Machen wir die Nacht zum Tag?

Folgen künstlicher Lichtquellen für Mensch und Natur. Das Max-Planck-Forum zum Festival of Lights in Berlin

14. Oktober 2014
Licht ist schön. Es bedeutet für viele Menschen Sicherheit, Wohlstand und Modernität. Doch für Tiere ist die künstliche Beleuchtung eine Herausforderung. Zum „Festival of Lights“ diskutieren zwei Forscher die ökologischen Auswirkungen der künstlichen Helligkeit in der Großstadt.

Licht bedeutet für viele Menschen Sicherheit, Wohlstand und Modernität. Als „tagaktive“ Lebewesen verlängern wir unsere aktive Zeit auch dadurch, dass wir die Dunkelheit mit künstlichem Licht vertreiben. Bei der Belichtung von Häusern, Dörfern und Großstädten haben die Planer der letzten Jahrzehnte allerdings hauptsächlich darauf geachtet, dass unsere Lebensumgebung erhellt sein soll und nicht, wo genau die Helligkeit gebraucht wird. So strahlt die nächtliche Beleuchtung nicht nur auf den Lebensraum der Menschen, sondern bis in den Nachthimmel hinauf. Satellitenaufnahmen bei Nacht stellen die Erde als eine funkelnde Kugel dar, und es gibt kaum Landstriche, die nicht von Netzen und Knoten aus Helligkeit durchzogen sind.

Dass es nachts an vielen Orten der Erde nicht mehr richtig dunkel wird, hat viele negative Folgen. Inzwischen spricht man bereits von "Lichtverschmutzung". Erste Studien legen einen positiven Zusammenhang zwischen Brust- und Prostatakrebs und Schlaflosigkeit durch fehlende Verdunkelung nahe.

Doch während der Mensch sich die Dunkelheit zurückerobern kann, muss die Fauna sich an die neuen Lichtsituationen anpassen, um zu überleben. In den letzten Jahren ist das Verhalten von Tieren als Anpassung auf die Lichtverschmutzung, insbesondere im städtischen Bereich, eine wichtige Frage der Forschung geworden. Man hat etwa herausgefunden, dass nachtaktive Säugetiere eine leichtere Beute für ihre Räuber geworden sind, frisch geschlüpfte Meeresschildkröten anstatt ins Meer zu krabbeln durch das Licht der Strandpromenade angezogen werden und Seevögel, magisch angezogen von den Lichtern von Bohrinseln, so lange um die ungewöhnliche Quelle kreisen, bis sie erschöpft ins Meer fallen.

Doch hat die Lichtzunahme der vergangenen Jahrzehnte nur negative Folgen? Einige Spezies passen sich hervorragend an die neuen Bedingungen an. Stadtamseln werden etwa stressresistenter als ihre Kollegen vom Land und Meisen in der Nähe von Stadtlaternen brüten erfolgreicher als ihre Konkurrenz, die im Dunkeln munkelt. Ist Licht wirklich schon ein ernsthaftes Problem?

Podiumsdiskussion mit:

Dr. Jesko Partecke, Max-Planck-Institut für Ornithologie

Dr. Christopher Kyba, Freie Universität Berlin / Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

 

Moderation:

Thomas Prinzler, Wissenschaftsredakteur Inforadio, Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb)

 

TERMIN       14. Oktober 2014 | 19.00 Uhr

ORT              WissenschaftsForum

                     Markgrafenstr. 37 | 10117 Berlin-Mitte

Eintritt frei

Anmeldung erbeten unter: mpgberlin@gv.mpg.de

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