Neue Runde im Austausch mit Polen
100 Wissenschaftler diskutieren in der Europa-Akademie Otzenhausen beim 4. deutsch-polnischen Kolloquium „Science and Art in Europe“ über ihre gemeinsamen Projekte. Jetzt wird geplant, das Treffen auf weitere Länder auszuweiten.
Ob beim Aufbau des Kernfusions-Großprojektes Wendelstein 7-X in Greifswald oder bei der Erforschung des Sozialverhaltens von Säugetieren im Nationalpark Białowieża: Die Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Wissenschaftlern ist beträchtlich und hat ein stabiles Fundament der Gemeinsamkeiten ausgebildet. Das zeigte das vierte deutsch-polnische Kolloquium „Science and Art in Europe“, bei dem Ende Oktober in der Europäischen Akademie Otzenhausen etwa 100 Wissenschaftler aus beiden Ländern zusammenkamen. Zu den Gästen aus der Politik gehörten Marek Prawda, der polnische Botschafter in Deutschland, und der französische Generalkonsul Philippe Cerf.
Traditionell sind die Themen bei dieser Tagungsreihe breit gefächert – so diskutierten Sozial- wie Musikwissenschaftler, Biodiversitätsforscher, aber auch Materialwissenschaftler und Physiker bei dem viertägigen Treffen in fachspezifischen Symposien über ihre Arbeit. In Plenarsitzungen kamen alle Teilnehmer wieder zusammen, um gemeinsame Perspektiven über die jeweiligen Themengebiete hinaus in den Blick zu nehmen. „Die Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen ist wichtig, aber die Bedeutung der Tagung lässt sich nicht allein durch konkrete Projekte ausdrücken“, sagt Klaus Hahlbrock, ehemaliger Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft und Mitorganisator des Treffens. Wichtiger noch sei es, dass sich Polen und Deutsche angesichts der Dramatik der letzten 200 Jahre auf ihre viel länger zurückreichende, gemeinsame Geschichte besinnen und in der Zeit der europäischen Integration verstärkt ins Gespräch kommen, Partnerschaften bilden und dank gemeinsamer Forschung dauerhaft verbunden bleiben. „Da es sich bereits um die vierte Auflage des Kolloquiums handelt, haben wir auf diesem Weg bereits viel erreicht“, sagt Klaus Hahlbrock, der die Veranstaltungsreihe vor zehn Jahren etabliert hat.
Dass Klaus Hahlbrock und der zweite Tagungsleiter Arno Krause, Gründer der Europäischen Akademie Otzenhausen, mit den polnischen Partnern um Maciej Zylicz, Präsident der Stiftung für die polnische Wissenschaft (FNP), zusätzlich auf Musik und bildende Kunst im Programmablauf setzen, unterstütze das Ziel, Verbindungen zu schaffen. „Kunst bringt die Menschen über Grenzen hinweg zusammen, weil sie an einzelnen Sprachen nicht Halt macht und Harmonie eine Grundbedingung ist“, sagt Hahlbrock. Zudem habe die Kunst das Potenzial, die Tagung für ein breiteres Publikum zu öffnen. Folglich gab es neben der Eröffnung einer Kunstausstellung auch Kammermusik unter anderem von Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms und Karol Szymanowski. Vorgetragen von Musikern aus beiden Ländern.
Das erste Treffen von „Science and Art in Europe“ fand 2002 nacheinander in Warschau, Krakau und Posen statt, die zweite Veranstaltung 2005 in Berlin, Jena und Dresden. Dann wählte man 2010 erneut Warschau als Tagungsort, diesmal organisiert von polnischen Partnern. Das vierte Kolloquium bildet nun für den 76-jährigen Hahlbrock und die Max-Planck-Gesellschaft einen Abschluss und der Staffelstab wird an andere Organisatoren übergehen. „Das Fundament ist gegossen. Jetzt gilt es, dass die nächste Generation die Arbeit fortführt.“ Dass man in der Europäischen Akademie Otzenhausen angekommen sei, weise zudem einen Weg in die Zukunft. Schließlich ist dieser Tagungsort im Saarland seit Jahrzehnten Stätte für die deutsch-französische Zusammenarbeit. Nachdem die Netze zwischen Deutschland und Polen fest geknüpft seien, könne „Science and Art in Europe“ weitere Länder einbeziehen. Dass Frankreich dabei eine zentrale Rolle spielen kann, liege auf der Hand.
JE