicklung einer neuen Klasse von Proteasom-Inhibitoren, hat mit einem internationalen Investorenkonsortium, darunter KHAN Technology Transfer Fund I, eine Serie-A-Finanzierungsrunde über 10 Millionen Euro abgeschlossen. QLi5 wird die Gelder verwenden, um seine Pipeline hochdifferenzierter Proteasom-Inhibitoren bis zum Beginn klinischer Studien für verschiedene Indikationen voranzutreiben. Basierend auf der führenden Proteasom-Expertise des Nobelpreisträgers und Unternehmensmitbegründers Prof. Robert Huber und einer mehrjährigen Zusammenarbeit zwischen seinem Labor am Max-Planck-Institut für Biochemie und dem LDC hat QLi5 eine vielseitige Plattform für das Design von Proteasom-Inhibitoren mit hervorragender Selektivität, einzigartigen nicht-kovalenten Bindungseigenschaften und günstigen pharmakodynamischen Eigenschaften erschaffen.
Qurient Co. Ltd., ein Biotech-Unternehmen aus Korea, hat von der Food and Drug Administration (FDA) in den USA grünes Licht für seinen Antrag zur Genehmigung eines neuen Medikaments erhalten. Q901 ist ein niedermolekularer Wirkstoffkandidat im Bereich der Onkologie, der die Cyclin-abhängige Kinase 7 (CDK7) adressiert. Das CDK7-Projekt ist ursprünglich aus einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit der Lead Discovery Center GmbH mit Forschungsgruppen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg hervorgegangen. Das CDK7-Inhibitor-Projekt und andere Projekte wurden teilweise von privaten Sponsoren und Wohltätigkeitsorganisationen unterstützt, insbesondere von der Max-Planck-Förderstiftung.
Die IT Inkubator GmbH (ITI) ist ebenfalls ein Unternehmen der Max-Planck-Innovation GmbH und der Universität des Saarlandes Wissens- und Technologietransfer GmbH (WuT). Aufgabe des IT Inkubators ist es, herausragende Ideen, Technologien sowie Forschungsergebnisse aus den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) durch einen Inkubationsprozess zu entwickeln, neue Unternehmen (Start-ups) zur Vermarktung zu gründen, oder Lizenzen an neuen IKT Technologien zur Weiterentwicklung und Vermarktung an etablierte Industrieunternehmen zu vergeben. Der ITI hatte 2022 folgendes zu berichten:
Im Jahr 2022 wurden vier Unternehmen nach erfolgreicher Inkubation beim IT Inkubator gegründet.
Die DelfaSystems GmbH möchte mit Hilfe intelligenter Antriebs- und Sensorlösungen Robotern und Maschinen Fingerspitzengefühl sowie Reflexe verleihen. Die neuartigen Sensorlösungen können durch ihre innovativen Eigenschaften in smarten Anwendungen genutzt werden, um Prozess- und Positionsdaten zu erfassen, auszuwerten oder Reaktionen auszulösen.
Eine weitere Ausgründung ist die MONA AI GmbH. MONA AI ist eine KI-Software für automatisiertes Recruiting. Mit mehrsprachigen und auf KI-basierten digitalen Mitarbeitern wird ein automatisierter sowie smarter Rekrutierungsprozess individuell angepasst auf das jeweilige Unternehmen ermöglicht. Die ESCRA GmbH hat sich auf eine schnelle und insbesondere sichere Fernwartung spezialisiert. Der Fokus liegt auf einem sicheren Fernzugriff auf produzierende Maschinen nach neuesten Sicherheitsstandards. Die Spielerisches Lernen UG entwickelt virtuelle Assistenten für individuelle, nachhaltige und pädagogisch wertvolle Kinderaktivitäten zwischen 0-6 Jahren. Dabei werden Online- sowie Offline-Spieleelemente kombiniert.