Europa im Hitzestress

Extreme Hitze und Dürre könnten Klimasimulationen zufolge früher kommen als bislang angenommen

6. Dezember 2023

Extreme Hitze und Dürre, die für das Klima am Ende des Jahrhunderts typisch sein werden, könnte es in Europa schon in den nächsten Jahrzehnten geben, und auch in kurzen Abständen. Das ist das Fazit einer Studie, an der Forscher des Max-Planck-Instituts für Meteorologie beteiligt waren. Berechnungen des Teams zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für extreme Hitze- und Dürreperioden, zu denen der Klimawandel am Ende des Jahrhunderts führen wird, durch natürliche Prozesse im Nordatlantik bereits früher steigt.

Laut den Klimasimulationen des Forschungsteams treten Hitze- und Dürreperioden in der Art, wie sie bei einer moderaten Klimaerwärmung am Ende des Jahrhunderts typisch sein werden, noch vor 20 Jahren aber praktisch unmöglich gewesen wären, schon in den nächsten zwei Jahrzehnten mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:10 ein. Bis 2050 besteht auch eine zehnprozentige Wahrscheinlichkeit, dass es in zwei aufeinander folgenden Jahren zu extremen Hitzeperioden kommt. Darüber hinaus könnte es bis zum Ende des Jahrhunderts auch europaweite fünfjährige Dürreperioden geben. Die Studie, an der auch die beiden Wissenschaftler Wolfgang Müller und Jochem Marotzke des Max-Planck-Instituts für Meteorologie beteiligt waren, wurde von Laura Suarez-Gutierrez, Stipendiatin an der ETH Zürich, geleitet und ist in der Fachzeitschrift Nature communications earth & environment erschienen.

Die Simulationen des Teams zeigen, dass sowohl die Tageshöchtstemperaturen als auch die nächtlichen Temperaturen in den 2040er-Jahren im günstigsten Fall im Bereich der Werte liegen werden, die wir in den Jahren 2010 bis 2019 erlebt haben, dem wärmsten Jahrzehnt, das bislang in Europa aufgezeichnet wurde. Für denselben Zeitraum übersteigt das Worst-Case-Ergebnis der Rechnungen die Häufigkeit und Heftigkeit der extremen Hitze- und Dürreperioden, die für das Ende des Jahrhunderts typisch sein dürften, bei weitem.

Der Atlantik heizt zusätzlich ein

Einen starken Einfluss hat hier der Zustand des Nordatlantiks: Sein Oberflächenwasser ist aktuell aufgrund einer natürlichen Schwankung wärmer als gewöhnlich. Den Effekt der sogenannten nordatlantischen multidekadischen Variabilität ermittelte das Team um Laura Suarez-Gutierrez in hunderten Simulationen eines Erdsystemmodells, dem MPI Grand Ensemble. Diese gut vorhersagbare Phänomen lässt die Temperatur in nördlichen Breiten schwanken. Die Forschenden berücksichtigten diese natürliche Variabilität der Temperaturen nun zusätzlich zur menschengemachte Klimaerwärmung. So gelangten sie zu dem Ergebnis, dass die Belastung durch Hitze und Trockenheit, die durch den Klimawandel alleine erst zum Ende des Jahrhunderts zu erwarten gewesen wäre, bereits in den kommenden Jahrzehnten steigen wird. Wie die Studie zeigt, könnten also bereits die kommenden Dekaden einen Vorgeschmack auf die Realität am Ende des Jahrhunderts geben.

Hintergrundinformationen

Diese Forschung wurde im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts ClimXtreme durchgeführt und durch das Rahmenprogramm Horizon Europe der Europäischen Union unter den Marie Skłodowska-Curie Maßnahmen kofinanziert.
 

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