Jugend forscht. Und dann?

29. Mai 2013

Seine Lichtmikropskope gehen an die Grenzen des Machbaren und machten Timm Piper zum Bundessieger in Physik bei Jugend forscht 2012. Der 1. Platz ermöglichte dem Schüler zudem im letzten Jahr spannende Einblicke in die internationale Forschungswelt.

Wie geht es Dir ein Jahr nach Jugend forscht?

Genauso gut wie vorher auch. Aber nach dem Finale 2012 habe ich weitere ereignisreiche Wochen erlebt. Im September war ich vier Wochen in Jena und konnte mir verschiedene mikroskopische Dinge, unter anderem bei Zeiss, anschauen. Meine Versuchsanordnung ist im Vergleich dazu natürlich sehr alt gewesen. Es war toll für mich, die neuesten Entwicklungen auf dem Markt zu sehen.

Danach war ich eine Woche bei der europäischen Ausgabe von Jugend forscht in Bratislava, dem European Contest for Young Scientists. Dort habe ich Teilnehmer anderer europäischer Schülerwettbewerbe getroffen. Die Woche war sehr interessant, weil ich nicht nur mein eigenes Projekt präsentieren, sondern mit den Teilnehmern auch über ihre Projekte sprechen konnte. Die internationale Atmosphäre hat mir gefallen.

Kürzlich reiste ich dann eine Woche lang nach Phoenix, Arizona, zu einem Forschungswettbewerb. Schüler aus der ganzen Welt nahmen daran teil; hier stand wieder der Austausch im Vordergrund. Ich bekam dort auch Hinweise, wer sich aus der Industrie für meine mikroskopischen Beleuchtungsarten interessierten könnte. Mit denen kann ich jetzt in Kontakt treten und ihnen das erklären. Die anderen Kontakte zu Teilnehmern aus verschiedensten Ländern sind aber mindestens genauso wichtig.

Vor Bratislava hatte ich Bammel, Englisch reden zu müssen. Es fiel mir aber vor Ort viel leichter als gedacht. Während der ganzen Reisen habe ich gelernt, mich frei und spontan auf Englisch zu unterhalten, denn alles in der Forschung passiert ja auf Englisch. Deswegen würde ich mich vor Beginn des Studiums gerne längere Zeit in einem Land aufhalten, in dem Englisch gesprochen wird. Besonders in Amerika sind die Leute einfach offener und tauschen sich gerne aus, dort kann man die Sprache sicher ziemlich gut lernen. Ohne Jugend forscht wäre ich jedenfalls nicht zum EU-Wettbewerb oder nach Amerika gekommen, ich hätte nicht all die Erfahrungen sammeln können: mit interessanten Menschen, mit meinem Projekt oder in der Arbeitswelt bei Zeiss.

Wie ist das Interesse an Deiner Schule für Jugend forscht?

Es gibt eine Jugend-forscht-AG. Die leiten einzelne Lehrer, die sich engagieren und auch die Themenauswahl begleiten. Ich habe aber eher zu Hause gearbeitet. Mein Vater hat die Rolle der Betreuungsperson und des Ansprechpartners für Jugend forscht eingenommen.

Wie hätte eine Universität oder Forschungseinrichtung Dir bei deinem Versuchsaufbau helfen können?

Ich habe es im Endeffekt selbst geschafft. Allerdings wäre es schon toll, professionelle Hilfe zu bekommen. Dann hätte ich meine Entwicklung so bauen können, dass das Mikroskop wie ein Standardmikroskop hätte bedient werden können, ohne große Neujustierung. Es  hätte mir geholfen, statt mit der Hand mit einem Präzisionsbohrer zu bohren. Dann wäre die Bildqualität bestimmt auch noch einen Hauch besser geworden.

Ich weiß gar nicht, wie viele meiner Mitstreiter bei Jugend forscht sich professionelle Hilfe von außen geholt haben, aber in Amerika war das total üblich. Da musste jeder die Unterstützung aus Laboratorien auf einem Formular direkt am Stand kenntlich machen. Über 90 Prozent der Teilnehmer hatten das getan. Ich finde es aber weniger wichtig, ob ich eine Idee zuhause oder in professionellem Rahmen umsetze. Wichtiger ist doch, was man macht und dass es die eigenen Ideen sind. Es muss immer so bleiben, dass man nicht einem Professor bei der Arbeit hilft, sondern der Professor dir. Ansonsten ist gegen einen Ideenaustausch nichts einzuwenden.

Was kannst du den Teilnehmern des Bundeswettbewerbs als Tipp mitgeben?

Besonders aufgeregt war ich letztes Jahr beim Regionalwettbewerb, aber beim Landes- und Bundeswettbewerb wusste ich dann, wie der Hase läuft und war schon routinierter. Am besten ist es, auf die Juroren einzugehen und sich nach deren speziellen Interessen zu richten. Also gebt keinen perfekten Vortrag, sondern fragt am Anfang, was die Juroren genau wissen wollen: eher die Grundlagen oder die Ergebnisse? Schließlich ist die Redezeit kurz und dann wisst Ihr gleich, was Ihr mehr vertiefen sollt. Wenn die Juroren schwierige, detaillierte Fragen stellen, die Ihr noch nicht beantworten könnt, dann steht dazu. Das ist besser, als sich etwas auszudenken. Ihr seid Schüler und könnt nicht alles wissen. Bleibt einfach locker, so wie Ihr sonst auch seid.

Wie sieht die Zukunft aus?

Ich würde gerne Maschinenbau studieren. Erst habe ich ja über Physik nachgedacht, aber vielleicht ist das zu theoretisch, denn mich motiviert eher die direkte Anwendungsmöglichkeit meiner Arbeit. Ansonsten lasse ich meine Zukunft einfach auf mich zukommen und mache das Beste draus.

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