Emmanuelle Charpentier wird Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin

Zwischen 2011 und 2012 entschlüsselte Charpentier mit ihrem Team an der Universität Umeå in Schweden die Schlüsselkomponenten und den Mechanismus des bakteriellen Immunsystems. Denn auch Bakterien werden krank: Einige Viren, sogenannte Bakteriophagen, können Bakterienzellen infizieren und ihr Erbgut ins Genom der Mikroben einschleusen. Als Schutz haben Bakterien deshalb eine Art molekulare Schere entwickelt, mit der sie fremdes Erbgut wieder herausschneiden können, das sogenannte CRISPR-Cas9-System.
Charpentier und ihr Team konnten zeigen, dass sich Gene mit diesem System gezielt verändern lassen. Die Technik wird als molekularbiologisches Werkzeug inzwischen weltweit eingesetzt. Auf diese Weise könnten künftig auch genetisch bedingte Erkrankungen wie zum Beispiel Cystische Fibrose oder Sichelzellenanämie behandelt werden. „Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, eine so herausragende Wissenschaftlerin für die Max-Planck-Gesellschaft zu gewinnen und somit in Deutschland zu halten“, sagt Martin Stratmann, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. „Einen ganz wesentlichen Anteil der durch die Berufung entstandenen Kosten wird dankenswerter Weise die Max-Planck-Förderstiftung tragen“, so Stratmann.
Die Alexander von Humboldt-Stiftung hatte Emmanuelle Charpentier 2013 mit einer Humboldt-Professur nach Deutschland gelockt, die an den beiden sie nominierenden Institutionen, dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, angesiedelt war. Darüber hinaus hat die Forscherin auch noch eine Teilzeit-Gastprofessur an der Universität Umeå, wo sie eine Forschungsgruppe leitet. „Ich freue mich auf die Max-Planck-Gesellschaft und meine neuen Kollegen am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin“, erklärt Charpentier. „Die Max-Planck-Gesellschaft hat mir hervorragende Bedingungen angeboten, um mein Forschungsprogramm in Deutschland fortzusetzen. Im Zentrum steht dabei das Verständnis der regulatorischen Prozesse bei von Bakterien ausgelösten Infektionskrankheiten. Ich sehe das als eine große Chance, um dieses Gebiet der Mikrobiologie in der MPG zu stärken."
Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz Gemeinschaft, betonte, dass Emmanuelle Charpentier in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit geleistet habe: „Für uns ist es sehr wichtig, dass Emmanuelle Charpentier dem deutschen Wissenschaftssystem erhalten bleibt. Ich persönlich wünsche ihr viel Erfolg und bin sicher, dass sie auch dem Helmholtz-Zentrum in Braunschweig eng verbunden bleiben wird."
Charpentier studierte zunächst Mikrobiologie, Biochemie und Genetik in Paris. Ihre Dissertation fertigte sie am renommierten Institut Pasteur an. Nach Stationen in New York, an der Rockefeller University und Memphis kehrte sie nach Europa zurück und übernahm 2002 eine Forschungsgruppe an den Max F. Perutz Laboratorien der Universität Wien und sechs Jahre später am Laboratory for Molecular Infection Medicine Sweden (MIMS) an der Universität Umeå.