Gründung des MPI zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt
1970
Am 1. Januar 1970 wurde das Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt gegründet. Die Leitung übernahm der Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker, zweiter Direktor war seit 1971 Jürgen Habermas. Mit diesem Institut betrat die MPG Neuland. Den Anstoß gab die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Wissenschaft. Mit seinem gesellschaftskritischen Ansatz, der kompatibel war mit vielen Ideen der 68-Bewegung, wurde das Institut bald zur Legende. Weizsäcker selbst hatte als junger Physiker die Entdeckung der Kernspaltung 1938 aus nächster Nähe erlebt und sofort deren gefährliches militärisches Potential gesehen. Er kam zu der Überzeugung, dass Forscher für die Folgen ihrer Entdeckung verantwortlich seien und engagierte sich in den 1950er Jahren politisch für die friedliche Nutzung der Kernkraft. Im geistigen Klima der 60er-Jahre entstand die Idee für ein Institut, das sich der Friedens- und Zukunftsforschung mit dem Hintergrund der Politikberatung widmen sollte. Mit Weizsäckers Emeritierung 1980 wurde das Institut zu einem Institut für Sozialforschung umgewandelt und wenig später geschlossen.